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Sie suchen eine bezahlbare Wohnung? Dann sollten Sie das lesen

Es wird viel gebaut, wie hier im Glattpark.
Es wird viel gebaut, wie hier im Glattpark.Bild: KEYSTONE
Massnahmen für mehr Wohnungen gefordert

Sie suchen eine bezahlbare Wohnung? Dann sollten Sie das lesen

Eine neue Studie zeigt die Wohnverhältnisse in der Schweiz: Wer eine Wohnung sucht, sollte das NICHT in Zürich tun. Noch teurer ist es in Genf.
08.05.2014, 18:4523.06.2014, 09:56
Simon Jacoby
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Viele Schweizer Zentrums-Regionen reagieren auf die zunehmende Wohnungsnot: In der Schweiz steht nur noch eine von hundert Wohnungen frei. Obwohl in den nächsten Jahren viel gebaut wird, fördern die grösseren Städte gezielt den gemeinnützigen Wohnungsbau. Dies weil die neuen Wohnungen für einkommensschwache Personen nur selten bezahlbar sind.

Zu diesem Schluss kommt eine heute vorgestellte Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, die von der SP-Fraktion in Auftrag gegeben wurde. 

Dies sind die wichtigsten Resultate:

Mehr als vier Millionen Wohnungen ...

... gab es in der Schweiz Ende 2012. Die meisten davon liegen in den Ballungszentren. Das sind die stärksten Kantone:

  1. Der Kanton Zürich hat 693'822 Wohnungen – in der Stadt Zürich sind es 211'942, in Winterthur 51'175.
  2. Der grosse Kanton Bern liegt auf dem zweiten Platz mit 533'132 Wohnstätten – die Bundesstadt hat deren 76'395.
  3. Gerade noch auf das Podest schafft es Luzern mit gut 180'000 Wohnungen. 
  4. Dahinter folgen Zug, die beiden Basel, Tessin, Waadt und Genf.

Falls Sie eine Wohnung suchen, sollten Sie im Kanton Bern suchen. Da ist die Leerwohnungsziffer mit 1,22 Prozent am höchsten. Es folgen die Städte Lugano und Luzern mit 1,2 und 1,14 Prozent. 

Am schwierigsten ist es in der Stadt Zürich, da steht nur jede 1250. Wohnung frei (0.08 Prozent).

45 Quadratmeter bewohnen wir im Schnitt

45 Quadratmeter haben Schweizer im Schnitt zur Verfügung.
45 Quadratmeter haben Schweizer im Schnitt zur Verfügung.Bild: KEYSTONE

Seit 1980 stieg der Wohnbedarf pro Person von 34 auf 45 Quadratmeter. Auch hier gibt es regionale Unterschiede:

  1. Den meisten Platz brauchen die Tessiner, die Ostschweizer und die Nordwestschweizer mit 47 Quadratmeter pro Person.
  2. Es folgt die Zentralschweiz mit 46 Quadratmeter und ...
  3. ... das Mittelland mit 45 Quadratmeter.
  4. Die beiden am dichtesten besiedelten Regionen der Schweiz haben den kleinsten Wohnraum zur Verfügung: Die Zürich- (44 Quadratmeter) und die Genferseeregion (41 Quadratmeter).

Mieten steigen in allen Städten

In allen grösseren Ballungszentren der Schweiz sind die Mieten stark gestiegen.

Hier sehen Sie, wo die Preise zwischen 2004 und 2012 am stärksten gestiegen sind:

  1. Genf
  2. Lausanne
  3. Zürich

Diese drei Zentren liegen bei der Mietpreisentwicklung sehr nahe beieinander. Von 2004 bis 2012 stiegen die Preise überall um ungefähr 30 Prozent – bei einem landesweiten Schnitt von 15,8 Prozent.

Am wenigsten zugenommen haben die Preise der Stadt Bern: Immerhin um etwas mehr als 20 Prozent.

Sie kommen – die neuen Wohnungen

Es entstehen viele neue Wohnungen, vor allem für gutsituierte.
Es entstehen viele neue Wohnungen, vor allem für gutsituierte.Bild: KEYSTONE

Leere Wohnungen sind Mangelware und die Bevölkerung wächst immer weiter – Masseneinwanderungs-Initiative hin oder her. Darum entstehen in den nächsten Jahren vor allem in den Regionen mit starkem Wirtschaftswachstum einige grosse Bauvorhaben.

  • In Zürich sollen in den nächsten Jahren 7'500 private und 3'000 genossenschaftliche und städtische Wohnungen entstehen.
  • Die Stadt Genf plant in ganz anderen Grössenverhältnissen: Bis im Jahr 2030 sollen über 50'000 neue Wohnungen gebaut werden.
  • Auch Lausanne, Bern, Winterthur und der Kanton Zug zählen zu den Zentren, die in den nächsten Jahren viele neue Wohnungen erhalten werden. 

In Basel und Luzern leben die Nationalitäten getrennt

Die Studie hat auch untersucht, ob in den Schweizer Städten eine soziale Entmischung (Segregation) stattfindet. 

Am stärksten sind diese Effekte in Basel und Luzern wo sich die Bewohner eines Quartiers nach Nationalität und Alter nur sehr wenig unterscheiden. 

Genf, Lausanne und Winterthur kennen diese Probleme (fast) nicht – auch in Zürich hat man sie dank einer aktiven Politik weitgehend unter Kontrolle. Allerdings gibt es auch da zunehmend einkommensschwache Familien, die sich ihre Wohnungen in aufstrebenden Quartieren nicht mehr leisten können.

So wird's wieder bezahlbar

Wohnung einer Genossenschaft in Zürich.
Wohnung einer Genossenschaft in Zürich.Bild: KEYSTONE

Um die Lage der Mieter zu entschärfen, empfehlen die Autoren eine Reihe von Massnahmen:

  • Die Kräfte des Marktes sollen so weit wie möglich für die Erhöhung des Wohnungsangebots genutzt werden.
  • Bund, Kantone und Gemeinden müssen genossenschaftlichen und gemeinnützigen Wohnungsbau fördern und unterstützen.
  • Wo der Platz begrenzt ist, vor allem in den Zentren und Agglomerationen, soll verdichtetes Bauen gefördert werden.
  • Ausländische Investitionen auf dem Schweizer Immobilienmarkt müssen beschränkt werden. Dazu brauche es eine Verschärfung der Lex Koller.
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