ETF Securities ist ein auf Rohstoffe, speziell Gold, spezialisiertes Anlagehaus. Bitcoins werden bekanntlich wie Gold geschürft, allerdings im Internet, und die Miners benutzen nicht Pickel und Schaufel, sondern eigens konzipierte Rechner. Deshalb wird die Kryptowährung auch «digitales Gold» genannt.
ETF Securities hat deshalb untersucht, wie hoch die Produktionskosten dieses digitalen Goldes sind. «Aufgrund der Ähnlichkeit mit Rohstoffen erscheint uns eine Berechnung der Produktionsgrenzkosten sinnvoll», heisst es in der von James Butterfill verfassten Analyse.
Der letzte Bitcoin wird voraussichtlich 2130 gemint werden, «99 Prozent aller Bitcoins werden bereits bis 2017 ‹abgebaut› werden», schätzt Butterfill. Das hat Auswirkungen auf den Stromverbrauch. Aktuell entspricht der Stromverbrauch der Bitcoin-Miner etwa dem Verbrauch von 600'000 US-Haushalten, will heissen: Täglich wird Strom in der Höhe von 3,4 Millionen Dollar verbraucht.
Der Boom der Kryptowährungen wird dies rasant verändern. «Bei der aktuellen Wachstumsrate des Bitcoin-Netzwerkes werden sich die derzeitigen Stromkosten bis Ende 2018 verdoppeln», heisst es in der Analyse.
Nicht nur den Strom, auch die Rechner müssen die Miner käuflich erwerben. Rechnet man diese Kosten dazu, dann kostet das Mining eines Bitcoin inklusive Hardware heute rund 4300 Dollar. Der wachsende Stromverbrauch wird dazu führen, dass sich nächstes Jahr die Grenzkosten massiv erhöhen werden, gemäss Analyse auf 6500 Dollar.
Folgt man der etwas kruden Logik der ETF-Securities-Analyse, dann lohnt sich das Bitcoin-Mining trotzdem. Der Kurs liegt derzeit bei rund 17'000 Dollar; und die Euphorie hat sich keineswegs gelegt. Im Gegenteil: Wer heute in Zürich in ein Taxi steigt, muss damit rechnen, dass der Fahrer ihm erklärt, wie Bitcoin-Mining geht. Ein sicheres Indiz dafür, dass der Mainstream auf den Bitcoin-Zug aufgesprungen ist.
Besonders heftig wütete das Bitcoin-Fieber in Asien. In Südkorea soll es Menschen geben, die ihre gesamte Altersvorsorge in die Kryptowährung investierten – keine nachahmenswerte Idee. Die japanische Börse BitFlyer meldet derweil, dass einzelne Investoren ihre Einsätze bis zu 15 Mal «leveragen», will heissen: Sie spekulieren mit Beträgen, die 15 Mal höher sind als ihre Ersparnisse. Ein äusserst riskantes Unterfangen, denn Banken pflegen ihre berühmt-berüchtigten «margin calls» – die Aufforderung, Geld nachzuschiessen, wenn der Kredit aufgebraucht ist. Für den Kreditnehmer bedeutet dies in der Regel Totalverlust.
Den Boom befeuern dürfte auch die Tatsache, dass in Chicago die Börse Cboe Global Markets Inc. heute zum ersten Mal Futures auf die Kryptowährung emittiert hat. Die etwas grössere GME Group Inc. wird im Laufe der Woche dem Beispiel folgen. Damit wird es möglich sein, auf die Kursentwicklung der Bitcoins mit Derivativen zu setzen. Angesichts der äusserst volatilen Kursentwicklung ist dies ebenfalls hoch riskant, nicht nur für die Spekulanten, sondern auch für das Finanzsystem.
Finanziell geht die Rechnung der Bitcoin-Pioniere auf. Einige von ihnen sind inzwischen sehr reich geworden. Das mag sie darüber hinwegtrösten, dass die Philosophie der Kryptowährung längst vor die Hunde gegangen ist. Bitcoins waren eigentlich gedacht als Geld, das die verhassten Zentralbanken und ihr Fiat-Money austricksen und wie Gold für eine nicht manipulierbare Währung sorgen sollte.
Diese Rechnung ist gründlich in die Hosen gegangen: Bitcoins sorgen heute für eine der absurdesten Kredit-Blasen in der Finanzgeschichte, sie werden mit dreckigem Strom aus chinesischen Kohlekraftwerken geschürft und ihr Kurs wird nicht vom freien Markt bestimmt, sondern von ein paar chinesischen Oligarchen.