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In den vergangenen Tagen hat Peter Thiel wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt: Er hat sich als Gönner des Wrestlers Hulk Hogan geoutet. Dieser hatte in erster Instanz von der Online-Plattform Gawker 140 Millionen Dollar Schmerzensgeld erstritten, weil diese ein Sexvideo von ihm veröffentlicht hatte. Thiel hatte den Prozess des Wrestlers mit zehn Millionen Dollar finanziert.
Dass Thiel für Schlagzeilen sorgt, ist nichts Aussergewöhnliches. Er war einst Wortführer der legendären «Paypal-Mafia», der wohl einflussreichsten Unternehmer-Gruppe im Silicon Valley. Unter anderem gehörten Elon Musk und Linkedin-Gründer Reid Hoffmann dazu. Als der Bezahlservice an Ebay verkauft wurde, verdiente Thiel seine erste Milliarde Dollar.
Später war Thiel einer der frühen Investoren von Facebook, wo er immer noch im Verwaltungsrat sitzt. Daneben ist er Sponsor von mindestens einem Dutzend Start-ups und damit einer der bedeutendsten «angel investors» der IT-Szene.
Thiel ist auch grosszügiger Gönner: Er unterstützt junge Unternehmer, wenn sie sich verpflichten, das Studium zu schmeissen, und ist einer der Mäzene der Singularity University. Diese will mit Hilfe der Technologie die Welt retten und das Geheimnis des ewigen Lebens ergründen.
Thiel ist einerseits ein bekennender Libertärer. Er ist ein Fan der Schriftstellerin Ayn Rand und will den Staat auf ein absolutes Minimum beschränken. 2012 hat er zunächst den Wahlkampf des Republikaners Ron Paul mit 2,6 Millionen Dollar und danach Mitt Romney unterstützt. Im laufenden Wahlkampf setzt er auf Donald Trump.
Gleichzeitig ist Thiel ein Kulturpessimist: «Wir haben die ziemlich kaputte reale Welt, in der alles immer schwieriger wird, und die Politik spielt verrückt, und es ist beinahe unmöglich, gute Leute in die wichtigsten Ämter zu wählen, das ganze System funktioniert nicht», zitiert ihn George Packer in seinem Buch «Die Abwicklung». (Kleiner Tipp nebenbei: Unbedingt lesen!)
Thiel glaubt nicht mehr an die Demokratie, sondern an den technischen Fortschritt und den Übermenschen im Sinne von Nietzsche. In einem Essay schrieb er 2009: «Das Schicksal unserer Welt liegt vielleicht in den Händen eines einzelnen Menschen, der den Mechanismus der Freiheit erschafft oder verbreitet, den wir brauchen, um die Welt zu einem sicheren Ort für den Kapitalismus zu machen.»
Nicht nur die Demokratie, auch die reine Marktwirtschaft ist für Thiel ein Auslaufmodell geworden. In seinem Buch «Zero to One» singt er zur allgemeinen Überraschung und zum Entsetzen seiner libertären Mitstreiter ein Loblied auf das Monopol. Wettbewerb sei für Verlierer, schreibt er darin, die Zukunft gehöre Giganten wie Google.
Hulk Hogan ist nicht der Einzige, der von Peter Thiels Geldsegen profitiert hat. Inzwischen ist durchgesickert, dass Thiel ein ganzes Anwaltsteam finanziert, das sich mit Opfern von Gawker befasst. Sein Motiv ist Rache. Das Onlineportal hatte Thiel 2007 gegen seinen Willen als Homosexuellen geoutet.
So berechtigt der Zorn Thiels gegen Gawker sein mag, sein Vorgehen ist mehr als fragwürdig. Selbst die Libertären sind irritiert, dass ausgerechnet einer ihrer Vordenker die freie Presse mit Schadenersatzklagen gängeln will. Gleichzeitig macht der Fall überdeutlich, dass Gerechtigkeit käuflich und damit zu einer Sache des neuen Geldadels wird.
In all seiner Widersprüchlichkeit verkörpert Peter Thiel die Merkmale einer dystopischen Welt, die zunehmend real zu werden droht: des Wohlstandsfaschismus. Es ist eine Welt, in der die Demokratie verachtet und die Technik vergöttert, eine Welt, die von superreichen Übermenschen und Monopolen beherrscht wird, die sich keinen Deut um ihre eigene Widersprüchlichkeit scheren.