Trumps Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders hat einen dummen Fauxpas begangen: Am täglichen Briefing mit den Journalisten entgegnete sie auf die Frage nach dem Stand in der Affäre Stormy Daniels: Die Angelegenheit sei erledigt, der Präsident habe eine sogenannte Arbitration gewonnen. Damit gab sie dummerweise auch zu, dass es eine solche Arbitration gibt.
Eine Arbitration ist eine Besonderheit des amerikanischen Rechts. Es ist ein Abkommen, das die betroffenen Parteien zu Stillschweigen zu einem bestimmten Ereignis verpflichtet. Die beiden können sich dabei hinter einem Pseudonym verstecken. Wer dieses Abkommen bricht, muss sofort und ohne Gerichtsverfahren eine zuvor festgelegte Busse bezahlen, die in der Regel sehr hoch angesetzt ist.
Im Fall von Stormy Daniels – sie heisst übrigens richtig Stephanie Clifford – und Donald Trump existiert ein solches Abkommen. Das hat Huckabee Sanders nun bestätigt. Normalerweise sind solche Abkommen so wasserdicht abgefasst, dass eigentlich nichts passieren kann.
Doch Trumps Anwalt Michael Cohen hat geschlampt. Auf dem Dokument fehlt die Unterschrift von David Dennison, aka Donald Trump. Deshalb erklärt nun Stormy Daniels Anwalt, das Abkommen sei null und nichtig und will dies von einem Richter auch bestätigt bekommen.
Sollte er Recht erhalten, dann kann Stormy Daniels nicht nur im Detail über ihre Affäre mit Trump berichten, sie darf auch allfällig vorhandene Fotos und Videos veröffentlichen. An dankbaren Abnehmern dürfte es keinen Mangel geben.
Für Trump wäre das zunächst einmal hochnotpeinlich. Er könnte jedoch wahrscheinlich damit leben. Andere Präsidenten vor ihm haben ebenfalls Affären gehabt. Dass John F. Kennedy und Marilyn Monroe sich mehr als platonisch näher gekommen sind, ist kein Staatsgeheimnis. Der hochgelobte Gründervater Thomas Jefferson hat gar Kinder mit seinem Kindermädchen, der Sklavin Sally, gezeugt.
Doch bei Trump steht mehr als Sex auf dem Spiel. Da ist zunächst einmal die Frage des Schweigegeldes. Stromy Daniels hat 130’000 Dollar erhalten, und zwar von einer eigens zu diesem Zweck von Anwalt Cohen gegründeten Tarnfirma. Cohen sagt, er hätte die 130’000 Dollar aus dem eigenen Sack bezahlt, eine mehr als fragwürdige Behauptung. Es besteht daher der Verdacht, dass das Schweigegeld aus Trumps Wahlkampffonds entrichtet wurde. Sollte dies zutreffen, dann wäre dies eine Straftat und würde die Federal Election Commission auf den Plan rufen.
Sarah Huckabee Sanders unfreiwillige Bestätigung schadet Trump derweil im Kampf gegen die 19 Frauen, die ihn nach wie vor der sexuellen Belästigung bezichtigen. Auch diese Anschuldigungen werden von Trump vehement bestritten, ja er hatte gar gedroht, diese Frauen vor den Kadi zu zerren. Im Lichte der Affäre mit dem Pornostar ist dies wohl keine gute Idee mehr.
Schliesslich dürfte sich auch Sonderermittler Robert Mueller für den Fall interessieren. Michael Cohen spielt eine bedeutende Rolle im sogenannten Steele-Dossier, das sich mit der Kungelei zwischen dem Wahlkampfteam von Trump und den Russen beschäftigt. Viele der Dinge, die in diesem Dossier aufgezählt werden, sind inzwischen bestätigt worden. Gilt dies nun auch für die Pipi-Tapes?
Cohen hat bisher stets geleugnet, in die Russlandaffäre verwickelt zu sein. Seine Glaubwürdigkeit ist jedoch angeschlagen, er muss wohl bald mit einer Vorladung des Sonderermittlers rechnen. Auch Trump steht wohl eine schwierige Aussprache bevor – mit seiner Frau Melania.