Wirtschaft
Donald Trump

Trumps Glückssträhne ist vorbei

epa06499024 US President Donald J. Trump (L) and First Lady Melania Trump return to the White House via Marine One, in Washington, DC, USA, 05 February 2018. The President and First Lady spent the day ...
Das Präsidenten-Ehepaar kehrt ins Weisse Haus zurück.Bild: EPA/Getty Images North America POOL

Trumps Glückssträhne ist vorbei

Die Aktienmärkte crashen, das Geheim-Memo gegen das FBI war ein Flop: Der Präsident steckt in Schwierigkeiten – und sie könnten noch viel grösser werden.
06.02.2018, 11:3006.02.2018, 18:55
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Donald Trump war bisher ein politisches Glückskind. Dank glücklichen Umständen gewann er eine Präsidentschaftswahl. Als er sein Amt antrat, setzte die Weltwirtschaft zu einem synchronen Aufschwung an und die Aktienmärkte zu einer Rekordhausse. Trump konnte sich in ein gemachtes ökonomisches Bett legen und eigentlich nichts falsch machen.

Prahlereien rächen sich

Gentlemen geniessen bekanntlich – und schweigen. Trump hingegen schweigt nicht, er prahlt: 54 Mal verkündete er lauthals, dass er für den Aktienboom, für die tiefe Arbeitslosigkeit und die steigenden Löhne höchstpersönlich verantwortlich sei.

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Von Trump nicht mehr erwünscht: Die erfolgreiche Notenbankerin Janet Yellen.Bild: AP/AP

Janet Yellen, die Ex-Präsidentin der US-Notenbank, hat mit ihrer umsichtigen Geldpolitik viel für den Aufschwung geleistet. Trump schickte sie in die Wüste und ersetzte sie durch den von ihm gewählten Jay Powell. 

Natürlich ist es Zufall, dass die Börse am ersten Tag nach Yellen crashte, aber es ist auch so etwas wie poetische Gerechtigkeit. Es zeigt, dass Präsident Trump derzeit nackt dasteht. Der Trump-hörige TV-Sender Fox News hat zwar während seiner gestrigen Rede in Cincinnati den Börsenticker ausgeblendet. Den Rekordabsturz von 1’175 Punkten konnte er damit nicht zum Verschwinden bringen.

Steuerreform zum dümmsten Zeitpunkt

Trump ist für diesen Absturz mitverantwortlich, nicht nur seiner Prahlereien wegen. Seine mit Hängen und Würgen durch den Kongress geboxte Steuerreform kommt zum dümmstmöglichen Zeitpunkt. Die Steuergeschenke werden die bereits brummende Wirtschaft zum Überhitzen bringen.

Die steigenden Löhne – ironischerweise Trumps grösster Erfolg – werden die Inflation anheizen und die Notenbank zur Erhöhung der Leitzinsen zwingen. Unter dem Strich bleibt damit ein um 1,5 Billionen Dollar erhöhtes Staatsdefizit, was die Hardliner in der eigenen Partei auf die Barrikaden und die Zinsen ebenfalls in die Höhe treiben wird.

epa06486252 Chairman of the House Permanent Select Committee on Intelligence Devin Nunes leaves after a House Republican Conference meeting on Capitol Hill in Washington, DC, USA, 30 January 2018. Rep ...
Unbedarfter Schosshund:  Devin Nunes.Bild: EPA/EPA

Auch politisch steht Trump im Gegenwind. Mit viel Aufwand wurde wochenlang ein Memorandum des republikanischen Abgeordneten Devin Nunes gehypt. Es werde ein für alle Mal zeigen, dass Trump tatsächlich das Opfer einer politischen Hexenjagd von FBI und dem «deep state» sei, wurde im Vorfeld von den konservativen Medien und Republikaner verkündet.

Das am letzten Freitag veröffentlichte Geheim-Memo hat sich als veritabler Rohrkrepierer erwiesen. Nunes musste kleinlaut eingestehen, dass nicht das berühmt-berüchtigte Steele-Dossier den Anstoss zur Untersuchung der Russlandaffäre gegeben habe; und er musste auch zugeben, dass die Richter über die politischen Zusammenhänge informiert waren.

Geheim-Memo bringt Trump in Zwickmühle  

Selbst republikanische Hardliner beginnen, sich degoutiert abzuwenden. Trey Gowdy, Abgeordneter aus South Carolina und ein Vertreter der Tea Party, erklärte am Sonntag auf Fox News unmissverständlich: «Es gab eine Russland-Untersuchung ohne das Dossier.» Andere Hardliner wie Chris Stewart, Will Hurd und Brad Wenstrup stellten sich hinter Gowdy und versicherten dem Sonderermittler Robert Mueller ihre Unterstützung.

Die Republikaner im Untersuchungsausschuss haben auch eingewilligt, dass ein alternatives Geheim-Memo der Demokraten ebenfalls veröffentlicht werden soll. Der Präsident sitzt damit in der Falle: Stimmt er ebenfalls zu, dann werden für ihn wenig schmeichelhafte Fakten bekannt. Verweigert er die Zustimmung, dann zeigt sich, dass sein Ruf nach Transparenz scheinheilig war. Zudem muss Trump dann befürchten, dass das Abgeordnetenhaus ihn überstimmt und mit Stimmen der Republikaner eine Veröffentlichung erzwingt.

Atomschutzbunker sind ein boomendes Geschäft in den USA

Video: srf/SDA SRF
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Paul Badman
06.02.2018 11:41registriert November 2015
Mein lieber Herr Löpfe,
wie oft haben Sie schon den Abgang von Trump vorhergesehen, wir haben es geglaubt, gehofft, gewettet. Nichts geschah. Nun hat die Börse gehustet und er wird auch das als Erfolg verkaufen. So lange er genügend Claqueure und Enddarmkriecher um sich scharen kann, wird nichts geschehen. Politisch ist es auch unklug, ihn in die Wüste zu schicken. Er muss für alle offensichtlich und wirklich kläglich scheitern. Sonst taucht der selber oder eine Kopie von ihm wieder auf. Siehe Berlusconi in Italien.
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Theor
06.02.2018 12:23registriert Dezember 2015
Der wievielte Weltuntergangsprophezeihende Titel bezüglich der Trum-Ära ist das nun? Nichjts gegen Trumpkritik, aber so langsam fällt es mir auf, dass man besonders auf Watson fast jedern vierten Tag einen Artikel schreibt, dass nun Trumps Stunde geschlagen habe. Und bisher hält er sich immernoch problemlos im Sattel.
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olmabrotwurschtmitbürli #wurstkäseszenario
06.02.2018 12:13registriert Juni 2017
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube...
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