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AHV-Reform: Jung gegen Alt – die Zahlen

Plakat der Gegner zur Altersvorsorge 2020 in Schaffhausen am Donnerstag, 7. September 2017. Die Volksabstimmung ueber die Altersvorsorge 2020 findet am 24. September 2017 statt.(KEYSTONE/Walter Bieri)
Tönt gut, ist aber leider falsch: Propaganda der Gegner der AHV-Reform.Bild: KEYSTONE

Jung gegen Alt – diese Zahlen zur Rentenreform musst du kennen 

Der Generationenkonflikt spielt in der AHV-Abstimmung keine Rolle – ausser man verdient deutlich über 100'000 Franken pro Jahr, und das lange.
13.09.2017, 17:0014.09.2017, 05:21
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Der Generationenkonflikt spielt in der Auseinandersetzung um die Reform der AHV eine zentrale Rolle. Immer mehr Junge müssten immer wohlhabendere Alte durchfüttern, jammern die Gegner. Das heizt die Emotionen an. Eine nüchterne Auflistung der Fakten liefert die vom Bundesamt für Sozialversicherungen herausgegebenen Fachzeitschrift «Soziale Sicherheit CHSS» vom Juni 2016:  

Die AHV kennt das Umlageverfahren. Das bedeutet, dass Geld umverteilt wird, und zwar von Erwerbstätigen zu Rentnern und von Reichen zu weniger Reichen. Die Höhe der Rente wird mit einer komplizierten Formel berechnet, deren Details wir uns ersparen. Die zentralen Elemente jedoch sind rasch aufgeführt:

Man muss deutlich mehr als 100'000 Franken verdienen

Entscheidend sind das durchschnittliche jährliche Einkommen (DJE) und die Beitragsjahre. Sie bestimmen die Höhe der Rente, die zwischen 1175.- Franken und 2350.- Franken im Monat schwankt.  

Alain Berset Interview – 2. Teil

Video: watson/Emily Engkent

Wer eine Maximalrente beziehen will, muss als Mann 44 Jahre lang in die AHV-Kasse einbezahlt und dabei ein DJE von rund 84'000 Franken erzielt haben. Für Frauen reichen bis anhin 43 Jahre. In jungen Jahren verdient man in der Regel weniger. Deshalb muss man am Ende seines Erwerbsleben mehr als 100'000 Franken Einkommen erzielen, um auf diesen Wert zu kommen. Netto, wohlverstanden.  

Nicht einmal 10 Prozent der Erwerbstätigen sind betroffen

Im Jahr 2015 hat die AHV Renten in der Höhe von rund 40 Milliarden Franken ausgeschüttet. Rund 30 Milliarden Franken stammen aus dem Umlageverfahren, rund 10 Milliarden Franken hat dabei die öffentliche Hand beigesteuert. Vom Bund stammen 7,6 Milliarden, von den Steuern 2,5 Milliarden. Die Umverteilung von Reichen zu weniger Reichen fiel weniger ins Gewicht: 1,75 Milliarden Franken beträgt der Solidaritätsbeitrag derjenigen, die über ein DJE von deutlich über 100'000 Franken verfügen.  

Soweit die nackten Zahlen. Sie zeigen, dass es schlicht falsch ist, wenn behauptet wird, dass sich die Alten mit der geplanten AHV-Reform auf Kosten der Jungen sanieren. Mehr in die AHV-Kasse einzahlen als später wieder beziehen bedeutet: Man muss ein Erwerbsleben lang ein durchschnittliches jährliches Einkommen von deutlich über 100'000 Franken erzielt haben. Das schaffen nicht einmal 10 Prozent der Erwerbstätigen. Für alle, die nicht dieser Einkommensklasse angehören, lohnt es sich daher, ein Ja in die Urne zu legen. Ob sie jung oder alt sind, spielt dabei keine Rolle.

Lässt sich mit Kiffen die AHV finanzieren?

Video: srf
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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rogidog
13.09.2017 20:28registriert Februar 2017
Schlicht und ergreifend zum Erbrechen. Da hocken wir in einem der Top 3 reichsten Länder auf Erden und müssen uns Gedanken machen um die Versorgung und den würdigen Unterhalt von Rentnern (wir ALLE werden mal Rentner). Anstelle Milliarden für die unnütze Armee auszugeben (umgeben von Freunden…) Oder das Akzeptieren von perversen Löhnen, in diesem Kontext halt im öffentlichen Bereich oder Gesundheitswesen (Swisscom, SBB, Pharmaindustrie, u.a.). Sollten wir uns nicht besser gegenseitig als Volk und Gemeinschaft sinnvoll unterstützen, zum Wohle eines jeden Einzelnen…!!? Die finanziellen Mittel wären im Überfluss vorhanden, nur schaffen wir es nicht diese zum Wohle ALLER einzusetzen, leider. Zu stark ist noch die Gier und Illusion von Besitz und Macht in uns verankert.
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Pumuckl96
13.09.2017 18:08registriert Mai 2016
Herr Löpfe, bitte beachten Sie bei Ihrer Argumentation auch diese zwei Punkte:
- Die AHV ist eine Anwartschaft. Ihr Argument hält nur, wenn man denn tatsächlich in X Jahren auch eine Rente ausgeschüttet bekommt.
- Die Vorlage sichert die AHV nur für eine begrenzte Zeit. Sie klammern dabei aus, dass sehr viele Menschen in den nächsten Jahren in die Pension eintreten und dann wieder eine Reform notwendig ist. Möglicherweise geht die Rechnung für diejenigen auf, die in den nächsten Jahren eintreten. Und für die anderen?
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Toerpe Zwerg
13.09.2017 17:31registriert Februar 2014
Nach nochmaligem lesen bin ich richtig wütend.

Wir stimnen nicht über eine AHV Reform ab Herr Löpfe, sondern über eine Gesamtreform der obligatorischen Altersvorsorge. Die AHV wird mit dieser Vorlage auch nicht saniert. Nach 10 Jahren ist sie bereits wieder im Minus. Der Finabzierungsbedarf bei der AHV wird mit dieser Vorlage erhöht. Die zwingend folgende Reform wird deshalb verschärft ausfallen.

Mit dieser Reform werden alle Lasten in die Zukunft und auf die Jahrgänge 1974 und jünger verschoben.

Wieso verschweigen Sie diese Fakten?
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