Der Generationenkonflikt spielt in der Auseinandersetzung um die Reform der AHV eine zentrale Rolle. Immer mehr Junge müssten immer wohlhabendere Alte durchfüttern, jammern die Gegner. Das heizt die Emotionen an. Eine nüchterne Auflistung der Fakten liefert die vom Bundesamt für Sozialversicherungen herausgegebenen Fachzeitschrift «Soziale Sicherheit CHSS» vom Juni 2016:
Die AHV kennt das Umlageverfahren. Das bedeutet, dass Geld umverteilt wird, und zwar von Erwerbstätigen zu Rentnern und von Reichen zu weniger Reichen. Die Höhe der Rente wird mit einer komplizierten Formel berechnet, deren Details wir uns ersparen. Die zentralen Elemente jedoch sind rasch aufgeführt:
Entscheidend sind das durchschnittliche jährliche Einkommen (DJE) und die Beitragsjahre. Sie bestimmen die Höhe der Rente, die zwischen 1175.- Franken und 2350.- Franken im Monat schwankt.
Wer eine Maximalrente beziehen will, muss als Mann 44 Jahre lang in die AHV-Kasse einbezahlt und dabei ein DJE von rund 84'000 Franken erzielt haben. Für Frauen reichen bis anhin 43 Jahre. In jungen Jahren verdient man in der Regel weniger. Deshalb muss man am Ende seines Erwerbsleben mehr als 100'000 Franken Einkommen erzielen, um auf diesen Wert zu kommen. Netto, wohlverstanden.
Im Jahr 2015 hat die AHV Renten in der Höhe von rund 40 Milliarden Franken ausgeschüttet. Rund 30 Milliarden Franken stammen aus dem Umlageverfahren, rund 10 Milliarden Franken hat dabei die öffentliche Hand beigesteuert. Vom Bund stammen 7,6 Milliarden, von den Steuern 2,5 Milliarden. Die Umverteilung von Reichen zu weniger Reichen fiel weniger ins Gewicht: 1,75 Milliarden Franken beträgt der Solidaritätsbeitrag derjenigen, die über ein DJE von deutlich über 100'000 Franken verfügen.
Soweit die nackten Zahlen. Sie zeigen, dass es schlicht falsch ist, wenn behauptet wird, dass sich die Alten mit der geplanten AHV-Reform auf Kosten der Jungen sanieren. Mehr in die AHV-Kasse einzahlen als später wieder beziehen bedeutet: Man muss ein Erwerbsleben lang ein durchschnittliches jährliches Einkommen von deutlich über 100'000 Franken erzielt haben. Das schaffen nicht einmal 10 Prozent der Erwerbstätigen. Für alle, die nicht dieser Einkommensklasse angehören, lohnt es sich daher, ein Ja in die Urne zu legen. Ob sie jung oder alt sind, spielt dabei keine Rolle.