Die Ecopop-Initiative beherrscht die Online-Kommentare und die Leserbriefseiten. Auch die Pauschalbesteuerung sorgt für Emotionen. Erstaunlich ruhig dagegen ist es um die dritte nationale Frage, über die wir am 30. November abstimmen: Die Goldinitiative.
Die Goldinitiative verlangt, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mindestens 20 Prozent ihrer Aktiven in Gold hält. Das würde in etwa eine Verdoppelung des aktuellen Goldbestandes von rund 1000 Tonnen im Wert von 38 Milliarden Franken bedeuten.
Dabei gehört die SNB heute schon zu den Zentralbanken mit dem im Verhältnis zu ihrer Bilanzsumme grössten Goldanteil. Zudem verbietet die Goldinitiative der SNB, künftig Gold zu verkaufen, und verlangt, dass alles Gold der SNB in der Schweiz aufbewahrt wird.
Lanciert wurde die Goldinitiative von den SVP-Politikern Ulrich Schlüer, Luzi Stamm und Lukas Reimann. Doch selbst innerhalb der SVP ist sie umstritten. Die anderen Parteien, Bundesrat und Parlament haben sich gegen die Initiative ausgesprochen. Beim Stimmvolk hingegen stösst sie auf Sympathien. Die jüngste SRG-Umfrage hat ergeben, dass 44 Prozent der Befragten eher für die Initiative stimmen werden, 39 Prozent lehnen sie ab.
Die Goldinitiative nutzt die Verunsicherung der Schweizerinnen und Schweizer aus und verspricht die Rückkehr zu einer Idylle, die es so nie gegeben hat. Das sind die fünf Missverständnisse:
Gold ist nur in beschränktem Umfang vorhanden und kann nicht künstlich hergestellt werden. Daher verändert sich auch der Preis kaum. Irrtum. Gerade das macht das gelbe Metall für Spekulanten attraktiv. Der Goldpreis hat in den letzten Jahren eine eigentliche Achterbahnfahrt hinter sich, hauptsächlich.
Ein Ja zur Goldinitiative wäre damit eine Einladung an die Hedge Funds für eine Spekulationsorgie.
Wieder einmal geht das Gespenst der Inflation um in Europa. Doch derzeit besteht gar keine Inflationsgefahr. Hingegen bewegen wir uns auf eine Deflation zu. Das Geld gewinnt an Wert. Die Deflation ist mindestens so gefährlich wie die Inflation. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Konsumenten halten sich zurück, weil sie mit sinkenden Preisen rechnen. Die Unternehmen investieren nicht mehr, weil die dafür notwendigen Schulden immer schwerer drücken.
Merke: Hitler kam nicht wegen der Hyperinflation an die Macht. Diese hat zu Beginn der 1920er Jahre stattgefunden. Erst die Deflation der 1930er Jahre hat die deutsche Wirtschaft ins Elend gestürzt und so den Weg für den Erfolg der Nazis vorbereitet.
Wer in der aktuellen Lage die Inflation mit einem Pseudo-Goldstandard bekämpfen will, handelt wie jemand, der einen Brand mit Benzin löscht.
Eine durch Gold abgestützte Währung ist eine harte Währung. Will heissen: Sie hat einen sehr günstigen Wechselkurs. Wer seine Franken in Euro tauscht, kann also im Aldi über der Grenze sehr viel damit einkaufen. Das gibt dem Schweizer ein gutes Gefühl – und stürzt die einheimische Wirtschaft in tiefste Verzweiflung. Eine harte Währung hilft vor allem superreichen Ausländern, die ihr Geld im sicheren Hafen Schweiz parkieren. Das macht den Franken noch härter – und lässt die auf Exporte angewiesene Schweizer Wirtschaft noch mehr verzweifeln.
Gerade der Arbeitsplatz des kleinen Mannes ist bei einem Ja zur Goldinitiative in Gefahr.
Das Gegenteil ist wahr. Die SNB hat den Auftrag, für stabile Preise zu sorgen. Das tut sie, indem sie Fremdwährungen und Gold kauft und verkauft. Die Goldinitiative zwingt sie, einen bestimmten Goldanteil zu halten und verbietet ihr, Gold zu verkaufen. Damit wird der Spielraum der SNB stark eingeschränkt.
Die Auswirkungen für die Wirtschaft können katastrophal sein, weil die Notenbank nicht mehr flexibel auf die Ereignisse der Weltwirtschaft reagieren kann, sondern in ein Zwangskorsett gesteckt wird.
Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, wie falsch diese Annahme ist: In den Zwischenkriegsjahren kehrten viele Länder zum Goldstandard zurück. Sie erhofften sich davon Schutz vor Inflation – und erhielten stattdessen eine Wirtschaftskrise. England, Frankreich, Deutschland und die USA lieferten sich einen absurden Krieg um das gelbe Metall, der in der Grossen Depression endete.
Erst als Elend und Arbeitslosigkeit untragbare Dimensionen erreicht hatten, wurde der Goldstandard wieder abgeschafft. Auch die Schweiz musste diesen Schritt 1936 tun, unter schweren Verlusten und als eine der letzten Nationen.
Wenn die Schweiz heute als erste zu einem Teil-Goldstandard zurückkehrt, dann würgt sie ihre Exportwirtschaft ab.
In einer globalisierten Weltwirtschaft ist Gold tatsächlich ein «barbarisches Relikt», wie es der legendäre Ökonom John Maynard Keynes einst treffend ausgedrückt hat. Es täuscht den Menschen Sicherheit vor, erzeugt jedoch genau das Gegenteil: Unsicherheit und Rivalität. Auf die Goldinitiative trifft exakt zu, was eine berühmte Redewendung ausdrückt: Es ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Aber diese sind mit Ecopop auch weg.guet Nacht am Söchsi!
Ernähren wir uns dann im Krisenfall von frittierten Goldnuggets mit Goldplättchensalat und werfen Goldbarren in die Heizung? Oder arbeiten wir doch lieber mit den Mitteln, die heutzutage nunmal internationale Bedeutung für die Währungssicherung haben?
Etwas mehr Sinn würde sich ergeben, wenn man 20% in Renditetitel (wie z. Bsp. Zürich Versicherung oder Novartis) im Sinn von Sicherheit in den Keller legen würde. Aber auch sowas würde nur Sinn machen, wenn auch diese Wertschriften wieder einmal verkauft werden dürften.