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Du willst nur das Beste? Voilà:
Hast du dich schon mal gefragt, wer die Produkte anpreist, die du im Netz findest? Wer schreibt bei Zalando, dass die «Slim Fit Jeans» einen «authentic dark wash» haben? Wer hat das Hotel beschrieben, das du über eine Buchungsseite gefunden hast? Wer sagt dir, dass die Schuhe, die du dir gerade im Netz ansiehst, «camel-farben» und nicht beige sind?
Es sind Clickworker oder Microjobber, die sowas erledigen.
Einer von ihnen ist Stefan. Der 36-Jährige lebt in Zürich und arbeitet als Informatiker. Daneben verdient er sein Geld im Internet. Er hat sich vor einiger Zeit «aus Neugierde» bei der deutschen Plattform clickworker.com registriert.
Die Clickworker kategorisieren, beantworten Fragen, erledigen Suchaufträge im Netz. Sie machen das, was man keinem Computer und auch keinem Roboter anvertrauen kann – weil es für diesen Job den Menschenverstand und die Beurteilungskraft braucht: Ist das Kleid nun orange oder rot? Ist es ein Sommer- oder ein Cocktailkleid? Ist diese Seite pornografisch oder nicht?
Die Zahl der Clickworker wächst rasant. Am Beispiel der gleichnamigen Plattform ist das ersichtlich: Sie hatte Ende 2014 730'000 registrierte Nutzer – doppelt so viele wie noch im Jahr 2012.
Auch aus der Schweiz arbeiten rund 3400 Leute nur für die Plattform Clickworker – sie nehmen die geringen Verdienstmöglichkeiten in Kauf. Auch Stefans Einkommen daraus ist durchaus bescheiden. «Ich habe in den paar Monaten, seit ich dabei bin, ein paar hundert Euro verdient», bilanziert er.
Begonnen hat Stefan mit einem Adress-Suchauftrag. «Ich musste auf vom Auftraggeber vorgegebenen Webseiten Kontaktdaten aus dem Impressum kopieren und in eine Datenbank einfügen», erklärt er. Mit solchen Jobs steht man ganz unten in der Hierarchie und verdient sehr wenig: «Ich bekam 20 Cent pro Adresse», erinnert er sich.
Gemäss einschlägigen Foren wie Netzjob bringen einfache Clickjobs zwischen 6 und 9 Euro pro Stunde ein:
Klar ist: Wer auf diesem Wege Geld verdienen will, muss Gas geben. Sinkt seine Leistung, sinkt auch der Stundenlohn – Akkordarbeit, nannte man das früher.
Bis Stefan soweit war, musste er allerdings noch ein paar Tests bestehen: «Nach der Registration musste ich einen Grammatiktest absolvieren», erzählt Stefan. «Der war ziemlich anspruchsvoll – selbst für einen wie mich, der ein paar Semester an der Uni studiert hat.»
Der Clickworker wird von seinen Kollegen – also wieder von der Crowd – beurteilt und korrigiert. Wer schlechte Beurteilungen erhält und viele Fehler macht, kommt nicht weiter – Aufträge bleiben aus. Wer hingegen das Qualitätsniveau hält und die Jobs erfolgreich erledigt, kann sich hocharbeiten. «Ich wurde so rasch zum ‹Autor›», erzählt Stefan. Die nächste Stufe ist der «Korrektor», der Texte korrigieren darf.
Stefan hat inzwischen das nächste Level erreicht: Er schreibt Texte für Produkte, damit sie auf Suchmaschinen schneller gefunden werden. «Man versucht damit, die Algorithmen von Google und Co. zu überlisten.» Dazu muss er beispielsweise die Eigenschaften einer Schweizer Uhr treffend beschreiben – bestimmte Wörter müssen im Text vorkommen, damit Käufer sie auf Suchmaschinen auch finden.
Die nächste Stufe, so Stefan, sind Produktbeschreibungen, wie sie auf Ebay stehen – vorzugsweise bei Neulancierungen. Auch hier ist der Clickworker gefordert: Er muss vorgegebene Schlagwörter nach einer bestimmten Häufigkeit verwenden, der Text muss stilistisch gut daherkommen und darf wiederum kein Plagiat sein.
Die Clickworker wählen die Arbeiten, die sie übernehmen, selber aus. Je nach Niveau und Bewertung werden ihnen Aufträge angezeigt und sie können die Liste abarbeiten. Abhängig von ihrem Profil und ihren Qualifikationen werden ihnen bestimmte Jobs bevorzugt angeboten.
Stefans Texte werden peinlichst genau auf den Inhalt überprüft, denn Plagiate sind hier verboten. «Es müssen eigenständige Texte sein, die nirgends im Internet schon vorkommen.» In dieser Kategorie könne man je nach Länge des Textes pro Auftrag «3 bis 50 Euro verdienen».
Die wenigsten hält der geringe Verdienst und die grosse Konkurrenz von ihrer Arbeit im Netz ab. Auch Stefan hält Clickworking für «eine gute Sache».
Andere Clickworker sehen das Ganze ebenso entspannt:
Für Stefan ist diese Art zu arbeiten gar das «Modell der Zukunft». Flexibel, direkt, unverbindlich.
Die Mikrojobs sind bis anhin vor allem für die Gewerkschaften ein Problem. Aus folgenden Gründen, wie Nina Scheu von syndicom ausführt:
Für alle andern – meist sind es Studenten, die sich etwas dazuverdienen möchten, Leute wie Stefan, die es aus reine Neugierde ausprobieren – oder junge Eltern, welche die Zeit, in der das Baby schläft oder fremdbetreut wird, zur Arbeit nutzen möchten – sind es flexible, einfach zugängliche und unverbindliche Jobs, die darüber hinaus gar nicht schlecht qualifiziert sind.