Wirtschaft
International

Credit Suisse: Wall-Street -Banker wollen CEO Thiam stürzen

Kein Verständnis für Investmentbanker: CS-Chef Thiam.
Kein Verständnis für Investmentbanker: CS-Chef Thiam.
Bild: EPA/KEYSTONE

Wall-Street-Banker wollen den CEO der Credit Suisse stürzen

Tidjane Thiam will die CS in eine Vermögensverwaltungsbank für superreiche Asiaten umbauen. Das passt den Investmentbankern an der Wall Street überhaupt nicht.
05.06.2016, 15:2405.06.2016, 15:31
Mehr «Wirtschaft»

Investmentbanking war lange die Königsdisziplin der Bankindustrie. Wer zu den «masters of the universe» gehören wollte, musste sein Können an der Wall Street beweisen. Seit der Finanzkrise hat sich dies radikal geändert. Für die breite Öffentlichkeit ist Investmentbanking das Synonym für Abzocken und Kasino-Kapitalismus geworden, in der Finanzindustrie für lausige Geschäfte.

Alle fahren das Investmentbanking zurück

Ob UBS, Deutsche Bank oder Barclay: Alle haben deshalb das Investmentbanking in den letzten Jahren massiv zurückgefahren und es in den Dienst der Vermögensverwaltung gestellt. Das will nun auch Tidjane Thiam mit der CS tun und gerät deswegen unter Beschuss aus dem eigenen Haus.  

Nicht nur am Zürcher Sechseläuten steht Thiam im Regen.
Nicht nur am Zürcher Sechseläuten steht Thiam im Regen.
Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Für die CS hat das Investmentbanking traditionell einen hohen Stellenwert. Auf die US-Tochter CS First Boston war man lange mächtig stolz. Thiams Vorgänger Brady Dougan war ein Investmentbanker durch und durch. Die CS-Topshots drängten daher stets in diesen Bereich, denn dort konnte man das grösste Rad drehen und die fettesten Boni kassieren.

Thiam hat die Boni gekürzt

Tempi passati. Thiam hat einen ganz anderen Hintergrund. Der Sohn einer reichen Familie aus der Elfenbeinküste hat nach dem Studium zunächst bei der Beraterfirma McKinsey in Paris brilliert und später in London die britische Versicherung Prudential saniert. Der 1,90 Meter grosse und stets tadellos gekleidete Manager macht aus seiner Verachtung für die Investmentbanker keinen Hehl. Er hat ihre Boni massiv gekürzt und sie in diesem Frühjahr öffentlich für ihre Verluste mit riskanten Deals gerüffelt.

Das hat ihm an der Wall Street keine Freunde geschaffen. Die «New York Times» berichtet nun von einer mehr oder weniger offenen Revolte gegen Thiam. Er soll «das Haus verloren» haben, wird gesagt, will heissen, die Belegschaft steht nicht mehr hinter ihm. Als er kürzlich einen TV-Auftritt absolvierte, sollen die Trader vor den Bildschirmen gebuht und abfällige Bemerkungen über ihren CEO gemacht haben.  

Lieber ein Ende mit Schrecken

Wer kann, verlässt das sinkende Investmentbanking-Schiff der CS. Die «New York Times» berichtet, allein in den letzten sechs Monaten hätten 18 Topshots gekündigt, einige davon im einst legendären Tech-Bereich.  

Thiam selbst gibt sich unbeeindruckt. Er hält an seiner neuen Strategie fest, die Vermögensverwaltung auszubauen, vor allem in Asien. Den Zwergenaufstand der Investmentbanker nimmt er gelassen hin nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Zeit_Genosse
05.06.2016 18:12registriert Februar 2014
Er ist ja für diese Strategie als CEO eingestellt worden. Der VR gibt die Strategie vor, wählt den GL/CEO und ist für die Corporate Governance verantwortlich.
481
Melden
Zum Kommentar
avatar
dracului
05.06.2016 18:25registriert November 2014
Und wie sieht es eigentlich aus mit Urs Rohner, der sein Personalmanagement seit Jahren nicht im Griff hat? Falls Thiam wirklich gehen muss, erwarte ich, dass auch der VR endlich so besetzt wird, dass er dem aktuellen Marktdruck gewachsen ist.
292
Melden
Zum Kommentar
2
Kennedy-Familie unterstützt Biden im Wahlkampf – und nicht parteilosen Robert F. Kennedy

Die Familie des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy stellt sich im US-Wahlkampf mehrheitlich hinter den Demokraten Joe Biden. «Wir wollen klar und deutlich machen, dass der beste Weg für Amerika darin besteht, Joe Biden und Kamala Harris für vier weitere Jahre wiederzuwählen», sagte Kerry Kennedy, Nichte des demokratischen Ex-Präsidenten, am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung Bidens in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der öffentliche Beistand ist nicht selbstverständlich: Kerry Kennedys Bruder, Robert F. Kennedy Jr., ist als parteiloser Kandidat ebenfalls als Präsidentschaftsbewerber im Rennen.

Zur Story