Im Korruptionsskandal um den Pharmakonzern Novartis in Griechenland sind beim Bundesamt für Justiz (BJ) zwei Rechtshilfeersuchen eingegangen. In dem Fall ermitteln die griechische wie auch die US-amerikanische Justiz.
Die Behörden der beiden Länder haben in der Schweiz je ein Rechtshilfeersuchen gestellt, die derzeit geprüft werden, wie BJ-Sprecher Folco Galli am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte.
Er bestätigte einen Bericht der Zeitungen «Tages Anzeiger» und «Der Bund», das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS hatte bereits vergangene Woche darüber berichtet. Weitere Angaben machte Galli zu dem Fall nicht.
Dem Pharmakonzern Novartis wird in Griechenland Korruption vorgeworfen. Justizminister Stavros Kontonis hatte im vergangenen Jahr erklärt, Novartis habe vermutlich «tausende» Ärzte und Verwaltungsangestellte bestochen, um seine Produkte zu lancieren.
Von Zeugen der Bestechlichkeit beschuldigt werden unter anderen zehn hochrangige ehemalige griechische Regierungsmitglieder, darunter EU-Kommissar Dimitris Avramopoulus. Dieser wies allerdings jegliche Verbindungen zu der Korruptionsaffäre zurück.
Kontonis beschuldigte Novartis ausserdem, auch nach dem Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft 2010 noch «überteuerte» Medikamente verkauft zu haben. Insgesamt sollen solche Methoden Griechenland Ermittlern zufolge zwischen 2000 und 2015 etwa 23 Milliarden Euro gekostet haben.
Novartis teilte in einer Stellungnahme mit, das Unternehmen sei sich der «Medienberichte über seine Geschäftspraktiken bewusst». Es kooperiere mit den Behörden. (sda)