Wirtschaft
Gesellschaft & Politik

Bald ist jedes vierte Auto ein Elektromobil

epa04230358 A handout photo released by Google on 28 May 2014 showing their latest prototype self-driving vehicle in Mountain View, California, USA, 28 May 2014. Google reports that they plan to build ...
Existiert bereits: Der Prototyp des Google Elektromobils.Bild: EPA/GOOGLE

Bald ist jedes vierte Auto ein Elektromobil – und steuert sich selbst

Ob VW, Ford, GM, Tesla oder Google: Alle setzen auf selbstgelenkte Elektroautos. Und immer weniger Menschen wollen ihr Auto noch besitzen.
08.09.2016, 15:3809.09.2016, 13:31
Mehr «Wirtschaft»

In der Branche waren Elektroautos lange so etwas wie ein schlechter Witz. 2009 gab es weltweit gerade mal 6000 Exemplare. Im Jahr 2015 wurden 1,2 Millionen gezählt. «Jetzt sind alle aufgewacht», erklärt der Autoexperte Michael Wojeichowski in der «Financial Times». «Elektroautos haben jetzt das Potenzial um durchzustarten.»

Uber employees stand by self-driving Ford Fusion hybrid cars during testing of the vehicles, Thursday, Aug. 18, 2016, in Pittsburgh. Uber said that passengers in Pittsburgh will be able to summon ride ...
Uber und Ford experimentieren zusammen mit selbstgelenkten Taxis in Pittsburgh.Bild: AP/FR171279

2009 wurde im Silicon Valley ein Unternehmen namens Uber gegründet, ein Startup wie viele andere auch. Heute ist es rund 70 Milliarden Dollar wert und der Name steht für eine neue Art der Mobilität.  

Der Verkehr wird disruptiert

Ebenfalls zu dieser Zeit veranstaltete Darpa, die Experimentierabteilung des US-Militärs, einen Wettbewerb im Bundesstaat Nevada. Es ging darum, ein selbstgelenktes Auto durch die Wüste zu lotsen. Der Sieger kam ein paar Kilometer weit. Kürzlich hat Ford angekündigt, schon im Jahr 2020 ein massentaugliches, selbstgelenktes Auto auf den Markt zu bringen.  

Nach den Medien, der Musikindustrie und den Banken werden auch die Autoindustrie und der öffentliche Verkehr aufgemischt. Und das ist gut so: In den Spitzenzeiten stehen Autofahrer stundenlang im Stau. In den Städten gibt es keine Parkplätze mehr. Die Freude am Fahren ist höchstens noch nachts auf einer einsamen Landstrasse möglich – und auch dann wegen der Klimaerwärmung nur mit einem schlechten Gewissen.

FILE - In this Jan. 5, 2016 file photo Volkswagen unveils the e-Golf Touch electric car during a keynote address at CES International in Las Vegas, United States. CEO Matthias Mueller said Thursday, J ...
Jeder vierte VW soll bald elektrisch angetrieben werden. Hier ein Prototyp des Golfs.Bild: John Locher/AP/KEYSTONE

Deshalb sind es Good News, dass bei den Elektroautos der Durchbruch erfolgt ist. Die Denkfabrik Bloomberg New Energy geht davon aus, dass im Jahr 2040 jedes vierte Auto elektrisch angetrieben sein wird. Analysten der UBS rechnen vor, dass in Europa schon 2021 Elektroautos nicht mehr teurer sein werden als Benziner. In China soll dies spätestens 2025 der Fall sein.

«Der Uber-Chef Travis Kalanick will das Mitfahren in fremden Autos so billig machen, dass Uber eine Alternative zum eigenen Auto wird.»
Economist

Heute werden Elektroautos noch teilweise massiv staatlich subventioniert. Fortschritte in der Batterietechnologie werden dies bald überflüssig machen. Tesla hat in Nevada für fünf Milliarden Dollar eine ultramoderne Batteriefabrik hochgezogen.

VW hat seine Lektion gelernt

Auch in Wolfsburg hat man aus dem Diesel-Debakel die Lehren gezogen. Bis 2025 sollte jeder vierte VW mit einem Elektromotor ausgerüstet sein. Mit dem Hersteller China Anhui Jianghuai werden die letzten Details für eine gemeinsame Produktion von Elektroautos verhandelt. China könnte der führende Elektroauto-Hersteller der Welt werden.  

2018 will Tesla sein massentaugliches Model 3 auf den Markt bringen. Bereits dieses Jahr wird GM mit dem Bolt ein bezahlbares E-Auto anbieten. Er kostet 30'000 Dollar und kann mit einer Batterieladung gegen 350 Kilometer weit fahren.

Autostoppen wird smart

Viele Menschen werden künftig gar kein Auto mehr besitzen wollen, vor allem wenn sie in einer urbanen Umgebung leben. Dank Uber wird dies schon bald möglich sein. «Travis Kalanick, Mitbegründer und Chef von Uber, erklärt, dass sein Ziel nicht darin besteht, das bestehende Taxigeschäft zu zerstören. Er will das Mitfahren in fremden Autos so billig machen, dass Uber eine Alternative zum eigenen Auto wird», schreibt der «Economist».

Uber CEO Travis Kalanick speaks to students during an interaction at the Indian Institute of Technology (IIT) campus in Mumbai, India, January 19, 2016. REUTERS/Danish Siddiqui
Held oder Schurke? Uber-Chef Travis Kalanick.Bild: DANISH SIDDIQUI/REUTERS

Uber wird harte Konkurrenz erhalten. Waze, eine Tochter von Alphabet – so heisst die neue Muttergesellschaft von Google –, hat eine App entwickelt, die das profane Autostoppen mit kluger Software optimiert. Sie macht es möglich, spielend leicht Fahrgemeinschaften zu bilden und auf diese Weise selbst die Fahrpreise von Uber zu unterbieten.  

Halbleere Züge in entlegene Täler

Solche Fahrgemeinschaften treten vermehrt in direkte Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr. Warum halb leere Züge in entlegene Täler schicken, wenn halbleere Privatautos das tun? Derzeit sitzen nur 1,5 Personen in einem Auto mit fünf Plätzen. Richtig gemanagt ist das Potenzial auf den Strassen riesig, und die Software dazu ist vorhanden.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Google sein selbstgesteuertes Auto vorstellen wird. Prototypen haben schon Zehntausende von Testkilometern unfallfrei überstanden. Erwartet wird, dass Google Kleinstwagen auf den Markt bringt, die als selbstgelenkte Taxis die verstopften Innenstädte entlasten  werden.  

People load in to a Daimler Freightliner Inspiration self-driving truck for a demonstration Wednesday, May 6, 2015, in Las Vegas. Although much attention has been paid to autonomous vehicles being dev ...
Prototyp eines selbstgelenkten Lastwagen von Daimler.Bild: John Locher/AP/KEYSTONE

Auch die grossen Brummer werden vielleicht schon bald keine Chauffeure mehr brauchen. Bei Uber und Tesla wird heute schon laut über selbstgelenkte Lastwagen nachgedacht. Einzig wie die damit verbundenen sozialen Probleme gelöst werden, ist noch unklar.

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
69 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Willy.Hufschmid
08.09.2016 16:54registriert April 2015
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Einführung von selbstfahrenden Autos oder Lastwagen ohne jede Anpassung von gesetzliche Grundlagen und Zulassungsbedingungen erfolgen kann.
Als Beispiel, müssen die Hersteller dann die Haftpflichtversicherung bezahlen?
Das wird wohl noch Jahre dauern, bis solche Fahrzeuge auf unseren Strassen rum kurven dürfen.
329
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stellklaus
08.09.2016 16:36registriert September 2015
Eine Sache die ich nie ganz verstanden habe, vielleicht kann der Autor hier ein wenig Klarheit schaffen.

Viele Energieprojekte für die Zukunft, sehen eine pro Kopf Reduktion des Strombedarfs vor. Das ist uA Teil der Energiestrategie 2050. Wenn zukünftig, der gesamte Verkehr von Fossil auf Strom umgestellt wird, explodiert doch der Strombedarf, Energiesparmassnahmen können diesen gewaltigen Energiebedarf nicht mal ansatzweise kompensieren.

Müsste es dann nicht Teil der Energiestrategie sein, dass die Stromproduktion massiv ausgebaut wird?
263
Melden
Zum Kommentar
avatar
Widmer
08.09.2016 17:06registriert August 2015
Hier wird eine Euphorie verbreitet, die ich nicht teilen kann. Der Strombedarf wird massiv unterschätzt. Da wird ein erhebliches Problem kleingeredet. Wenn die heutige Stromversorgung und die heute auf gefahrenen Strassenkilometer in Betracht ziehen, würde mit einer Umstellung auf Elektroautos unglaublich viel Strom benötigt. Gleichzeitig wird der Strombedarf für Dienstleistungen und Industrie und Haushaltungen steigen.
3414
Melden
Zum Kommentar
69
Stahl Gerlafingen schliesst eine Produktionsstrasse – 95 Arbeitsplätze betroffen

Nun ist es Tatsache: Der Schweizer Stahlhersteller Stahl Gerlafingen schliesst eine der beiden Produktionslinien. Der Schritt wurde bereits Mitte März angedroht und betrifft nun laut einer Mitteilung vom Mittwoch maximal 95 Arbeitsplätze.

Zur Story