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Klatsche für die Swiss – Schweiz erlaubt Araber-Airlines Flüge nach Amerika

Wann hebt die Boeing 777 von Emirates von Genf nach Mexiko ab?
Wann hebt die Boeing 777 von Emirates von Genf nach Mexiko ab?Bild: EPA/EPA

Klatsche für die Swiss – Schweiz erlaubt Golf-Airlines Flüge nach Amerika

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt wagt den Tabubruch und erlaubt den Golf-Airlines mehrere Direktflüge pro Woche von Genf nach Mexiko – ein Rückschlag für die Swiss, der Folgen haben könnte.
31.08.2017, 05:1831.08.2017, 14:47
benjamin weinmann / Aargauer Zeitung
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Anfang des letzten Jahres wurde die Offensive bekannt: Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Hort der Airlines Emirates und Etihad, hatten beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) ein Gesuch eingereicht, um von der Schweiz aus Direktflüge nach Mexiko durchführen zu können. Für Kunden böte sich eine neue Langstrecken-Destination, da weder die Swiss noch andere Airlines das Land in Mittelamerika von der Schweiz aus anfliegen. Wie Bazl-Sprecher Urs Holderegger gegenüber der «Nordwestschweiz» bestätigt, wurde diesem Gesuch stattgegeben. Der Bund erlaubt den VAE neu, bis zu 14 Flüge von Genf nach Mexico City durchzuführen.

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Nur schon das Gesuch hatte für grossen Wirbel in der Branche gesorgt. Bei der Swiss herrschte Alarm. Sie hatte vom Bund eine «restriktive Handhabung der Verkehrsrechte in fünfter Freiheit» gefordert. Darunter wird das Recht einer Airline verstanden, zwischen dem Heimatstaat und zwei fremden Staaten Flüge anbieten und Passagiere befördern zu dürfen, also zum Beispiel von Dubai oder Abu Dhabi via Schweiz nach Mittelamerika.

Kommt es jetzt zur grossen Expansion?

Die Zurückhaltung bei der fünften Freiheit soll dafür sorgen, dass die direkte Anbindung der Schweiz ins Ausland wenn möglich nicht durch ausländische Airlines ausgeführt wird – mit dem Vorteil für die Swiss, dass der Preiskampf limitiert wird. Zwar ist im seit 1993 geltenden Luftfahrtabkommen der Schweiz mit den VAE der Grundsatz der fünften Freiheit festgehalten. Trotzdem braucht es für einzelne Anträge das Okay des Bundes. Das Bazl liess sich mit seinem Entscheid Zeit.

epa05508730 An Airbus A330-343 of the Swiss International Air (C) is flanked by an Air Canada plane (R) and a Middle East Airline (MEA) plane from Lebanon (L) at the Geneva Airport, in Geneva, Switzer ...
Bieten die Golf-Airlines bald mehr Flüge an? Das Gedränge auf dem Flughafen Genf könnte bald grösser werden. Bild: EPA/KEYSTONE

Noch letzten Herbst hiess es auf Anfrage: Noch kein Urteil gefällt. Nun sagt aber Bazl-Sprecher Urs Holderegger, dass die Verhandlungen mit den VAE bereits vor mehreren Monaten abgeschlossen worden seien. Eine aktive Kommunikation blieb diesbezüglich aus. Der Entscheid ist für die Swiss ein Rückschlag. Dabei liessen die Bazl-Stellungnahmen Anfang 2016 noch vermuten, dass die Swiss beim Bund mit ihren Bedenken Gehör erhalten würde: «Verkehrsrechte von Nicht-EU-Staaten für Anbindungen ausserhalb Europas werden nur sehr zurückhaltend gewährt», hiess es damals.

Das Entgegenkommen in Genf ist ein Präzedenzfall, denn nun könnten auch andere ausländische Airlines auf den Geschmack kommen, Direktflüge aus der Schweiz in Drittländer zu beantragen. Andererseits hätte es aus SwissSicht noch schlimmer werden können, wenn Flüge vom Hub Zürich erlaubt worden wären. Heute fliegen die beiden Golfstaaten-Airlines Etihad und Emirates fünfmal am Tag zwischen der Schweiz und den VAE. Kommt jetzt der grosse Ausbau? «Bis jetzt hat noch keine Airline Interesse gezeigt», sagt Bazl-Sprecher Urs Holderegger.

Die Zeit, die sich der Bund beim Entscheid liess, hat der Swiss offensichtlich in die Hände gespielt, vorerst halten sich die Golf-Airlines, die inzwischen mit eigenen Problemen kämpfen, vornehm zurück. So hatte Emirates-CEO Sir Tim Clark letzten Herbst in der «Schweiz am Sonntag» gesagt: «Ich könnte nicht garantieren, dass wir sofort Mexiko-Flüge anbieten würden, denn die Wirtschaftslage hat sich verändert.»

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Ethiad zögert ebenso

Auch der Kanton Genf sei an Emirates herangetreten und habe die Airline gebeten, Direktflüge in die USA zu lancieren, sagte Clark. Er wolle nichts ausschliessen. «Aber vergessen wir nicht, dass die Swiss zu Lufthansa gehört. Das macht es komplizierter.» Er müsse davon ausgehen, dass von gewissen Leuten in der Schweiz Druck ausgeübt werde, damit dies nicht erlaubt werde. Die Lufthansa gehört zu den grössten Kritikern von Emirates und wirft der Airline regelmässig unfairen Wettbewerb vor. Auch beim Konkurrenten Etihad Airways in Abu Dhabi heisst es auf Anfrage, man sei in keine Pläne involviert, bei denen es um Flüge von der Schweiz nach Mexiko gehe.

Von Zürich nach Genf in in 15 Minuten

Video: srf
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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bijouxly
31.08.2017 08:11registriert Dezember 2014
Sehe das Problem nicht, Strecke Genf-Mexiko wird von der Swiss nicht bedient. Und mehr Konkurrenz tut dem Markt gut.
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Rick Astley (der/die/das)
31.08.2017 10:40registriert April 2016
Bin Mexikaner und begrüsse die Entscheidung. Es ist absolut nervig immer über Madrid, Frankfurt, oder andere europäische Flughafen zu fliegen.

Ich wünsche doch, dass die Swiss von Zürich nach Mexico City Flugen führte.
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Wilhelm Dingo
31.08.2017 07:34registriert Dezember 2014
Das Grundproblem ist, dass gewisse Airlines ihre MitarbeiterInnen extrem mies entlöhnen. Dann ist es ein leichtes, Flüge billiger anzubieten. Aber diese Problem haben wir eigentlich bei allen Importptodukten.
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