Sonntag 18.25 Uhr wird ein denkwürdiger Moment für die nationale Airline der Schweiz: Dann hebt der letzte Swiss-Flieger am Euroairport ab, Ziel London City. Wenn er 22.40 Uhr wieder landet, ist endgültig Schluss in Basel. Die beiden dort stationierten Jumbolinos fliegen nach Zürich, an ihren neuen Heimflughafen.
So traurig dieser Umstand anmutet – die Basler werden die Swiss nicht vermissen. Fast 60 Prozent aller Passagiere am Euroairport fliegen ohnehin mit Easyjet. Der britische Billigflieger bedient dort mit neun Airbus-Flugzeugen 47 Destinationen. Swiss flog zuletzt gerade noch derer fünf an.
Drei davon – Barcelona, Hamburg, Mallorca – hat auch Easyjet ab Basel im Angebot. Ein Preisvergleich gibt einen ersten Anhaltspunkt, warum die Swiss gegen den orangen Konkurrenten nicht bestehen konnte:
Nach Barcelona zahlt man mit der Swiss ab Basel locker doppelt soviel wie bei Easyjet. Auch Hamburg ist deutlich teurer. Wenn man berücksichtigt, dass beim Billigflieger gegebenenfalls noch 50 bis 60 Franken fürs Kofferaufgeben anfallen, ist einzig der Flug nach Mallorca preislich konkurrenzfähig.
Die Preisunterschiede sind auch im Vergleich zu Swiss-Flügen ab Zürich so hoch, dass viele Passagiere die vergleichsweise lange Anreise in Kauf nehmen und ab Basel fliegen (siehe Grafik unten). Eine einfache Fahrt vom Hauptbahnhof Zürich zum Euroairport kostet mit Halbtax 18.70 Franken. Sogar die Anreise mit dem Auto rechnet sich unter Umständen: Für 86 Franken kann man am Euroairport eine Woche lang parken.
Aufgrund der höheren Flughafengebühren konkurrenziert Easyjet die Swiss in Zürich nicht direkt. Die Landung eines vollbesetzten Airbus A320 kostet dort rund 8000 Franken, doppelt so viel wie am Euroairport. Bei einem angenommenen Ticketpreis von 150 Franken (einfacher Flug) gehen bei Easyjet demnach 50 verkaufte Sitze für diese Gebühren drauf – bei total 180 Sitzen. Der Billigflieger beschränkt deshalb das Zürich-Angebot auf seine beiden Hubs London Gatwick und London Luton.
Bleibt der zweitgrösste Schweizer Flughafen, Genf Cointrin. Auch hier droht Swiss dasselbe Schicksal wie in Basel: Easyjet fliegt 69 Destinationen direkt an, mehr als die Swiss (und ihre Codeshare-Partner) mit 42. Der Billigflieger hält in der Westschweizer Metropole einen Marktanteil von über 40 Prozent, Tendenz steigend. Die Preise sind tiefer als bei Swiss.
Swiss will Easyjet in Genf dennoch die Stirn bieten und investiert kräftig. Ob die Rechnung aufgeht, ist allerdings fraglich. Anfang März musste die Airline einräumen, dass sie in Genf nach wie vor Verluste schreibt. Für Europa-Flüge aus Genf ist bereits der neue Economy-Light-Tarif buchbar, der ab 23. Juni auch ab Zürich eingeführt wird. Das Angebot orientiert sich preislich an Easyjet.
Das Problem ist: Swiss kann die Preis- nicht aber die Kostenstruktur von Easyjet kopieren. Mit den neuen Tiefstpreisen vermag sie dem Billigflieger vielleicht ein paar Marktanteile abzuringen – aber im Unterschied zu Easyjet wird sie damit keinen Gewinn machen. Das weiss auch CEO Harry Hohmeister: «Wenn 80 Prozent den günstigsten Tarif wählen, müssen wir über die Bücher», sagte er Mitte Mai.
In einem Punkt unterscheidet sich die Konstellation in Genf von Basel: Swiss bietet hier einen direkten Langstreckenflug nach New York an. Den kann Easyjet nicht konkurrenzieren, weil die Airline nur Kurzstrecke fliegt. Auf der Langstrecke erwirtschaftet die Swiss ihren Gewinn, hier schenken die Premium-Produkte Business und First ein.
Ein Teil dieses Gewinns wird allerdings vom defizitären Europageschäft aufgefressen. Stellt sich die Frage, warum sich die Swiss das überhaupt antut. Nicht nur in der Schweiz, auch anderswo in Europa kämpfen Premium-Airlines auf der Kurzstrecke gegen die Billig-Konkurrenz.
Laut Michael O'Leary, CEO des grössten Billigfliegers Ryanair, . Fluggesellschaften wie die Swiss werden sich auf ihr profitables Langstreckengeschäft konzentrieren und die Kurzstrecken den Billigfliegern überlassen, prophezeite er im Januar. Sogar Deals schliesst er nicht aus: Ryanair und Easyjet könnten für Lufthansa, Air France und British Airways zu Zubringern werden, ihnen also die Langstreckenpassagiere zuführen. wird sich diese Situation in den nächsten fünf bis zehn Jahren von selbst bereinigen