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Die Krise in Europa macht die Menschen mobil

Blick aus dem Rückspiegel - viele Arbeitssuchende verlassen Spanien in Richtung EU-Ausland
Blick aus dem Rückspiegel - viele Arbeitssuchende verlassen Spanien in Richtung EU-AuslandBild: keystone
EU-Arbeitsmarkt

Die Krise in Europa macht die Menschen mobil

02.09.2014, 17:2103.09.2014, 10:21
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Auf der Suche nach einem Arbeitsplatz ziehen immer mehr Europäer in ein anderes EU-Land, wie eine Studie zeigt. Die Euro-Schuldenkrise habe die Wanderungsbereitschaft in den vergangenen Jahren verstärkt, sagte Jörn Quitzau, Ökonom der Bank Berenberg, am Dienstag.

Die EU-Binnenwanderungen seien zwischen 2009 und 2012 um rund 20 Prozent gestiegen, sagte Quitzau bei der Präsentation einer gemeinsam mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) durchgeführten Studie. Vor allem Deutschland habe wegen seines robusten Arbeitsmarktes von der stärkeren Mobilität profitiert.

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Bild: Eurostat (2014 d); Hwwi

Dank guter Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven habe sich in diesem Zeitraum die Zahl der Zuwanderer aus anderen EU-Ländern nach Deutschland sogar mehr als verdoppelt. Dies bestätigen Zahlen des deutschen Statistischen Bundesamtes.

2009 wanderten knapp 348'000 Menschen aus den heutigen EU-Ländern nach Deutschland ein, 2013 waren es mehr als 727'000. Die meisten Einwanderer in Deutschland kamen im vergangenen Jahr aus Polen und Rumänien.

«Vormals beliebte Einwanderungsländer wie etwa Spanien haben sich unter der Krise zu Nettoauswanderungs-ländern entwickelt.»

Ströme umgelenkt

Die Krise hätte die Wanderungsströme umgelenkt, sagte der scheidende HWWI-Direktor Thomas Straubhaar: «Vormals beliebte Einwanderungsländer wie etwa Spanien haben sich unter der Krise zu Nettoauswanderungsländern entwickelt.» Statt nach Spanien, Irland oder Italien seien Arbeitskräfte aus den osteuropäischen EU-Ländern in Staaten wie Deutschland oder Österreich gegangen.

Haupttriebfeder der gestiegenen Mobilität seien Beschäftigungschancen und Einkommen, sagte Quitzau: «Die Menschen gehen dorthin, wo die Jobs sind. Zusätzlich wirkt das nach wie vor bestehende Einkommensgefälle zwischen den mittel- und osteuropäischen Staaten und Westeuropa als Hebel, der Wanderungen in Gang setzt.»

Problem der Überqualifizierung

Die Studie zeigt zudem, dass die Migranten oft überqualifiziert für ihren Job im Zielland sind. Dies gilt den Resultaten zufolge für rund einen Drittel der aus den neuen in die alten EU-Staaten eingereisten Personen. 

Dies sei der Preis dafür, den gut ausgebildete Migranten «für eine Beschäftigung im Zielland zahlen», sagte HWWI-Forschungsdirektorin Christina Boll. Denn die Alternative dazu sei kurzfristig oft nur Arbeitslosigkeit. (wst/sda/dpa/Reuters)

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