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Diese fünf Dinge müssen Sie über die neue Durchmesserlinie wissen

Lokführer Jörg Schäffe überwacht die Bahnlinie, anlässlich des Starts des Countdowns der Durchmesserlinie am Dienstag, 26. November 2013 auf der Baustelle unter dem Hauptbahnhof in Zürich. 
Lokführer Jörg Schäffe überwacht die Bahnlinie, anlässlich des Starts des Countdowns der Durchmesserlinie am Dienstag, 26. November 2013 auf der Baustelle unter dem Hauptbahnhof in Zürich. Bild: KEYSTONE
ÖV-AUSBAU

Diese fünf Dinge müssen Sie über die neue Durchmesserlinie wissen

Am Donnerstag gibt es grossen Bahnhof in Oerlikon und am Hauptbahnhof Zürich: SBB und ZVV weihen die Direktverbindung zwischen Oerlikon und HB ein. 
12.06.2014, 09:1512.06.2014, 11:08
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1. Wozu es die neue Durchmesserlinie braucht 

Die neue Verbindung von Altstetten über den Hauptbahnhof Zürich nach Zürich Oerlikon zieht direkt in einer Kurve den Zürichberg hinauf. Damit fällt Aus- und Einfahrt der Züge in den Kopfbahnhof Zürich HB weg. Heute verkehren täglich 400'000 Personen über den HB Zürich. 2020 werden es eine halbe Million sein. In Anbetracht der zu erwartenden Zunahme des Personenverkehrs vor allem auf den Zürcher S-Bahn-Linien um 20 Prozent bis 2020 kann der Fahrplan auf Dauer mit dem Kopfbahnhofsystem nicht mehr eingehalten werden.

2. Die Neubauten und Erweiterungen

Herzstück der neuen Durchmesserlinie ist der Weinbergtunnel in Kombination mit dem Durchgangsbahnhof Löwenstrasse, der 16 Meter unter dem Gleisniveau des HB auf vier Gleisen befahren werden kann. 

Rot markiert die Abstützungen für den neuen Durchgangsbahnhof Löwenstrasse. Links der bestehende S-Bahnhof Museumsstrasse.
Rot markiert die Abstützungen für den neuen Durchgangsbahnhof Löwenstrasse. Links der bestehende S-Bahnhof Museumsstrasse.SBB

Zusätzlich wird der Bahnhof Oerlikon um zwei Gleise erweitert und massiv grosszügiger gestaltet. Schon heute drängen sich dort täglich 110'000 Passagiere, bis 2020 wird eine Zunahme um 30 Prozent erwartet. Die Kohlendreieckbrücke und die Letzigrabenbrücke stellen den Kapazitätsausbau Richtung Altstetten und in Richtung Zürich Enge und damit zum linken Zürichseeufer sicher. 

Die Durchmesserlinie in der Vogelperspektive. 
Die Durchmesserlinie in der Vogelperspektive. SBB

3. Was der Ausbau für die Passagiere bedeutet 

Die Reisezeit von Zürich HB nach Winterthur verkürzt sich um vier Minuten, diejenige von Zürich Wiedikon nach Zürich Oerlikon um bis zu neun Minuten. Ab 2016 fährt alle zwei Minuten ein Zug von Zürich Oerlikon nach Zürich HB. Schaffhausen hat ab Ende 2015 neu zwei Direktverbindungen nach Zürich HB. Zwischen Thalwil auf der linken Zürichseeseite und Zürich gibt es neu einen Viertelstundentakt, auf der rechten Zürichseeseite kommt zur S7 zu Stosszeiten die S20 zur Entlastung hinzu. 

Bestehende Verbindungen zwischen West- und Ostschweiz können beschleunigt und ohne Umstieg angeboten werden. Die grössten Vorzüge werden die Reisenden über die Knotenpunkte in Zürich allerdings nicht in verkürzten Reisezeiten oder direkteren Verbindungen haben, sondern in den grosszügiger ausgebauten und gestalteten Bahnhöfen Oerlikon und Zürich HB. 

Der ausgebaute Hauptbahnhof Zürich.
Der ausgebaute Hauptbahnhof Zürich.SBB

4. Dimensionen und Kosten des Projekts

Mit der Planung der Durchmesserlinie begannen die SBB und der Kanton Zürich 1999 anlässlich der Volksinitiative «Pro Durchgangsbahnhof». 2001 stimmten die Zürcher Stimmbürger zu, Spatenstich war 2007, der Weinbergtunnel und der Bahnhof Löwenstrasse werden am 14. Juni eingeweiht und bis zum Fahrplanwechsel 2015 sind auch die Letzigraben- und die Kohlendreieckbrücke bereit. 

Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 2,031 Milliarden Franken, wovon der Kanton Zürich einen Drittel, und die SBB zwei Drittel übernehmen. An den Bauarbeiten waren teilweise 1000 Personen gleichzeitig beschäftigt, die Gesamtlänge des Bauwerks beträgt zehn Kilometer, der Aushub 910'000 Kubikmeter Erde. Das ist rund ein Drittel des Volumens der Cheopspyramide in Gizeh. 

5. Unwägbar- und Abenteuerlichkeiten 

Während der Bauzeit hat es verschiedene Zwischenfälle gegeben. Für Aufsehen sorgte etwa ein Erdreicheinbruch 2009 unter dem Bahnhofsplatz, der daraufhin weitgehend gesperrt werden musste. Schlagzeilen machte auch der sogenannte Urin-Streik 2011, als die Unia eine Baustelle am HB sperrte, weil die Bauarbeiter den von den Zugs-Toiletten herabfallenden Fäkalien schutzlos ausgesetzt waren. Wie bei fast allen Grossbaustellen kamen auch bei der Durchmesserlinie Subunternehmen zum Einsatz, die mit Scheinselbstständigen und zu Dumpinglöhnen arbeiteten. Die Unia drang auch in diese Baustelle ein und erreichte im Rahmen des Polen-Streiks Verbesserungen und Lohnnachzahlungen für polnische Gastarbeiter. 

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