Vor gut einem Jahr, am 3. März 2013, sagte das Schweizer Stimmvolk Ja zur Abzocker-Initiative, in der Hoffnung, die gierigen Manager wieder Bescheidenheit zu lehren. Doch auch nach der Ära Daniel Vasella bezahlen Schweizer Unternehmen immer noch fürstliche Gehälter. Joseph Jimenez, Chef des Pharmakonzerns Novartis, hat im vergangenen Jahr 13,2 Millionen Franken verdient. Damit ist der Kalifornier der mit Abstand bestbezahlte Firmenchef der Schweiz, dicht gefolgt von Roche-CEO Severin Schwan.
Bleibt also alles beim Alten? Ja und nein. Um ein differenzierteres Bild der Managersaläre zu zeichnen, hat das auf Performance Management und Vergütung spezialisierte Beratungsunternehmen Hostettler Kramarsch & Partner (hkp) von den 100 grössten börsennotierten Unternehmen in der Schweiz die bis dato vorliegenden 61 Geschäftsberichte ausgewertet.
Erstes Fazit der Studie: Topmanager in der Schweiz haben 2013 tendenziell mehr verdient als im Vorjahr. Während die Gehälter bei den Unternehmen im SMIM und SPI anstiegen, sanken die Vergütungen bei den 20 SMI-Unternehmen.
Den Rückgang der Gehälter begründet Hostettler unter anderem damit, dass der Verwaltungsrat bei einem Managerwechsel nicht mehr automatisch das gleiche Vergütungspaket auf den Nachfolger übertrage. «Zudem ist die variable Vergütung nicht mehr nur noch an Umsatz- und Gewinnziele geknüpft, sondern auch an die Strategieumsetzung, Compliance und Reputation», so der Managing Partner. Das habe auch mit der durch die Abzocker-Initiative notwendigen Abstimmung der Aktionäre zu tun.
Die in der Tendenz steigenden Vergütungen bei diesen Unternehmen begründet Hostettler mit den guten Unternehmensresultaten: «Diese haben sich in höheren variablen Lohnbestandteilen niedergeschlagen.»
Zwar haben Schweizer Unternehmen bis 2015 Zeit, die Abzocker-Initiative von Thomas Minder umzusetzen. Hostettler und sein Team untersuchten in diesem Zusammenhang 54 vorliegende Einladungen zur Generalversammlung. Laut der Studie bringen 80 Prozent der Unternehmen die Anpassungen der Statutenbestimmungen, die die neue Vergütungsverordnung im Sinne der Initiative fordert, bereits 2014 zur Abstimmung.
Rund ein Viertel (24 Prozent) der Unternehmen führt eine bindende Abstimmung über die Höhe der Vergütung der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats durch. Dieses Ergebnis liegt laut Hostettler über den Erwartungen. Etwa die Hälfte (51 Prozent) lassen über die Vergütungsberichte und -systeme abstimmen. Einige wenige Unternehmen, deren drei, führen eine konsultative Abstimmung über die Vergütungshöhe der Top-Führungskräfte durch.