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Zynismus ist bei Schweizer Arbeitnehmern weit verbreitet (und NIEMAND weiss warum)

Zynismus ist bei Schweizer Arbeitnehmern weit verbreitet (und NIEMAND weiss warum)

12.10.2016, 11:2712.10.2016, 16:53
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Abfällige Bemerkungen und Spott: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in der Schweiz zeigen gegenüber ihrem Arbeitgeber zynisches Verhalten. Der Schweizer HR-Barometer der Universität Zürich und der ETH rät den Arbeitgebern, die Loyalität der Beschäftigten zu fördern.

Die Studie zeigt, dass jeder Vierte der 1506 befragten Personen manche Versprechen vonseiten des Unternehmens als gebrochen betrachtet, wie Uni und ETH in einer Mitteilung vom Mittwoch schreiben. Für jeden Dritten sei die Beziehung zum Vorgesetzten und zu den Arbeitskollegen nicht vollumfänglich zufriedenstellend.

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Dies führt dazu, dass 60 Prozent der Beschäftigten zynisches Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber zeigen, indem sie sich beispielsweise missbilligend äussern.

54 Prozent emotional verbunden

Trotzdem fühlen sich 54 Prozent der Befragten emotional mit dem Arbeitgeber verbunden, und nur 16 Prozent setzen sich intensiv mit einer Kündigung der Stelle auseinander. «Die Ergebnisse zeigen, dass es um die Loyalität der Beschäftigten grundsätzlich gut steht», wird Professor Bruno Staffelbach von der Universität Zürich in der Mitteilung zitiert.

In der Studie wird geraten, die Loyalität zu fördern. Denn Arbeitnehmer, die ihren Arbeitgeber als loyal wahrnehmen, hätten eine höhere Bleibemotivation und zeigten weniger Zynismus.

Auch wer Angst hat, seine Stelle bald zu verlieren, entwickelt eher eine zynische Einstellung oder ein entsprechendes Verhalten. Zudem spielen diese Personen mit dem Gedanken, die Stelle von sich aus zu kündigen.

Wie Professorin Gudela Grote von der ETH Zürich erklärt, kann eine gewisse Dosis Zynismus aber auch helfen, Missstände anzusprechen und einen gesunden Abstand zum Unternehmen zu wahren.

Schere zwischen Angebot und Erwartung

Die Trendanalyse des HR-Barometers zeigt zudem, dass das Missverhältnis zwischen Angebot und Erwartung wächst. Dies zeige sich insbesondere beim Lohn und den Entwicklungsmöglichkeiten. Den Unternehmen wird empfohlen, die finanzielle Absicherung und die Arbeitsmarktfähigkeit der Betroffenen zu fördern, damit sie für unsichere Zeiten besser gewappnet sind.

Zudem zeige sich bei der Karriereorientierung, dass Beschäftigte sich wünschen, lange in der Firma bleiben zu können. Gleichzeitig wollen sie die Eigenverantwortung für ihre Karriere nur beschränkt wahrnehmen. Auf der anderen Seite erwarten sie aber auch nicht, dass das Unternehmen ihre Karriere für sie plant und voranbringt.

Nur grundlegend neue Herangehensweisen in der Personalentwicklung könnten daran etwas ändern. Massnahmen, die sich an den Laufbahnmöglichkeiten und -bedürfnissen der Beschäftigten orientieren und nicht vorrangig den Interessen des Unternehmens dienen, könnten eigenverantwortliche Karrieren stärken.

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Der Schweizer HR-Barometer erfasst, wie Angestellte in der Schweiz ihre Arbeitssituation erleben. Die diesjährige Ausgabe widmet sich dem Schwerpunktthema «Loyalität und Zynismus». Die Grundlage der aktuellen Studie bildet eine Befragung von 1506 Angestellten in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz basierend auf dem Stichprobenregister des Bundesamts für Statistik.

(sda/phi)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kookaburra
12.10.2016 12:18registriert November 2015
Loyalität und Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Die Schweizer Wirtschaft ist aber nur loyal zur Rendite. Je besser der Stimmbürger zur Wirtschaft war, desto mehr wurde dies für Leistungssteigerung, Lohndumping und zum Ausspielen der Arbeitnehmer gegeneinander missbraucht. Jeder ist Heute ersetzbar, es wird nicht nur Topleistung und Selbstausbeutung gefördert, sondern auch auch noch Dankbarkeit dafür.
Diese Entwicklung ist nur durch unverhältnismässige Zuwanderung möglich - auch wenn die Hälfte dies nicht wahrhaben will...
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Donald
12.10.2016 12:19registriert Januar 2014
"It's just a game." Ausser bei medizinischen Bereichen natürlich. Ich versthe nicht, warum das grundsätzlich etwas schlechtes sein soll. Vermutlich hilft das beim entspannen und Druck loswerden.
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