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Wird Netflix Opfer des eigenen Erfolgs?

Filme und Serien schauen, wann und wo man will. Netflix revolutionierte die Fernsehwelt.
Filme und Serien schauen, wann und wo man will. Netflix revolutionierte die Fernsehwelt.Bild: Getty Images Europe
Quartalszahlen 2014

Wird Netflix Opfer des eigenen Erfolgs?

Der On-Demand-Betreiber Netflix veröffentlichte am Dienstagabend seine Zahlen fürs 2014. Sie sind gut – doch die Konkurrenz schläft nicht.
21.01.2015, 07:1321.01.2015, 14:47
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Der US-Streaming-Anbieter Netflix ist nun seit bald einem halben Jahr in Europa angekommen. Die Videoplattform, die für eine Monatspauschale Filme und Serien per Stream anbietet, publizierte am Dienstagabend die Quartalszahlen. Im vierten Quartal stieg der Umsatz gegenüber dem Vorquartal um einen Viertel auf 1,5 Milliarden Dollar, der Quartalsgewinn legte sogar um 72 Prozent auf 83,4 Millionen Dollar zu. Das Portal zählt nun weltweit 57,4 Millionen Abonnenten. Das honorierten die Anleger: Die Aktie stieg nachbörslich zwischenzeitlich um 16 Prozent.

Für die Führung des US-Konzerns dürfte dies Balsam sein. Als die vorletzten Quartalszahlen im Oktober 2014 veröffentlicht wurden, stürzte die Aktie trotz steigenden Nutzer- und Umsatzzahlen um rund 20 Prozent ab. Die Anleger verlangten ein grösseres Wachstum. Dieses hat Netflix nun insbesondere durch die Expansion nach Europa erreicht. Unterm Strich befindet sich Netflix jedoch immer noch in einer Krise.

Die Entwicklung der Nutzerzahlen zeigt eine Richtung: Aufwärts. Die Anleger wollen jedoch mehr.
Die Entwicklung der Nutzerzahlen zeigt eine Richtung: Aufwärts. Die Anleger wollen jedoch mehr.grafik: Statista/Computerbild.de

Netflix kam und störte

Die Reaktion der Händler überrascht nicht. Netflix brachte mit seiner Einführung vor gut sieben Jahren eine sogenannte «disruptive Innovation» auf den multimedialen Markt. Mit einer guten Idee – unbegrenzt viele Filme und Serien für einen monatlichen Pauschalpreis schauen – vermochte das Unternehmen die Fernsehwelt zu revolutionieren. Geschaut wird, wann und wo man will.

Solche disruptive Innovationen, die sinngemäss Märkte und Branchen umwälzen, haben es jedoch schwierig: Entweder gewinnen sie schnell an Grösse und können sich als Quasimonopole behaupten – oder sie gehen unter, weil sie kopiert werden. Apple erfand zwar die Benutzeroberfläche der heutigen Betriebssysteme – Microsoft setzte dies aber mit «Windows» massentauglich um und störte ebenfalls die Computerwelt. 

Angriffe von lokaler Konkurrenz

Netflix kam und störte – mit der Erfindung des massentauglichen Video-On-Demands setzte es Standards. Es definierte, wie die Menschen in Zukunft Filme und Serien schauen. Dieses Geschäftsmodell wird nun von der Konkurrenz übernommen. 

Noch bevor Netflix in der Schweiz sein Angebot startete, lancierte Cablecom das MyPrime-Angebot. Gemäss Pressesprecher Marc Maurer nutzen bereits rund 50'000 Schweizer täglich das Angebot, jederzeit für eine Monatspauschale Filme und Serien schauen zu können. 

Das Angebot von Swisscom, Teleclub Play, wurde im Dezember 2014 eingeführt. Bei rund 250'000 Swisscom-TV-Kunden dürfte der grösste Digital-TV-Anbieter am schnellsten wachsen. Pressesprecher Olaf Schulze wollte keine konkreten Zahlen bekannt geben. Er sei jedoch mit dem Marktstart zufrieden. 

Auch international unter Druck

Auch im internationalen Markt erhält Netflix immer mehr Konkurrenz. Der grosse US-amerikanische Fernsehsender HBO – bekannt durch Serien wie «Game of Thrones» – kündigte jüngst eine eigene Streamingplattform an. Am Montag gab zudem der Online-Händler Amazon bekannt, dass auch er eigene Kinofilme drehen und diese über die eigene Digital-TV-Plattform «Amazon Fire TV» verbreiten wolle.

Welcher Anbieter im Schweizer On-Demand-Markt am meisten Kunden gewinnen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Klar ist jedoch jetzt schon, dass Netflix es schwierig haben wird. Für die Ausstrahlung der Erfolgsserie «House of Cards» im deutschsprachigen Raum sicherte sich «Sky TV» beziehungsweise Teleclub die Exklusivrechte. Und das obwohl der erfolgreiche Politthriller von Netflix selbst produziert wird. 

Netflix mochte mit dem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht die Erwartungen erreicht haben. Die Phase, in der das Unternehmen den digitalen TV-Markt umwälzt, ist jedoch vorbei. 

On-Demand-Anbieter

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On-Demand-Anbieter
Netflix startete in der Schweiz im September 2014.
quelle: ap/ap / paul sakuma
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Update: Microsoft übernahm die Benutzeroberfläche von Apple. Dies wurde nun etwas deutlicher dargestellt. (pma)

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