Wie verwöhnt sind doch die Schweizer: Schon fast beiläufig nehmen wir Listen, Rankings und Statistiken zur Kenntnis, bei denen unser Land mit Spitzenplätzen glänzt. Hohe Lebensqualität, niedrige Arbeitslosigkeit – wir kennen nichts anderes, scheint es fast.
Doch wenn es um bezahlte Ferien geht, fällt unser Land in tiefstes Mittelmass zurück. Nur gerade 20 Tage sind es pro Jahr, als Minimum vom Gesetz vorgeschrieben. Damit sind wir nicht allein: Neben der Schweiz kennen 14 andere Länder ebenfalls 20 Tage als Mindestanspruch. Aber im Vergleich mit unseren Nachbarstaaten fallen wir deutlich zurück: Die Deutschen haben 24 Tage, die Österreicher 25, die Italiener 26 und die Franzosen – zusammen mit den Finnen weltweit Spitzenreiter – sogar 30.
Weniger Ferien als wir haben in Europa nur gerade die Weissrussen, die Ukrainer und die Bosnier. Sie müssen sich mit jeweils 18 Tagen zufrieden geben.
Natürlich sind die Schweizer nicht ganz unschuldig an diesem betrüblichen Zustand: 2012 schickte das Stimmvolk die Ferieninitiative gnadenlos bachab, die sechs Wochen Urlaub gesetzlich verankern wollte. Im Kanton Appenzell Innerrhoden sagten damals über 80 Prozent Nein.
Auch weltweit zeigen die Zahlen, die von der World Bank Group 2014 neu zusammengetragen wurden, grosse Unterschiede: Die erzkapitalistischen USA kennen gar keine gesetzlich vorgeschriebenen bezahlten Ferientage (auch wenn viele Unternehmen ihren Beschäftigten nach fünf bis zehn Berufsjahren drei Wochen Urlaub gewähren). Nicht viel besser ergeht es den Kanadiern, die gerade mal auf zehn Tage kommen, oder den Chinesen.
Wahre Ferienchampions sind dagegen – neben den bereits erwähnten Franzosen und Finnen – ausgerechnet einige Krisenländer wie Libyen oder der Jemen. Aber auch die Malediven kommen auf 30 Tage – dabei, so könnte man denken, wohnen die Leute dort ja ohnehin schon in einem Urlaubsparadies. (dhr)