Nach dem Entscheid der Nationalbank, den Euro-Mindestkurs aufzugeben, haben die Geldautomaten von Postfinance vorübergehend keine Euro-Noten mehr ausgespuckt. Geldwechselstellen verzeichneten eine deutlich höhere Nachfrage nach Euro.
«Wir sind im Moment daran, die Fremdwährungskanäle wieder zu öffnen», sagte Johannes Möri, Mediensprecher der Postfinance, am Nachmittag gegenüber watson. Zuvor waren sie während mehrerer Stunden geschlossen: «Da an den Devisenmärkten keine adäquate Preisbildung stattfand, haben wir sämtliche Fremdwährungskanäle vorübergehend geschlossen», sagte Möri.
Der Devisenhandel ist momentan über sämtliche Kanäle ausgesetzt. Sobald die Märkte wieder liquid sind, werden die Kanäle wieder geöffnet.
— PostFinance (@PostFinance) January 15, 2015
Weder das Handeln noch das Beziehen von Euro am Postomat war zwischenzeitlich möglich. Die Postfinance habe damit Kunden vor unzuverlässigen Kursen schützen wollen. Transaktionen in Schweizerfranken seien zu jeder Zeit möglich gewesen. Erst am Nachmittag und Abend wurden die meisten Transaktionen wieder möglich. Ein Sprecher bestätigte Meldungen verschiedener Medien.
Die Zürcher Kantonalbank hat bisher nicht mit speziellen Massnahmen auf die Nachricht der Nationalbank reagiert. «Euro kann weiterhin bezogen werden, der Kurs wird alle 30 Minuten aktualisiert», sagt Mediensprecher Igor Moser. Es seien deutlich mehr Bezüge registriert worden als üblich. Abschliessende Zahlen zum Umfang der Bezüge könnten aber am Donnerstag nicht genannt werden.
Wie watson-User berichten, war auch an einigen Automaten der Raiffeisen-Bank kein Euro-Bezug möglich. Pressesprecher Franz Würth sagt jedoch: «Wir haben keine spezielle Regelung betreffend den Eurohandel kommuniziert. Die einzelnen Banken sind jedoch selbständig in ihren Entscheidungen.» Allenfalls gebe es Beschaffungsprobleme.
Laut Würth gehen die Euro-Käufer «offensichtlich davon aus, dass die Euro jetzt günstiger zu haben sind als morgen». Wegen der verstärkten Nachfrage sei es denkbar, dass in einigen Filialen der Raiffeisen die Euro-Noten ausgegangen seien. Generelle Sperren seien aber nicht angeordnet worden.
Auch die UBS bietet weiterhin Euro an Schalter und Bancomaten an. Die Wechselkurse würden regelmässig aktualisiert, teilte sie mit. Aufgrund der hohen Euro-Nachfrage könne es aber an einzelnen Bancomaten zu Knappheiten kommen. Bei der UBS erreichte die Informatik teilweise die Belastungsgrenze. «Kurzzeitig ist der eine oder andere Kunde nicht mehr in das E-Banking reingekommen», erklärte eine UBS-Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters. Mittlerweile funktioniere aber alles wieder reibungslos. Konkurrentin Credit Suisse konnte vorerst keine Angaben zu möglichen Einschränkungen machen.
Auch die SBB stellte in ihren Wechselstuben ein erhöhtes Kundenaufkommen fest, wie Sprecher Daniele Pallecchi sagte. Der Zulauf habe sich laufend verstärkt, seit die Nationalbank am Morgen die Aufgabe des Euro-Mindestkurses bekanntgegeben habe.
Keine Kursanpassung gab es bei den SBB-Billettautomaten, an denen ebenfalls mit Euro bezahlt werden kann. Sie blieben am Donnerstag bei 1.23 Franken pro Euro, wie Pallecchi sagte. Angesichts der Turbulenzen plane die SBB, die Automaten in der Nacht auf Freitag auf den 1:1-Kurs umzustellen. (whr/rar/sda/awp/reu)
Während die devisenspekulanten fett kassieren muss otto kleinsparer mal wieder warten #snb #Mindestkurs #postfinance pic.twitter.com/klRgpEsiAt
— dorolita (@dorolita) January 15, 2015