Der Lieblingskünstler auf der Bühne, ein Cocktail in der Hand, chillen im Backstagebereich – und das alles ohne zu bezahlen? Das Konzept der freiwilligen Helfer bei Festivals klingt in der Theorie fair: Ein bisschen arbeiten, Müll sammeln, Getränke ausschenken – dafür gibt es dann freien Eintritt und den ein oder anderen Gratis-Drink.
Doch die Volunteer-Szene hat auch ihre Schattenseiten. Jüngst sorgten die Verantwortlichen des Luzerner «Gästivals» für Empörung: 10 Franken pro Stunde sollen Helfer bekommen, das sind knapp 15 Franken unter berufs- und ortsüblichen Stundenlöhnen – dabei hat das Festival ein Budget von knapp 8 Millionen Franken. Und wird zum Teil vom Bund und den angrenzenden Kantonen finanziert.
Laut Veranstalter soll es sich hierbei nicht um eine Erwerbs-, sondern um eine ehrenamtliche Tätigkeit handeln. «Das Gästival sucht Helfer, bietet also eine temporäre Freiwilligenarbeit mit Umtriebsentschädigung an – keine festen Anstellungen», sagte Philipp Berger, Kommunikationsbeauftragter des Kantons Luzern gegenüber dem Tages-Anzeiger.
Festivalkundige wissen: Freiwilligenarbeit ist hier gang und gäbe – fast alle grossen Veranstaltungen, wie das Paléo-Festival in Nyon, das Open Air St.Gallen oder das Montreux Jazz Festival, setzen auf unbezahlte Helfer, die beim Aufbau, Betrieb und Abbau helfen. Beim Paléo-Festival etwa ist die Freiwilligenarbeit Grundsatz – auch für die Verantwortlichen. Viele kleinere Gratis-Festivals könnten ohne Freiwillige überhaupt nicht stattfinden.
Wenn es sich um profitorientierte Veranstaltungen handelt, bleibt hingegen ein fader Beigeschmack: Einige Veranstalter hantieren mit Millionenbudgets – und fahren trotz des Einsatzes von unbezahlten Kräften Gewinne ein. Das Tattoo-Festival in Basel etwa stand schon öfter in der Kritik: 2012 verfügte der Event laut Tageswoche über ein Gesamtbudget von 12,5 Millionen Franken – und beschäftigte dennoch 500 ehrenamtliche Helfer. Der Gewinn ging komplett an den Veranstalter, die Basel Tattoo Productions.
«Wenn ein Festival wächst und wächst und immer mehr Sponsoren gewinnen kann, wird es schwierig, die Freiwilligenarbeit zu rechtfertigen», sagt Doris Widmer, Geschäftsleiterin der Berner Agentur für Freiwillige Benevol, der Berner Kulturagenda. Sie hält eine Bezahlung für Freiwillige jedoch für falsch: «Sie wollen Zeit schenken. Die Anerkennung und Wertschätzung ist der Gegenwert, den sie von den Einsatzorganisationen erhalten.»
Freiwillige, Helfer und Volunteers – ihr seid gefragt!
Was sind eure Erfahrungen bei Festivals?
Wurdet ihr ausgenutzt? Oder immer fair behandelt?
Musstet ihr schuften, oder konntet ihr das Festival geniessen?
Wie war die Wertschätzung für eure Arbeit?
Was hat euch motiviert, unbezahlt zu helfen?
Schreibt uns!