Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine kleine Rochade in seinem Führungsstab durchgeführt. Anton Vayno heisst der neue Stabschef im Kreml. Er ersetzt Putins langjährigen KGB-Kumpel Sergei Iwanow. Im Westen ist der 44-Jährige praktisch unbekannt. Die bekannte russische Journalistin Masha Gessen zeichnet von ihm im «New Yorker» ein beängstigendes Bild.
Vayno sei seit Jahren der persönliche Assistent Putins, so Gessen. Er ist aber auch Autor und Co-Autor von mehreren Büchern und wissenschaftlichen Artikeln. 2012 hat er ein langes Essay mit dem Titel «The Capitalization of the Future» veröffentlicht, eine kaum verständliche Abhandlung, die im esoterischen Schluss eines «Nooscope»-Netzwerkes endet, in dem Zeit und Raum verschmelzen.
Handfester geht es in Vaynos Buch «The Image of Victory» zu. Es beginnt mit einem Putin-Zitat, das sinngemäss heisst: «Das Vertrauen gewinnen ist der Schlüssel». Den Inhalt fasst Gessen wie folgt zusammen: «Das Buch scheint ein grosses Rezept für globale Domination zu sein. (...) Die Grundidee scheint darin zu bestehen, den absoluten Triumph mithilfe der Taktik von Sambo – der sowjetischen Kriegskunst – zu erlangen, vor allem in der Wirtschaft.»
Anton Vayno gehört damit zum Lager der russischen Ultranationalisten. Der prominenteste Vordenker dieser Beweger heisst Alexander Dugin. Er wähnt sich in einem neuen Weltkrieg zwischen der «Landmacht» Russland und der «Seemacht» USA und hat einst Hitler und die SS verherrlicht.
Die Ernennung Vaynos ist kein Zufall. In einem Zeitpunkt, in dem die gesamte Welt nur noch auf den US-Wahlkampf fixiert zu sein scheint, hat Putin begonnen, den Ukraine-Krieg wieder auf kleinem Feuer zu köcheln. Letzte Woche hat er erklärt, er würde nicht an den vorgeschlagenen Friedensverhandlungen teilnehmen. Gleichzeitig hat er die Regierung in Kiew beschuldigt, Attentate auf der Krim zu planen.
Auch Donald Trump hat sein Wahlkampf-Team umgekrempelt. Neuer starker Mann ist nun Stephen K. Bannon. Dieser hat sich von einem erfolgreichen Investmentbanker bei Goldman Sachs zu einem Ultranationalisten der übelsten Sorte entwickelt. Bannon ist der starke Mann hinter dem Onlineportal Breitbart. Seit der gleichnamige Journalist und Gründer dieses Portals an einem Herzversagen verstorben ist, hat er das Sagen.
Im Vergleich zu Breitbart ist selbst FoxNews eine Kinderpost. Neokonservative Vordenker wie William Kristol werden verhöhnt und Figuren wie Sarah Palin verherrlicht. Vor allem geht Bannon auf die Elite der Grand Old Party (GOP) los. So hat er beispielsweise die Wiederwahl von Paul Ryan in den Senat aktiv bekämpft. Ryan ist der derzeit starke Mann der Republikaner und Liebling der Koch-Brüder.
Die GOP-Elite hat denn auch bereits reagiert. «Wenn Trump beabsichtigt hat, seine alten und neuen Anhänger zu frustrieren, dann hat er genau das Richtige getan», erklärte etwa Dan Senor in der «New York Times». Er ist ein langjähriger Stratege der Republikaner, der vor vier Jahren Mitt Romney beraten hat. Auch der Berater von Marco Rubio hat reagiert und erklärt, dass Trump und Breitbart «beide an die niedrigsten Instinkte der Menschen appellieren.»
Die neuen starken Männer bei Putin und Trump sind ein weiteres Indiz dafür, dass weltweit eine üble, rotbraune Polit-Suppe gekocht wird. Alt-Stalinisten und Neo-Faschisten vereinigen sich im Kampf gegen Demokratie und Menschenrechte. Das gilt für Pegida genauso wie für den Front National: Alle hetzen gegen Muslime, vermeintliche Eliten und Lügenpresse. Sie hängen absurden Verschwörungstheorien an, etwa dass 9/11 von den Amerikanern selbst inszeniert wurde oder der Maidan-Aufstand vom CIA organisiert war.
Aktuelles Beispiel ist das Buch «Clinton Cash» von Peter Schweizer. Darin wird die These aufgestellt, wonach die Clinton Foundation sich auf einen korrupten Handel Spenden gegen politische Begünstigung eingelassen habe. Das Buch wird derzeit auf faschistoiden Hetzseiten, Russia Today und ähnlichen Kanälen gepuscht. (Erstaunlicherweise auch auf dem vermeintlich progressiven Schweizer Onlineportal «Infosperber» – aber das ist eine andere Geschichte.)
«Clinton Cash» besteht aus unbewiesenen Behauptungen und abstrusen Verschwörungstheorien. Das erstaunt nicht, wenn man sich die Hintergründe vor Augen führt. Das Buch wurde vom erzkonservativen Milliardär Robert Mercer finanziert. Er ist auch ein wichtiger Investor bei Breitbart und ein Freund von Bannon. «Trump hat sich entschieden in Breitbarts alternativer Realität zu leben» stellt daher selbst das neokonservative Blatt «Weekly Standard» fest.