Alkoholische Getränke schmecken meist leicht bitter und scharf. Manche Menschen mögen das nicht – auch weil ihnen, wie wissenschaftliche Studien bereits gezeigt haben, Alkohol bitterer vorkommt als anderen Menschen. Die Frage ist, ob diese Unterschiede in der Geschmackswahrnehmung anerzogen oder angeboren sind.
John Hayes und sein Forscherteam von der Pennsylvania State University sind dieser Frage nachgegangen. Die Wissenschaftler untersuchten mehrere Gene, in denen der Bauplan für die Ausbildung von Bitter- und Schärfesensoren im Mundraum codiert ist.
«Wir haben für unsere Studie die beiden Bitter-Rezeptor-Gene TAS2R13 und TAS2R38 ausgesucht, weil sie bereits zuvor mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht worden sind», sagte Hayes gemäss dem Wissenschaftsmagazin «Scinexx». Auch verschiedene Versionen des TRPV1-Gens, das für die Ausbildung von Schärfe-Sensoren verantwortlich ist, wurden untersucht.
Die Forscher stellten bei den 93 Probanden mittels Gentest fest, welche Varianten der drei Gene jeweils vorlagen. Danach erhielten die Testpersonen eine 16-prozentige Alkohollösung als Mundspülung und später einen mit 50-prozentigem Alkohol getränkten Wattebausch auf die Zunge. Anschliessend mussten sie jeweils angeben, wie intensiv ihnen Bitterkeit und Schärfe vorkamen.
Das Experiment zeigte, dass die Einschätzungen der Testpersonen mit ihrer genetischen Ausstattung korrelierten: Die Intensität, mit der jemand den Geschmack von Alkohol wahrnimmt, wird von den Gen-Versionen bestimmt.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen, die über ein ausgeprägtes Empfinden für die Geschmacksrichtung «bitter» verfügen, weniger Gemüse mit höherem Anteil an Bitterstoffen essen. Ein ähnlicher Mechanismus könnte laut den Wissenschaftlern auch beim Alkohol wirksam sein.
Die Ergebnisse könnten, so sagt einer der Koautoren der Studie, einen Hinweis auf die Ursache geben, warum manche Menschen keinen Alkohol mögen. Je intensiver sie dessen Bitterkeit und Schärfe empfinden, desto weniger leicht gewöhnen sie sich wohl auch daran, Alkohol zu trinken.
Allerdings soll das nicht heissen, dass unsere Gene unser Trinkverhalten vollumfänglich steuern. «Wir haben stets die Wahl», betont Hayes. «Manche Menschen überwinden ihre angeborene Abneigung gegen den Geschmack von Alkohol und werden zu Trinkern, und solche, die den Geschmack eigentlich mögen, halten sich bewusst zurück.» (dhr)