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So verbessere ich einen Lexikon-Eintrag

So verbessere ich einen Lexikon-Eintrag

Nur wenige sind auf Wikipedia aktiv. Dabei ist mithelfen gar keine Hexerei. Wir erklären, wie es geht.
10.02.2016, 10:0110.02.2016, 10:17
David Egger / az Aargauer Zeitung
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Jeder darf mitmachen: Wikipedia.
Jeder darf mitmachen: Wikipedia.
Bild: EPA/DPA FILE

Wer für eine bessere Wikipedia kämpfen will, kann Geld spenden oder selber Beiträge bearbeiten. Doch viel zu wenige Menschen tun das. Auf der deutschsprachigen Wikipedia sind nur 230 Schweizer aktiv, die pro Monat fünf oder mehr Änderungen vornehmen. Demgegenüber stehen täglich mehr als eine Million Zugriffe auf die deutschsprachige Wikipedia. Das Problem: Wenn kaum jemand mithilft, veralten die Beiträge schnell.

Nehmen wir als Beispiel den Wikipedia-Eintrag zu Guy Morin, dem Regierungspräsidenten des Kantons Basel-Stadt. Vor drei Wochen gab er bekannt, dass er bei den Wahlen im Herbst nicht mehr antritt. Das sorgte zwar für grosse Schlagzeilen, wird auf Wikipedia aber mit keinem Wort erwähnt. Die letzte Änderung des Wikipedia-Eintrags zu Guy Morin liegt über 170 Tage zurück.

Das lässt sich ändern: Ein Klick auf «Bearbeiten» (oben rechts auf der Wikipedia-Seite) genügt, und schon können wir im Beitrag etwas hinzufügen. Wir schreiben in einem Satz, dass Guy Morin im Herbst nicht mehr antreten wird. Damit die Änderung nachvollziehbar ist, fügen wir noch eine vertrauenswürdige Quelle an: In diesem Fall die offizielle Meldung, die der Kanton Basel-Stadt im Januar auf seiner Website aufschaltete.

Nur Millisekunden später ist der Eingriff unter «ungesichtete Änderungen» sowie in der «Versionsgeschichte» aufgelistet (beide Knöpfe sind ebenfalls oben rechts zu finden). Da wir schon dabei sind, ändern wir den Eintrag zu Guy Morin auch auf der alemannischen Wikipedia. Nicht einmal drei Stunden später hat ein Benutzer namens Holder die beiden Änderungen gesichtet. Das heisst, er hat die neue Version freigeschaltet. Der verstaubte Wikipedia-Eintrag ist wieder aktuell. Ein gutes Gefühl, als hätte man die Welt ein bisschen verbessert!

«Man verbessert das ganze Lexikon»

Patrick Kenel kennt das nur zu gut, der Präsident von Wikimedia Schweiz hat seit 2004 über 16'000 Änderungen auf Wikipedia vorgenommen: «Mit der Zeit wird dieses Gefühl alltäglich. Aber man hat das schon im Hinterkopf, dass man das gesamte Lexikon verbessert, wenn man einen Beitrag korrigiert oder ergänzt. Es gibt auch Schreibwettbewerbe und ähnliche Aktionen, die das Verbessern mit einem spielerischen Anreiz verbinden.»

Bei neuen Benutzern gilt grundsätzlich das Vieraugenprinzip: Ihre Änderungen muss zuerst ein anderer Benutzer freischalten. Das garantiert allerdings noch nicht die inhaltliche Korrektheit einer Änderung, sondern verhindert sogenannten Vandalismus. Ein Beispiel aus dem Aargau zeigt das bestens. Am 18. März 2015 wurde beim Wikipedia-Eintrag zu Nationalrat Andreas Glarner der Anfangssatz wie folgt umformuliert: «Andreas Glarner ist ein Schweizer Idiot.» Nur zwei Minuten später hat ein registrierter Benutzer die Beleidigung wieder entfernt. In der Versionsgeschichte des Artikels sind diese Änderungen aber für immer im Internet verewigt.

Jetzt auf

Wie überprüft man die anderen? Wer selbst Änderungen rückgängig machen und Beiträge anderer Nutzer prüfen will, muss sich ein Benutzerkonto zulegen. Auch diese Möglichkeit findet sich oben rechts auf Wikipedia. Für die Registrierung genügen ein Benutzername und ein Passwort. Nicht einmal eine E-Mail-Adresse ist nötig!

Sobald wir mindestens 30 Tage auf Wikipedia dabei sind und 150 Bearbeitungen vorgenommen haben, können auch wir die Beiträge anderer Nutzer freischalten. Wer sich unsicher fühlt, kann sich von eingefleischten Wikipedianern helfen lassen: Wikipedia führt eine öffentliche Liste mit Nutzern, die sich als Mentor zur Verfügung stellen. Man ist nicht allein, das zeigt auch unser Beispiel. Fünf Stunden, nachdem wir die Seite zu Guy Morin ergänzt haben, korrigiert jemand den Tippfehler, den wir in unsere Ergänzung eingebaut hatten. Fazit: Das alles ist gar nicht so schwer. Also los! (aargauerzeitung.ch)

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