Die vier jungen prominenten Frauen stehen dazu: Ja, sie haben sich die Brust vergrössern lassen. Und ja, sie sind glücklich damit.
Gleich vier «OP-Geständnisse» innert wenigen Tagen war auffällig. Auffällig war aber auch, wie offen und unverkrampft drei der vier Frauen über ihre Brustvergrösserung sprachen (die Ausnahme: die Miss Schweiz).
«Wenn jemand ein Problem damit hat, bin ich bereit, ehrlich und offen darüber zu sprechen», sagte beispielsweise Laura Müller zum Blick. Sie rechnet nicht damit, dass sich ihre Offenheit bei der Wahl zur Miss Zentralschweiz am 27. April als Nachteil herausstellen könnte. «Wir leben im Jahr 2018 – da sollte es in der Gesellschaft eigentlich akzeptiert sein.»
Vor wenigen Jahren wäre sie davon kaum so überzeugt gewesen. Als kurz vor der Miss-Schweiz-Wahl 2003 die Brustvergrösserung einer Kandidatin ans Licht kam, löste dies hitzige Diskussionen aus – obwohl eine Schönheitsoperation vor der Kandidatur gegen keinerlei Regeln verstösst. «Verlegen wir die zukünftigen Miss-Wahlen direkt in den TV-Operationssaal!», hiess es zum Beispiel in einer Fernsehkritik in der «Schweizer Illustrierten». Und eine Sonntagszeitung spekulierte nach der Wahl, dass die Kandidatin ohne Enthüllung der Brust-OP zur Miss Schweiz gewählt worden wäre.
Kein Wunder setzte danach wieder das grosse Schweigen ein. Kaum eine Kandidatin stand in den Jahren danach offen zu ihrer Schönheits-OP. Und auch andere junge Prominente hielten sich zurück, behielten den Eingriff für sich. Bis jetzt.
Cynthia Wolfensberger, Fachärztin für ästhetische und plastische Chirurgie, ist nicht überrascht, dass die jungen prominenten Frauen offen zu ihrem vergrösserten Busen stehen und nicht den Eingriff vor der Öffentlichkeit geheim halten. Es passt zu ihren Erfahrungen, die sie tagtäglich in ihrer Praxis macht.
So würden sich viele über 35-jährige Frauen schwer damit tun, offen über ihre Brustoperation zu sprechen. «Ihnen wurde noch von den Eltern eingetrichtert, dass man mit dem was man hat, zufrieden sein muss», sagt Wolfensberger.
Anders sehe die Situation bei den unter 30-Jährigen aus: «Die heutigen jungen Frauen sind mit der Botschaft aufgewachsen, dass man alles erreichen kann. Und dass es in Ordnung ist, sich und seinen Körper zu verbessern.» Somit sei es für die meisten auch kein Problem offen zum Eingriff zu stehen. «Brustvergrösserungen sind bei jungen Frauen kein Tabu-Thema mehr», hält die plastische Chirurgin fest. Diese hätten auch viel weniger Hemmungen davor, etwas an sich machen zu lassen, als die älteren Generationen.
Sich die Brüste machen zu lassen, ist beliebt. Dies zeigt auch die Statistik der International Society of Aesthetic Plastic Surgery. Seit 2015 führt die Brustvergrösserung die Rangliste der weltweit beliebtesten Schönheitsoperationen an.
Auch Arif Altinay, leitender Arzt der plastischen Chirurgie in der Pallas Klinik in Olten, spürt den Trend. In den letzten zehn Jahren habe die Zahl der Brustvergrösserungen um etwa 20 Prozent zugenommen, sagt er. «Dies liegt an der zunehmenden Akzeptanz für den Eingriff, aber auch am abnehmenden Preis.» Früher hätte die Operation zwischen 15'000 bis 20'000 Franken gekostet. Heute müssen die Patientinnen noch zwischen 5000 bis 10'000 Franken bezahlen.
Nicht nur die Brustvergrösserung, auch ganz generell seien Schönheitsoperationen heutzutage kein Tabu mehr, sind sich die beiden Ärzte einig. Mit einer Ausnahme: Die Verschönerung der Geschlechtsteile, wie zum Beispiel die Operation der Schamlippen. «Viele erzählen davon nicht einmal ihrer besten Freundin», sagt Arif Altinay.