Ein mit Blut getränkter Schal mit Spuren von Sperma – es wäre höchstwahrscheinlich nicht das erste Mal, dass so ein Corpus Delicti einem Tatverdächtigen zum Verhängnis wird. Russel Edwards fand genau einen solchen Schal und ersteigerte diesen 2007 bei einer Aktion. Dabei soll einiges an Geld geflossen sein, schreibt The Daily Mail.
Angeblich wurde der 187 Zentimeter lange und 65 Zentimeter breite Schal beim Tatort des Mordes an Catherine Eddowes gefunden. Ein Polizist soll ihn mit nach Hause genommen haben, seitdem war er im Besitz von dessen Familie und wurde bis heute – 126 Jahre danach – nie gewaschen.
Nach dem Erwerb des Textils beauftragte Edwards den finnischen Molekularbiologen Jari Louhelainen mit der Untersuchung der Körperflüssigkeiten. Resultat: Das Blut stammt eindeutig von Catherine Eddowes und das Sperma konnte dem polnischen Barbier Aaron Kosminski zugewiesen werden.
Der polnische Barbier war bereits während der Ermittlungen in den Verdacht der Behörden geraten. Der leitende Beamte Robert Anderson soll ihn in seinen Memoiren stark belastet haben. Für Anderson war eine «jüdische Verschwörung» verantwortlich dafür, dass Kosminski nie angeklagt wurde.
Ein weiterer Faktor, der für den Coiffeur als Täter spricht, ist der Umstand, dass die Mordserie abbricht, als er in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde. Dort verstarb Kosminski kurz darauf.
Über die Prostituierten-Morde im Londoner East End wurden unzählige Bücher und Filme veröffentlicht und Theorien über die Täterschaft aufgestellt. Kurz nach Veröffentlichung des Buches von Edwards meldeten sich schon die ersten Zweifler: Es sei nicht bewiesen, dass der Schal tatsächlich vom Tatort stamme. Russel Edwards ist sich allerdings sicher: «Ich habe das Geheimnis gelöst.»
Ist das nun das Ende? Wahrscheinlich nicht. In den 126 Jahren sind über 70 verschiedene Tatverdächtige durchleuchtet und hunderte Internetforen mit neuen Theorien gefüllt worden. Hier sind neun weitere Verdächtige, die durch die neuen Beweise gegen Kosminski in den Hintergrund rücken.
Hauptverdächtiger zurzeit: der polnische Auswanderer und Barbier Aaron Kosminski.
Vor der DNA-Analyse des blutgetränkten Schals führte Robert Mann die Spitze der Verdächtigen an. Er geriet aufgrund modernster Profiling-Methoden in Verdacht.
James Maybrick wurde 1993 durch ein veröffentlichtes Tagebuch Hauptverdächtiger im «Ripper»-Fall. Darin soll er die Taten beschrieben und zugegeben haben. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass das Tagebuch gefälscht ist.
Druitt war ein Arzt, der von seiner Familie beschuldigt wurde, der gesuchte Serienmörder zu sein. Als Hauptgrund gaben sie seine gestörte Sexualität an. Die Ironie: Druitts Homosexualität entlastete ihn letztendlich.
Dieser Herr war zu Zeiten der «Ripper»-Morde ein bekannter Gauner im East-End. Allerdings vertrieb er sich seine Zeit eher mit Trickbetrügereien und Diebstählen als mit dem Aufschlitzen von Prostituierten.
Tumblety galt kurz nach den Morden als Hauptverdächtiger. Unter anderem wegen seines Hasses auf Prostituierte, weil seine Frau eine war.
Dem Seemann aus Liverpool wurden die Morde an seinen beiden Frauen und seinen vier Kindern nachgewiesen. Zuerst glaubte man, er habe ein Alibi für die «Ripper»-Morde, später platzte dieses aber.
Barnett war ein kräftiger Fischträger, der auf die Beschreibung des Täters passte. Seine Freundin war Mary Kelly – das letzte Opfer.
William Gull war der Arzt, der die königliche Familie behandelte. Er geriet dadurch in Verdacht, dass er erzählte, er wache von Zeit zu Zeit mit unerklärlichen Blutflecken am Hemd auf.
Auch Karl Ludwig war Barbier und kannte sich daher mit Messern aus. Erschwerend kommt hinzu, dass Zeugen berichteten, ihn nach einer Mordnacht mit Blut an den Händen gesehen zu haben.