Wissen
History

Römische Gladiatoren waren Vegetarier

Reenactment eines Gladiatorenkampfs in Spanien. 
Reenactment eines Gladiatorenkampfs in Spanien. Bild: Juan G. Aunion / Shutterstock.com
«Zaubertrank» aus Asche

Römische Gladiatoren waren Vegetarier

20.10.2014, 13:5626.11.2014, 13:25
Mehr «Wissen»
No Components found for watson.skyscraper.

Römische Gladiatoren gelten als Inbegriff von Kampfkraft und Mut. Doch wer denkt, die Helden der antiken Arenen hätten sich vor allem von Fleisch ernährt, irrt. Wissenschaftler aus Wien und Bern haben nachgewiesen, dass sich römische Gladiatoren überwiegend vegetarisch ernährten. 

Historische Quellen berichten von einer speziellen Diät der Gladiatoren, die aus Bohnen und Getreide bestanden haben soll. «Hordearii», zu Deutsch «Gerstenfresser», wurden die Kämpfer deshalb genannt.  

Die Forscher untersuchten Knochen aus einem Gladiatorenfriedhof des 2./3. Jahrhunderts in der antiken römischen Stadt Ephesos. Das Ergebnis zeigt, dass sich die Gladiatoren vorwiegend pflanzlich ernährten, also so, wie die grosse Mehrheit der Bevölkerung damals.  

«Pflanzliche Asche wurde offenbar zur Kräftigung nach körperlicher Anstrengung und zur verbesserten Knochenheilung eingenommen.»
Fabian Kanz, Departement für Gerichtsmedizin der MedUni Wien

«Man könnte annehmen, dass Gladiatoren besonders viel Fleisch bekommen haben», sagt Sandra Lösch vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern. Doch die Forscher fanden keine grossen Unterschiede zur Ernährung der Normalbevölkerung. 

Mehr zum Thema

Tonikum nach dem Training

Etwas fiel den Forschern hingegen auf: Der bei Gladiatoren gemessene Strontium-Anteil in den Knochen wich stark von den Werten der Normalbevölkerung ab. Das lasse auf eine gesteigerte Mineralaufnahme aus einer strontiumreichen Calciumquelle schliessen, schreiben die Medizinische Universität Wien und die Universität Bern in einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag. 

In der Literatur ist ein Trunk aus Asche überliefert, den die Gladiatoren als Tonikum zu sich nahmen. Den Trank gab es also wirklich, kamen die Forscher zum Schluss. «Pflanzliche Asche wurde offenbar zur Kräftigung nach körperlicher Anstrengung und zur verbesserten Knochenheilung eingenommen», erklärt Studienleiter Fabian Kanz vom Departement für Gerichtsmedizin der MedUni Wien laut Mitteilung. 

Lage des antiken Ephesos (a), Plan von Ephesos mit Ausgrabungsstätten (b), Details der Ausgrabung mit Gladiatoren-Friedhof (DAM93G) (c). 
Lage des antiken Ephesos (a), Plan von Ephesos mit Ausgrabungsstätten (b), Details der Ausgrabung mit Gladiatoren-Friedhof (DAM93G) (c). Bild: PLOS One

Mit Hilfe von spektroskopischen Methoden untersuchten die Wissenschaftler stabile Isotopenverhältnisse im Kollagen der Knochen und das Verhältnis von Strontium zu Calcium im Knochenmineral. 

Ein weiterführendes Forschungsprojekt zielt auf die Migration der Gladiatoren ab, die aus unterschiedlichen Gebieten des römischen Reichs nach Ephesos kamen. Ephesos war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und hatte über 200'000 Einwohner. Die antike Stadt liegt in der heutigen Türkei. (dhr/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Sind Supervulkane nicht so gefährlich wie gedacht?

An einigen Stellen dieses Planeten leben die Menschen auf einer gigantischen geologischen Zeitbombe: auf einem Supervulkan. Bekannt sind etwa die Yellowstone-Caldera in den USA oder der Toba in Indonesien. Eines dieser gefährlichen Monster ist nicht allzu weit von der Schweiz entfernt – es sind die Phlegräischen Felder («Campi Flegrei») bei Neapel, die zudem in letzter Zeit beunruhigend aktiv waren.

Zur Story