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Diese Karte zeigt, wann das Frauenstimmrecht wo eingeführt wurde

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Frauenstimmrecht
Vor dem 7. Februar 1971 bitten Schweizer Frauen Schweizer Männer darum, doch bitte fürs Frauenstimmrecht zu stimmen. Frauen dürfen ja noch nicht.
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Wir Schweizer sind nicht die einzigen, die sich in Sachen Frauenwahlrecht schämen müssen

08.03.2018, 08:0708.03.2018, 09:25
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Am 7. Februar 1971 hatte die Mehrzahl der Schweizer Männer ein Einsehen: In der Volksabstimmung zur Einführung des eidgenössischen Stimm- und Wahlrechts für Frauen sagten sie mit 65,7 Prozent der Stimmen Ja. Damit erhielten die Frauen in der Schweiz endlich politische Rechte – viel später als in unseren Nachbarländern: 53 Jahre nach Deutschland, 52 Jahre nach Österreich, 27 Jahre nach Frankreich und 26 Jahre nach Italien.

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Diese schändliche Verspätung sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Frauen – oder bestimmten Gruppen von ihnen – auch anderswo Rechte verwehrt wurden und werden. Samoa zum Beispiel führte das Frauenwahlrecht erst 1990 ein, Saudi-Arabien sogar erst 2011. Hier sind sieben weitere bedenkliche Tatsachen über das Wahlrecht für Frauen

  1. Australien war einer der Staaten, die das Frauenwahlrecht sehr früh einführten: 1902 war es soweit. Allerdings galt dies nicht für Aborigines – egal, ob Frauen oder Männer. Diese Diskriminierung dauerte bis 1962.
  2. Kanada führte 1917 das Wahlrecht für weisse Frauen ein, die in den Streitkräften dienten oder nahe Verwandte von Soldaten waren. 1918 wurde das Wahlrecht erweitert, aber Indigene – Frauen und Männer – durften erst ab 1960 wählen.
  3. In Grossbritannien – wie auch in Irland – konnten Frauen ab 1918 an die Urne gehen; allerdings nur ab dem Alter von 30 Jahren und wenn sie Hausbesitzerinnen oder die Gattin eines Hausbesitzers waren oder wenn ihr Besitz ihnen mindestens fünf Pfund Jahresrente einbrachte oder wenn sie eine britische Universität absolviert hatten. Das uneingeschränkte Wahlrecht wurde 1928 eingeführt.
  4. Belgien verlieh das Frauenwahlrecht 1919 an Witwen und Mütter von im Krieg gefallenen Soldaten oder von Bürgern, die von den Mittelmächten getötet worden waren. Auch Frauen, die während des Krieges vom Feind inhaftiert wurden, erhielten 1919 das Wahlrecht. Ohne Einschränkung wurde das Frauenwahlrecht 1948 eingeführt.
  5. Weisse Südafrikanerinnen dürfen seit 1930 wählen, indischstämmige aber erst seit 1984, schwarze sogar erst seit 1994.
  6. Die Frauen im südlichen Teil Nigerias erhielten das Wahlrecht 1958. Im nördlichen, muslimischen Teil mussten sie bis 1976 warten.
  7. Kuwait führte das Frauenwahlrecht 1985 ein, schaffte es 1999 wieder ab und führte es 2005 erneut ein.

Diese und weitere Informationen zur Einführung des Frauenwahlrechts zeigt eine interessante Infografik, welche zudem die folgende Karte enthält: 

User TravelTrina postete die Karte auf Reddit, wo sie rege kommentiert wird. Nicht zu Unrecht weisen einige User dort darauf hin, dass die Einführung des Frauenwahlrechts nicht gleichbedeutend mit einer funktionierenden Demokratie ist – es gibt und gab stets Staaten, die formal demokratisch waren, in denen Wahlen jedoch reine Fassade blieben. (dhr)

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70 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Füdlifingerfisch
08.03.2018 08:43registriert August 2015
Ich war damals nichteinmal geboren. Ich muss mich für garnichts schämen...
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Bruno Wüthrich
08.03.2018 09:01registriert August 2014
Dass die Schweiz das Stimm- und Wahlrecht erst 1971 einführte, schmeichelt ihr nicht. Doch schämen tue ich mich deswegen nicht, denn obwohl ich mich inzwischen leider zur älteren Generation zählen sollte, war ich selbst damals noch um einiges zu jung, um stimm- und wahlberechtigt zu sein. Die Jüngsten, die 1971 bereits abstimmen durften, sind heute 67 Jahre alt. Zu vermuten ist, dass die damals jüngsten Stimmberechtigten bereits Jahre zuvor zugunsten der Frauen gestimmt hätten, wenn dies möglich gewesen wäre. Die Verhinderer waren eine andere Generation! Dafür schäme ich mich nicht.
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Jupiter Jones
08.03.2018 09:43registriert September 2016
Wenn man es sehr positiv ausdrücken möchte, könnte man auch sagen, dass die Schweiz das einzige Land ist, wo sich die Männer in einer Abstimmung für das Wahlrecht der Frauen ausgesprochen haben.
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