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Viele Piloten haben Depressionen und suchen keine Hilfe

An Air France pilot stands in the cockpit of the airline's new Boeing Inc. 787-9 Dreamliner passenger aircraft as it stands on the tarmac at Charles de Gaulle Airport in Roissy, France, December  ...
12,6 Prozent der befragten Piloten zeigten Anzeichen von Depressionen.Bild: BENOIT TESSIER/REUTERS

Viele Piloten haben Depressionen und suchen keine Hilfe

15.12.2016, 02:0015.12.2016, 06:15
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Im März 2015 liess ein deutscher Copilot seine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zerschellen – wohl, weil er psychisch krank war. Eine neue Studie zeigt nun: Viele Piloten könnten psychische Probleme haben. Aber die Forschung erweist sich als schwierig.

«Es gibt einen Schleier der Verschwiegenheit um psychische Probleme im Cockpit»

Hunderte Piloten weltweit könnten einer neuen Studie zufolge an Depressionen leiden – aber aus Angst vor Problemen im Job keine Hilfe suchen. Bei mehr als jedem zehnten Pilot, der an einer anonymen Online-Studie der Elite-Universität Harvard teilnahm, seien Anzeichen für eine Depression erkennbar, berichteten die Forscher. Ihre Studie veröffentlichten sie im Fachjournal «Environmental Health».

Vier Prozent berichten von Suizidgedanken

«Wir haben herausgefunden, dass viele Piloten, die derzeit fliegen, mit depressiven Symptomen kämpfen, und es könnte sein, dass sie keine Hilfe suchen, weil sie Angst vor negativen Auswirkungen auf ihre Karriere haben», sagte der Hauptautor der Studie, Assistenzprofessor Joseph Allen.

«Es gibt einen Schleier der Verschwiegenheit um psychische Probleme im Cockpit.» Wegen des Stigmas um das Thema sei auch Forschung nicht einfach.

    An der anonymen Online-Studie nahmen 3500 Piloten aus mehr als 50 Ländern teil, rund die Hälfte davon beantwortete auch die Fragen zu ihrer psychischen Verfassung. Davon zeigten 12,6 Prozent Zeichen von Depression, rund vier Prozent berichteten von Suizidgedanken innerhalb der vergangenen zwei Wochen – besonders diejenigen, die hohe Dosen von Schlafmitteln nahmen, oder sexuell oder verbal belästigt worden waren.

    350 Millionen leiden an Depressionen

    Weltweit leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 350 Millionen Menschen an Depressionen.

    In der Schweizer Bevölkerung erkrankt jeder Fünfte mindestens einmal im Leben an einer affektiven Störung, so ein Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) von 2013.

    Ein psychisch kranker deutscher Copilot hatte im März des vergangenen Jahres eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz gebracht. Dabei waren alle 150 Insassen der Maschine getötet worden. (sda/dpa)

    Der Absturz von Germanwings 4U9525 in Frankreich

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    Der Absturz von Germanwings 4U9525 in Frankreich
    Um ca. 11.15 Uhr am Dienstagmorgen, dem 24. März 2015, ist ein A320 der Germanwings in Südfrankreich abgestürzt.
    quelle: ap/ap / martin meissner
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    16 Kommentare
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    Die beliebtesten Kommentare
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    Marco Rohr
    15.12.2016 09:10registriert Februar 2014
    Titel: 'Viele Piloten haben Depressionen ...'
    Intro-Text: 'Piloten könnten Depressionen haben ...'
    Text: '12.6% zeigten Zeichen von Depressionen...'

    Kein weiterer Kommentar ;)
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    Jeschibaba
    15.12.2016 07:23registriert Mai 2015
    Mindestens jede fünfte Person in der Schweiz hat einmal im Leben Anzeichen einer Depression. Dagegen ist die Suizidrate verschwinden gering. Erweiterter Suizid, im Ausmass wie bei Germanwings, gabs meines Wissens in der Schweiz noch nie. Also chillts Leute. Pilotinnen und Piloten sind auch nur Menschen.
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    Zeit_Genosse
    15.12.2016 07:17registriert Februar 2014
    Studien machen ja Sinn, wenn sie in Relation gebracht werden. Ich könnte wahrscheinlich auch nachweisen, dass hunderte Pflegefachleute, Lehrer oder Bauarbeiter an depressiven Verstimmungen leiden. Sind jetzt die Piloten in Relation zu anderen Berufsgruppen (z.B. Ärzte mit hoher Verantwortung) diesbezüglich übervertreten und wenn ja wie viel?
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