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Da steh ich nun: Vor der angeblichen Super-Migros, vor dem Laden der Zukunft. Dieser befindet sich im Neumarkt in Brugg AG und ist ein hässlicher, grauer Klotz. Eine lieblose Weihnachtsbeleuchtung hängt an den Pfeilern, vor dem Eingang ein paar Christbäume.
Drinnen sieht auf den ersten Blick alles aus wie in jeder anderen Migros auch. Zur Sicherheit frage ich beim Kundendienst nach: «Ist das die Migros, die für 15 Millionen umgebaut wurde? Die neuropsychologisch durchdesignte, welche die Sinne der Kunden wecken soll?» «Ja, das ist die modernste der Schweiz, Sie werden sehen», antwortet die Frau hinter dem Desk.
Und tatsächlich. Der Laden ist hell, alles ist grosszügig angeordnet, es gibt Platz, verschiedene Farben führen die Kunden, viel und auffällig hilfsbereites Personal steht zwischen den Gestellen.
Eine Einkaufsliste habe ich keine, aber zuhause einen leeren Kühlschrank. Ich lasse mich leiten und kaufe, was ich glaube, für die nächsten Tage zu brauchen.
Die Käse- und die Fleischtheke machen Appetit. Die Produkte sind attraktiv zur Schau gestellt, hinter dem Metzger flimmern auf grossen Bildschirmen saftige Steaks.
Die Holzbalken an der Decke und die Farben machen den Aufenthalt in gewissen Bereichen fast schon heimelig.
In der Brotabteilung kann ich den Bäckern bei der Arbeit zuschauen. Es riecht nach Brot, weil die Abluft in den Laden geführt wird.
Auf dem Boden der Spielwarenabteilung entdecke ich ein interaktives Schneegestöber. Dieses stiebt zur Seite als ich darüber laufe. Das macht Spass. Ich gehe ein paar Mal hin und her.
Sonst beeindruckt mich wenig. Wüsste ich nicht, dass ich in der Future-Migros stehe, ein Pilot, in den Erkenntnisse aus der Neuropsychologie einfliessen und technologische Spielereien getestet werden, würde ich den Laden nach meinen üblichen Einkäufen wieder verlassen.
Weil die Umkleidekabinen aber etwas zu bieten haben sollen, was es in der Schweiz so bisher nicht gab, mache ich mich auf die Suche nach diesen. Sie sind schwierig zu finden. In den Kabinen gibt es rechts am Spielgel fünf Knöpfe. Durch diese kann das Licht gedimmt oder Duft verströmt werden (falls die Kabine noch nach Vorgänger riechen sollte). Ohne Wissen, was die Kabine alles kann, hätte ich die Knöpfe wohl nicht gedrückt oder übersehen.
Die Kinderumkleidekabine, eine Art Häuschen, in die ich mich zwänge, finde ich hingegen lustig. Plötzlich beginnt der Spiegel zu sprechen: «Wow, das gseht super us», sagt eine Comic-Figur namens Tobi. Ich muss lachen. Danach spricht sie den Satz: «Drei di moll um». Super.
Ich kaufe gerne ein in der Migros in Brugg und fühle mich nie gestresst. Das ist laut Christoph Oriet, der für den orangen Riesen die neuen Läden gestaltet, wichtig: «Die Kunden müssen sich wohlfühlen. Wer sich wohlfühlt, der kommt wieder und verweilt länger im Laden,» sagte er zur «NZZ am Sonntag». Meine Hoffnungen auf Futuristisches haben sich allerdings nicht erfüllt. Was das betrifft, bin ich enttäuscht worden.
Wie oft meine Kaufentscheidungen durch das neue Ladenkonzept – die dann mein Unterbewusstsein beeinflusst haben – gesteuert wurden, weiss ich nicht. Ich habe 55.80 Franken ausgegeben.
Überflüssig, oder besser gesagt, unüblich, ist der Kauf eines saftigen Stücks Fleisch, das mich 18.40 kostet. Der Schaukasten mit den «Dry Aged»-Prachtexemplaren sowie die kompetente Bedienung sind daran Schuld. Warum ich eine einzelne Grapefruit ins Wägeli gelegt habe, ist mir zudem schleierhaft.
Ich würde wieder kommen, dafür eigens nach Brugg fahren jedoch nicht.
Und der Grund warum die Migros das macht ist einfach: GELD!
Ausserdem wurde folgendes Umgebaut:
- Melectronics
- Migros Markt
- Migros Restaurant
- Migros TakeAway
also nicht nur der Migros Markt.
Und wie hoch sind die jàhrlichen Mehrkosten (Bàckerei, Metzgerei)?