Wissen
Schweiz

Wanderfalke in Zürich live auf dem Falkenbrett beobachten.

Zürcher Wanderfalke gibt Einblick in Speisekammer – Gefahr für den Schweizer Taubensport?

05.03.2021, 11:3406.03.2021, 19:48
Mehr «Wissen»

Auf dem Falkenbrett auf dem Hochkamin an der Josefstrasse in Zürich ist ein Wanderfalke eingezogen. Laut einem Tweet von Benjamin Schlüer handelt es sich dabei um ein weibliches Exemplar (brauner und grösser als die männlichen), das bisher vor allem durch grossen Hunger auffiel. Auf dem Falkenbrett türmen sich die Taubenkadaver.

Live-Stream vom Falkenbrett:

Fleissige Watson-Leser werden es wissen: Unser Herz schlägt für den Taubensport. Müssen wir uns nun Sorgen machen?

Kaum.

Wanderfalken nehmen laut Informationen der Stadt Zürich «wichtige Luft- u.a. gesundheitspolizeiliche Funktion wahr, indem sie beispielsweise kranke Tauben fressen».

Die stolze Wanderfalkin und ihre Beute.
Die stolze Wanderfalkin und ihre Beute. bild: screenshot webcam GSZ Wildlife

Auch das Innere des Nistkastens zeigt, dass einige Tauben Federn lassen mussten: Der Boden ist übersät mit säuberlich abgenagten Knochen und anderen Überresten von erlegten Tieren.

Ganz ungefährlich sind die Wanderfalken für Renntauben aber nicht. Wie der belgische Tauben-Kaiser Nikolaas Gyselbrecht in einem Interview gegenüber watson.ch berichtete, gehören sie zu den natürlichen Feinden von Renntauben – und sind für Züchter ein Risiko. Deshalb verzichten viele Züchter darauf, erfolgreiche Renntauben zu lange an Wettkämpfen teilnehmen zu lassen. Siegreiche Vögel werden nach ihrer aktiven Karriere für die Zucht eingesetzt.

Hast du schon mal Vögel mit richtigen Armen gesehen? So würden sie aussehen

Video: watson/Lino Haltinner

Selbst die schnellsten Renntauben sind gegen den Speed der Wanderfalken machtlos. Bei einer Messung der Schweizerischen Vogelwarte erreichte ein Wanderfalke ein Tempo von 186 km/h. Dies allerdings nur im Sturzflug. Im Schlagflug sind Renntauben dem Wanderfalken mit Tempi über 100 km/h überlegen.

Der Bestand an Wanderfalken nahm in der Schweiz ab 1950 immer weiter ab. Ihre Dezimierung wird auf den Einsatz von hochgiftigen Pestiziden zurückgeführt. 1971 wurde noch eine einzige Brut ausserhalb der Alpen beobachtet. Mit dem Verbot der Gifte erholte sich der hiesige Bestand aber wieder. Laut vogelwarte.ch existieren in der Schweiz heute ca. 200 Paare. Ob auch die Wanderfalkin an der Josefstrasse einen Partner hat, ist noch nicht bestätigt. Bisher wurde sie nur alleine gesichtet.

Für Live-Bilder des Falkenbretts bitte hier (aussen) und hier (innen) klicken.

Weitere Informationen zu den technischen Daten von Wanderfalken gibt es hier.

Weitere Artikel aus der Reihe Taubensport:

(tog)

Vogel gerät in Turbine – Schockmoment für die Passagiere

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So farbig sind Papageien
1 / 18
So farbig sind Papageien
Bild: Shutterstock
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hast du schon mal Vögel mit richtigen Armen gesehen? So würden sie aussehen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
196 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nick Name
05.03.2021 11:47registriert Juli 2014
«türmen sich die Taubenkadaver», «zeigt ein verstörendes Bild»:
Bitte lasst doch derart manipulative Worte.
Weder türmt sich da was, noch ist der Nistkasten prinzipiell ein verstörendes Bild. Normalerweise hätten wir da null Einblick, und der Anblick selbst ist schlicht normal/artgemäss/Natur.

Die seltenen Wanderfalken jagen Tauben, ja. Und?
Schön, gibt es sie überhaupt noch!
209530
Melden
Zum Kommentar
avatar
clint
05.03.2021 11:40registriert September 2014
sehr interessant, tolle bilder. nur: ich versteh „verstörend“ nicht. wie sonst sollte eine behausung eines raubtieres aussehen?
153113
Melden
Zum Kommentar
avatar
Raudrhar
05.03.2021 11:46registriert Dezember 2015
Abgesehen vom durchaus spannenden Artikel- die Schlagzeile ist nicht euer Ernst, oder?

Vor allem auch, da in der Vergangenheit immer wieder Falken vergiftet wurden. In Anbetracht dessen ist so etwas definitiv heikel und nicht zielführend.
129712
Melden
Zum Kommentar
196
Wie Finnland 1944 den Krieg gegen Russland nicht verlor – ein Modell für die Ukraine?

Finnlands Kampf gegen die UdSSR im Zweiten Weltkrieg bietet ein Muster dafür, wie sich ein militärischer David gegen einen militärischen Goliath behaupten kann. Eine Hauptrolle spielt dabei die Schlacht von Tali‐Ihantala. Vor allem dort brachte Finnland im Sommer 1944, vor 80 Jahren, die sowjetische Offensive zum Scheitern und legte dadurch den Grundstein für sein langfristiges Überleben als Staat.

Zur Story