Wer sich einen Hund zulegt, möchte in der Regel alles richtig machen. Das ist fast ein bisschen so, wie wenn man ein Kind bekommt. Und genau wie zur Kindererziehung gibt es auch zum Thema Hundehaltung eine Zillion Bücher, Infobroschüren und Foren.
Und dann sind da natürlich noch die Spezialisten – wie zum Beispiel der Tierarzt, die Trainerin in der Hundeschule und nicht zu vergessen die Frau von nebenan, die in Sachen Hundeerziehung sowieso alles besser weiss.
Doch statt dass diese zahlreichen Quellen einem bei der Hundeerziehung helfen würden, stellt man als frisch gebackener Hundebesitzer schon nach kurzer Zeit fest: Es gibt praktisch nie nur eine Antwort – wie die folgenden 11 Beispiele zeigen.
Los geht's gleich am Anfang, also eigentlich schon bevor der Hund überhaupt ins Haus kommt. Denn wer auf diesen Moment gut vorbereitet sein möchte, wird in der Fachliteratur alles finden – nur nicht eine Antwort darauf, wie man dem Vierbeiner die Ankunft möglichst einfach macht.
So liest man in Buch Nummer eins, dass man dem Hund zu Beginn nur ein Zimmer zeigen soll. Und dann nach einer Weile das nächste. Und dann wieder ein Zimmer. Und so weiter. Also alles Schritt für Schritt, damit der Neuankömmling nicht überfordert ist. Okay, klingt gut und logisch. Blöd nur, dass in Buch Nummer zwei steht, dass man ihm am besten gleich das ganze Haus und vor allem all seine Liegeplätze zeigt und auch sofort klar machen soll, welche Räume Tabu sind.
Wer sich eine Hündin zulegt und nicht möchte, dass es im eigenen Haus früher oder später so aussieht, ...
... der muss sich zwangsläufig mit der Frage auseinandersetzen, ob das Tier kastriert werden soll. Doch natürlich gibt es auch hier nicht nur eine Meinung, was dazu führt, dass man sich entscheiden muss, zu welchem Lager man gehören will. Daraus folgt wiederum, dass man sich – egal, ob man sich für Pro oder Contra entscheidet – früher oder später einen Moral-Vortrag von Seiten des anderen Lagers anhören darf.
Hat man nun beschlossen, die Hündin kastrieren zu lassen, ist es mit der Entscheiderei aber noch nicht zu Ende. Denn dann stellt sich noch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Sprich: Lässt man das Tier vor oder nach der ersten Läufigkeit kastrieren?
Für Variante Nummer eins sprechen Studien, die besagen, dass dadurch das Risiko diverser Erkrankungen wie zum Beispiel Gebärmutterentzündungen und Gesäugetumore verringert wird. Verfechter von Variante zwei sind der Meinung, dass das Tier vom Charakter her erst nach der ersten Läufigkeit vollständig entwickelt ist und man mit einer vorherigen Kastration dafür sorgt, dass der Hund nie richtig erwachsen werden kann. Tja, nun habt ihr die Wahl ...
Manche Hunderassen besitzen an den Hinterläufen sogenannte Wolfskrallen. Verglichen mit der Anatomie der Menschen ist es das, was bei uns der grosse Zeh ist. Dieser «verkümmerte» grosse Zeh berührt nicht den Boden und ist für den Hund komplett nutzlos. Da das Risiko besteht, dass diese Kralle beim Spazierengehen irgendwo hängenbleibt und ausreisst, empfehlen manche Leute (und zum Teil auch Tierärzte), diese Kralle operativ zu entfernen. In Deutschland ist dies aber beispielsweise laut Tierschutzgesetz verboten. Und nun – Kralle dran oder Kralle ab?
Wenn ein junger Hund zu früh Treppen runter läuft, soll das angeblich den Gelenken schaden. Darum tragen viele Hundehalter am Anfang ihre kleinen Vierbeiner, wenn's hinab geht. Wer seinen Hund aber immer trägt, kann dafür sorgen, dass der Hund das Treppenlaufen nie lernt und im schlimmsten Fall für den Rest seines Lebens Angst davor hat. Tja, viel Spass beim Entscheiden, was nun der richtige Weg ist ...
Wer glaubt, dass das Thema Ernährung nur bei Menschen eine wichtige Rolle spielt, der irrt sich gewaltig. Denn die Diskussion darüber, welches Futter für den Vierbeiner das richtige ist, ist mindestens genauso beliebt wie die Fleisch-Vegetarier-Veganer-Diskussion bei uns Zweibeinern.
Während die einen der Meinung sind, dass Trockenfutter absolut ausreichend ist, schwören die nächsten auf Nassfutter. Wieder andere barfen (= Verfüttern von rohem Fisch, Fleisch, Innereien, Knochen, Obst und Gemüse) und Hundehalter, die für ihren Liebling jeden Tag was kochen, lassen sich natürlich auch genügend finden. So viel sei gesagt: Du kannst es eigentlich nur falsch machen.
Du stehst vor dem Regal mit dem Hundespielzeug und willst gerade beherzt zugreifen, als du plötzlich von der Fachverkäuferin gebremst wirst: «Sie haben einen Welpen? Dann sollten Sie kein Zerrspielzeug nehmen, ...
... das kann das Tier aggressiv machen. Und Spielzeuge, die quietschen sind auch nicht gut. Ihr Hund lernt sonst nicht, dass er beim Spielen aufhören muss zuzubeissen, wenn Sie oder andere Hunde ein entsprechendes Schmerzsignal von sich geben. Wurf- und Apportierspielzeuge sind auch nicht gut, das fördert den Jagdtrieb.» Okay, darf mein Hund überhaupt mit irgendetwas spielen?!
Das Allererste, was man hört, wenn man darüber nachdenkt, sich einen Hund zuzulegen, ist: «Hast du denn genug Zeit, so viel spazieren zu gehen? Du weisst ja, Hunde brauchen täglich mehrere Stunden Auslauf!» Kann man diese Frage mit «Ja» beantworten und entschliesst sich also tatsächlich für einen Hund, wird man möglicherweise schon nach kurzer Zeit eines Besseren belehrt.
Plötzlich hört man Sätze wie: «Bewegung bekommt das Tier sowieso genug. Wichtiger ist, dass das Hirn genug gefordert wird.» Oder: «Zu viel Bewegung ist auch nicht gut, das kann für Stress sorgen und dann kommt der Hund anschliessend nicht zur Ruhe.» Was nun das richtige Mass ist, gilt es also selbst herauszufinden.
Klar sollte man sich keinen Hund zulegen, wenn dieser ständig allein zu Hause sein wird. Aber ab und zu ein paar Stunden sollten schon drin liegen. Doch wie bringt man dem Hund das Alleinsein bei – und wie verhält man sich beim Gehen und Wiederkommen? Auch darüber kann man sich streiten.
Die einen sagen: Du bist der Rudelführer, du gehst und kommst, wann du willst und darum musst du dich auch nicht verabschieden oder zurückmelden. Geh einfach. Und komm einfach irgendwann wieder.
Die anderen sagen: Geh zu deinem Hund, verabschiede ihn freundlich, aber sachlich (und ohne grosses Drama) und sag ihm, dass du bald wiederkommst. Und bei der Begrüssung machst du es genauso.
Wenn du dich auf eine Diskussion zu diesem Thema einlassen willst, kannst du ebenso gut mit jemanden darüber streiten, ob Apple oder Android besser ist. Fest steht: Du wirst wahrscheinlich nie jemanden finden, der beides – also Halsband UND Geschirr – gut findet. Und: Egal, für welche Variante du dich entscheidest, für die Vertreter der jeweiligen anderen Partei giltst du auf jeden Fall als Tierquäler.
Wie wir Menschen müssen Hunde – vor allem wenn sie klein sind – jede Menge lernen. Und wie wir Menschenkinder haben auch sie am Anfang vor vielen Dingen Angst. Beispielsweise Autofahren ist nicht für jeden Hund von Anfang an so selbstverständlich wie für ihn hier:
Damit die Angst vor dem Autofahren so schnell wie möglich verfliegt, raten viele Spezialisten: «Setz den Hund ins Auto und gib ihm dort ganz viele Leckerli und belohne ihn. So verknüpft er mit dem Auto etwas Positives.» Andere sagen: «Wenn du das Tier belohnst, wenn er gerade Angst hat, dann bestärkst du ihn in seiner Angst.» Gut, klingt beides logisch. Und was ist nun die Lösung? Das musst du wohl selbst herausfinden.