Zukunftstag
Interview

Schule am Wald, Sternenwoche, Unicef, Nepal

Timon, Mattia und Mika grillen watson-Reporter Maurice Thiriet. 
Timon, Mattia und Mika grillen watson-Reporter Maurice Thiriet. 
Bild: watson
Zukunftstag

Kinder nehmen watson-Reporter in die Mangel: «Sie spielen Ping-Pong, schicken aber keinen an unsere Medienkonferenz?!» 

Drei Schüler der Schule am Wald in Witikon haben zu einer Medienkonferenz in ihrer Schule eingeladen. watson hat sich trotz mehrmaliger Aufforderung geweigert, einen Reporter zu schicken. Dieses Interview ist die Folge dieser Weigerung. watson-Reporter Maurice Thiriet muss sich einiges anhören. 
12.11.2015, 15:1513.11.2015, 18:27
timon (9), Mika (8), Mattia (10)
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Mika (8), Mattia (10) und Timon (9) von der Schule am Wald in Witikon (ZH) haben watson für eine Medienkonferenz am Mittwoch aufgeboten. Sie wollten über ihre Spendenaktion Sternenwoche für Kinder in Nepal berichten. Das Fernsehen und Rob Spence kämen auch.

Den Bescheid, dass watson niemanden an die Medienkonferenz schicken würde, haben die drei nicht ohne weiteres akzeptiert. Sie blieben dran, bis wir sie an unseren Zukunftstag einluden. 

Noch einmal versuchten sie herauszufinden, warum watson nicht an ihre Medienkonferenz gekommen ist: 

Herr Thiriet, warum sind Sie nicht zu unserer Pressekonferenz erschienen? Sogar das Fernsehen ist gekommen. Nur Sie nicht. Warum? 
Ich hatte keine Zeit. 

Aber Sie sind ja nicht der einzige watson-Reporter. Sie hätten jemanden schicken können. Oder nicht?
Wir hatten leider keine Kapazitäten. 

«Wir können keine Ausnahmen machen, nur weil Schüler dazu einladen. Oder soll ich besser sagen, einen dazu nötigen?»

Das ist doch gelogen. Hier arbeiten sehr viele Leute. Sie spielen Ping Pong, schicken aber keinen an unsere Medienkonferenz? Sie hätten Kapazitäten gehabt. Was heisst das überhaupt?
Kapazitäten heisst, dass man Leute hat, die gerade Zeit haben. Und ich spiele überhaupt nicht Ping Pong! Das ist nicht wahr.

Jedenfalls ist das Kapazitätszeug nicht der Grund, warum Sie  nicht gekommen sind. Das ist ja eindeutig. 
Touché. Wir haben aus einem anderen Grund niemanden geschickt.

Thiriet schwitzt und schreibt.
Thiriet schwitzt und schreibt.
Bild: leo helfenberger

Warum? 
Weil wir täglich zu Dutzenden von Medienkonferenzen eingeladen werden und nur zu den wichtigsten gehen können. Wir können keine Ausnahmen machen, nur weil Schüler dazu einladen. Oder soll ich besser sagen, einen dazu nötigen? 

Was meinen Sie mit nötigen? Und warum ist unsere Medienkonferenz nicht wichtig genug? Sogar das Fernsehen ist gekommen. Das ist sehr selten. 
Das war jetzt auch nicht gerade ein Sender von Weltrang... Gut, nötigen ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ihr wart schon sehr hartnäckig. Ihr wart schwer abzuwimmeln. Ihr habt uns quasi die Einladung zum Zukunftstag bei watson abgerungen. Anders hättet ihr nicht lockergelassen. 

Und warum ist unsere Medienkonferenz jetzt nicht wichtig gewesen? 
Weil ihr das, was ihr zu verkünden hattet, auch anders hättet an die Leute bringen können. Dazu hätte es uns nicht unbedingt gebraucht. Aber gut. Ihr seid ja jetzt hier. Da könnt ihr jetzt in fünf Sätzen erzählen, was ihr an der Medienkonferenz erzählt hättet.

Wir machen bei der Sternenwoche für Nepal mit. 
Was ist eine Sternenwoche?

«Dann heisst es: Seien Sie nicht so frech!​ Stellen Sie nur harmlose Fragen!»

Das ist eine Aktion des UN Kinderhilfswerks Unicef. Während einer Woche sammeln Kinder auf aller Welt für Kinder in Schulen in Nepal. 28'000 Kinder haben schweizweit fünf Millionen Franken gesammelt.  
Seit wann?

Seit es die Sternenwoche gibt. 
Und wofür wird das Geld gebraucht?

Die Zukunftstag-Reporter lassen nicht locker und haken nach.
Die Zukunftstag-Reporter lassen nicht locker und haken nach.
Bild: leo helfenberger

Für Lehrmittel. Klassenzimmerausrüstung, Lehrmittel und ganz wichtig: Fliessendes Wasser in den Schulen. Wir fangen mit unserer Sammelaktion am 24. November an. Dann verkaufen wir in der Stadt Zürich aus unserem Leiterwagen Zöpfe, Guetzli, Brownies und viele andere Sachen. Der Erlös kommt den nepalesischen Kindern zu Gute. 
Sehr gut. Ich kaufe dann aber nichts, ich zahle schon Kirchensteuer. Das ist mein einziges humanitäres Engagement.

Sie wollen also nicht, dass die Kinder in Nepal in ihren Schulen fliessend Wasser und Bücher haben? 
Gut, ich kaufe also trotzdem einen Zopf. Wann seid ihr wo? 

Am 24. November von 10 Uhr bis 14 Uhr vom Bellevue bis zum Stadelhofen und vom Central bis ins Niederdorf. Und an der Bahnhofstrasse sind wir auch noch. Wollen Sie ein paar Wörter nepalesisch lernen? 
Nein. Wollt ihr sonst noch etwas fragen? 

Machen Sie jetzt für uns Schleichwerbung? 
Nein, ich dachte, ich zeige euch, wie man ein Interview führt. Diese Frage zum Beispiel war jetzt etwas zu direkt formuliert. Wenn man so direkt fragt, heisst es normalerweise: Kein Kommentar! Im besten Fall. 

Und im schlechtesten Fall?
Dann heisst es: Seien Sie nicht so frech!​ Stellen Sie nur harmlose Fragen!

«Werden die Mädchen kreischen, wenn wir auf die Strasse rauslaufen?»

Ok, gut. Warum ist Zeitungspapier so dünn? 
Weil es nur einen Tag lang halten muss und weil es leicht und günstig ist. Das spart Papier- und Transportkosten. 

Und Wald.
Ja. Auch Wald. ​

Rob Spence war übrigens gestern auch an unserer Medienkonferenz. Sie hätten wirklich kommen können. 
Das Thema Medienkonferenz haben wir, glaube ich, in genügender Tiefe abgehandelt. ​

Was passiert jetzt mit diesem Interview?
Wir publizieren es auf watson.

In der App?
Überall. In der App, auf dem Desktop-Computer, auf den Tablets und Telefonen. Einfach überall. ​

Werden wir jetzt berühmt, wenn das Interview auf watson kommt? Werden die Mädchen kreischen, wenn wir auf die Strasse rauslaufen?
Damit würd ich nicht rechnen. ​

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Olaf
12.11.2015 15:37registriert Januar 2014
Für mich das beste Interview des Jahres! Genial. Und ein Muss für alle, die in der Kommunikations-Branche tätig sind. Weitersagen!!!
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Louie König
12.11.2015 16:44registriert Juni 2014
Genial! Journis von morgen. Cooles Interview, ehrlich und direkt, ohne auf political correctness oder ein Blatt vor dem Mund. Werde übernächste Woche die Augen offen halten in Zürich, ich liebe Brownies :-D...hmmm...obwohl sie werden wohl keine Special Brownies haben, befürchte ich...
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joe
12.11.2015 15:37registriert Januar 2014
Ich hoffe ihr habt den drei Jungs gleich eine Praktikumsstelle angeboten....!?!
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