Angesichts der Tatsache, dass sich der Black Friday erst 2014 in der Schweiz zu etablieren begann, erlebte der Rabatt-Tag mit einem Höhepunkt der Verkaufszahlen 2020 und 2021 einen rasanten Aufstieg. Genauso schnell könnte die Begeisterung dafür aber auch schon wieder abflachen.
Mittlerweile könnte sich nämlich ein Boykott für ein Unternehmen sogar lohnen, zumindest in der Schweiz. Laut einer Umfrage möchten knapp 50 Prozent den Black Friday eigentlich lieber abschaffen. Zu diesem Schluss kam das Marktforschungsinstitut Demoscope im Auftrag des Online-Marketing-Unternehmens Blackfridaydeals.ch schon vor zwei Jahren.
In einer anderen Umfrage rechnet Blackfridaydeals.ch damit, dass nach zwei Rekordjahren in diesem Jahr die Umsatzzahlen am Black Friday bei Schweizer Anbietern wieder etwas sinken werden. Die Gründe: durch die Inflation erhöhte Lebenshaltungskosten, die zeitgleich stattfindende Fussball-WM und ökologische Gründe.
Damit einhergehend nimmt die Anzahl an Firmen, die gegen den Strom schwimmen wollen und bewusst keine Rabatte anbieten, wieder zu – oder zumindest deren Sichtbarkeit. Viele dieser Firmen tun dies laut eigenen Aussagen aus ökologischen Gründen. Ihren Kundinnen und Kunden bieten sie stattdessen andere Aktionen an.
Eine Auswahl aus zahlreichen Schweizer Unternehmen, die sich der Rabatt-Schlacht rund um den Black Friday entziehen.
«Wir machen den Black Friday vom Kauf- zum Tauschtag», schreibt das Unternehmen Freitag auf seiner Webseite. Es gebe wohl wenig, was mit Kreislaufwirtschaft weniger vereinbar sei, so der Taschenhersteller, dessen Grundsatz es ist, aus alten Materialien neue Taschen herzustellen.
Das Unternehmen schliesst deshalb am Freitag, 25. November, seinen Online-Store. Besucherinnen und Besucher würden stattdessen auf die selbst entwickelte, globale Tauschplattform S.W.A.P. («shopping without any payment») umgeleitet. Rabatte bietet Freitag keine an, stattdessen organisiert man weltweit «Taschentausch-Events» in den lokalen Shops.
Die Schweizer Jungfirma Nikin bemüht sich seit ihrer Entstehung um Nachhaltigkeit: Pro verkauftem Produkt wird ein Baum gepflanzt, verspricht der Kleiderhersteller mit Sitz in Lenzburg. Wie auch in den letzten Jahren werde man den Black Friday erneut zum Green Friday, einer nachhaltigen Alternative zu ersterem, machen.
Man biete keine zusätzlichen Rabatte, sagt Nora Willi von Nikin auf Nachfrage: «Im Rahmen des Green Friday setzen wir ein Zeichen gegen übermässigen Konsum. Auch dieses Jahr pflanzen wir pro verkauftem Produkt zwei Bäume statt wie sonst einen.»
Das Schweizer Warenhaus Jelmoli boykottiert den Black Friday zum vierten Mal in Folge. Stattdessen engagiert sich Jelmoli am «Giving Tuesday». Die Aktion will bewusst einen Kontrast zu Black Friday, Singles Day und Cyber Monday bilden. Bei «Giving Tuesday» setzen sich Private, Hilfsorganisationen und Unternehmen gemeinsam für verschiedene Spendenaktionen ein.
«Während der konsumstärksten Zeit des Jahres setzt Jelmoli so ein Zeichen gegen ‹over consumption› und für Solidarität und soziales Engagement», schreibt das Warenhaus in einem Statement.
Jelmoli spendet am Freitag für jeden Einkauf ab 50 Franken einen Betrag von fünf Franken an Insieme21, einem Verein für Angehörige von Menschen mit Down-Syndrom.
Der Outdoor-Ausrüster Transa will ebenfalls nichts wissen vom Black Friday: «Transa macht beim Black Friday seit Jahren aus Überzeugung nicht mit. Wir machen auf Social Media darauf aufmerksam, weniger zu konsumieren», sagt Jenny Zehnder von Transa auf Nachfrage.
Auch das Schweizer Unternehmen Oy setzt ein Zeichen gegen Black Friday: Der Yoga- und Surfware-Hersteller schliesst am Freitag seinen Online-Store und ruft stattdessen zu einer Spende auf.
«Am 25. November organisiert das Clean Ocean Project eine Strandsäuberung an der Nordküste von Fuerteventura. Wenn Sie auf der Insel sind, gehen Sie bitte hin und helfen Sie mit. Nutzen Sie die Aktion und den Tag, um ein Zeichen gegen den Black Friday zu setzen», schreibt Oy in den Sozialen Medien. Für jede Spende an das Projekt legt Oy einen Euro zusätzlich drauf.
Der Pflegeprodukthersteller Soeder hat sich einem Aufruf von Freitag («Wir sind Neinsager!») und einem gemeinsamen Statement gegen den Black Friday angeschlossen. «Wir boykottieren auch dieses Jahr Black Friday und machen ‹Business as usual›», sagt Deborah Jeggli gegenüber watson. Ausserdem möchte man seine Kundinnen und Kunden zu bewusstem Konsum und vor allem Refills inspirieren.
Es gehört zum Konzept von Soeder, beispielsweise Seifenspender aus Glas zu vertreiben und den Kundinnen und Kunden Refills dazu anzubieten.
Dass der Black Friday in Zukunft aber wieder verschwindet, habe ich wenig Hoffnung. Es gibt zahlreiche aus den USA importierte "Traditionen" die sich mehr oder weniger bei uns gehalten haben.