Vor noch gar nicht so langer Zeit hat mir Zugs tüchtiger und umsichtiger Sportchef Reto Kläy voller Stolz eine Auflistung aller Spieler geschickt, die seit 2016 dank seinem Farmteam den Weg in verschiedene Klubs der National League gefunden haben. Es waren mehr als 30 Namen auf der Liste.
Keine Frage: Zugs Farmteam ist eine grandiose sportliche Erfolgsgeschichte. Sie würde sich bereits mittelfristig dank der an Zug zu entrichtenden Ausbildungsentschädigungen rechnen. Aber nun ziehen die Zuger den Stecker. Nach der Saison 2021/22 wird das Farmteam «EVZ Academy» aufgelöst. Schlau versuchen sie, den Schwarzen Peter der neuformierten Swiss League zuzuschieben: Man sei dort ab der Saison 2022/23 nicht mehr erwünscht.
Die #EVZAcademy spielt noch eine Saison in der #SwissLeague.
— EVZ (@official_EVZ) March 23, 2021
Der EVZ akzeptiert die zukünftige strategische Ausrichtung der Swiss League und zieht sein Team «EVZ Academy» nach der Saison 2021/22 zurück.
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Das ist – excusez l'expression – barer Unsinn und Rosstäuscherei. Tatsächlich haben Zugs Bürogeneräle alles unternommen, um ja von der ab der Saison 2022/23 neu formierten Swiss League nicht aufgenommen zu werden.
Es wäre, wenn man denn gewollt hätte, ein Leichtes gewesen, die Aufnahmekriterien zu erfüllen. Und die Behauptung, man wisse bis heute die Aufnahmekriterien für die künftige Swiss League nicht, ist heuchlerisch: Mit einem Telefonat wäre es möglich gewesen, sich ins Bild zu setzen.
Inzwischen sind unsere Hockey-Generäle so zerstritten, dass die National League und die Swiss League nicht mehr miteinander zum Wohle unseres Hockeys arbeiten, sondern gegeneinander zum Schaden unseres Hockeys. Wie scheinheilig die Begründung der Zuger für die Auflösung ihres Farmteams ist, zeigt das Beispiel der GCK Lions.
Die GCK Lions sind genau so ein Farmteam der ZSC Lions wie die EVZ Academy eines der Zuger ist. Die GCK Lions werden in der neuen Swiss League dabei sein. ZSC-Manager Peter Zahner hat sich frühzeitig mit den Verantwortlichen der neuformierten Swiss League erkundigt und die Sache geklärt. Weil die Zürcher dabei sein wollen. Weil sie aus langjähriger Erfahrung um den unbezahlbaren Wert eines Farmteams wissen. Weil für ihren Präsidenten Walter Frey die Nachwuchsförderung eine Herzensangelegenheit ist – und nicht bloss Etikettenschwindel.
Was ist hier eigentlich los? Ganz einfach: ab der Saison 2022/23 wird die höchste Junioren-Liga von U20 auf U22 erweitert. Statt im Farmteam in der Swiss League gegen Männer spielen Zugs Junioren dann halt in der höchsten Juniorenliga weiterhin gegen Junioren.
Ein Elite-Juniorenteam kostet gut und gerne eine Million weniger als der Unterhalt eines Farmteams in der Swiss League. Wir erkennen: Zugs Verzicht aufs Farmteam ist nichts anderes als eine Sparübung auf Kosten der Nachwuchsförderung.
Der Ausbau der höchsten Junioren-Liga von U20 auf U22 ist ohnehin eine der unsinnigsten Ideen in der Geschichte unseres Eishockeys: Die ohnehin schon niveauschwache höchste Junioren-Liga wird noch weiter verwässert. In allen führenden Hockey-Nationen werden die Talente bereits mit 18 in die Mannschaften der höchsten Profi-Liga integriert. Die meisten Spieler ihrer U20-WM-Teams haben einen Stammplatz auf höchstem nationalen Profi-Niveau. Bei uns sind es nach wie vor höchstens ein oder zwei Spieler.
Künftig wird es bei uns möglich sein, bis zur U22-Stufe Junior zu sein. Wer mit 20 oder 21 noch nicht regelmässig im Erwachsenenhockey spielt, sucht sich besser einen Job im richtigen Leben.
Hier eine böse Anmerkung, die man mir verzeihen möge: in Zugs neustrukturiertem Ausbildungssystem ohne Farmteam wird kein erfolgsversprechender Weg mehr zu einer Profikarriere führen.
Es ist wie aus dem Drehbuch eines absurden Hollywood-Films: Ein Präsident investiert in Zug Millionen in ein Ausbildungszentrum und lässt es dann zu, dass seine Manager den besten Ausbildungsplatz (das Farmteam) schliessen. Um Geld zu sparen. Es ist Zugs sportliche Bankrotterklärung.
Wenn ich bedenke, dass in den 90er Jahren in jeder Meistermannschaft von Kloten mehrere Spieler zwischen 17 und 20 Jahre alt waren.