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Die EVZ Academy wird aufgelöst – eine Zuger Bankrotterklärung

Kloten, Schweiz - 29. Dezember 2020: 7 Calvin Schleiss, St
Die EVZ Academy spielt noch eine weitere in der Swiss League mit.bild: imago-images.de
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Die EVZ Academy wird aufgelöst – eine Zuger Bankrotterklärung

Ab dem Frühjahr 2022 gibt es Zugs Farmteam nicht mehr. Zugs vorbildliche Nachwuchsförderung fällt einer Sparübung zum Opfer.
23.03.2021, 19:2924.03.2021, 13:40
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Vor noch gar nicht so langer Zeit hat mir Zugs tüchtiger und umsichtiger Sportchef Reto Kläy voller Stolz eine Auflistung aller Spieler geschickt, die seit 2016 dank seinem Farmteam den Weg in verschiedene Klubs der National League gefunden haben. Es waren mehr als 30 Namen auf der Liste.

Der Sportchef des EV Zug, Reto Klaey vor dem Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem SC Bern vom Samstag, 28. September 2019 in Zug. (PPR/Urs ...
Zug-Sportchef Reto Kläy.Bild: KEYSTONE

Keine Frage: Zugs Farmteam ist eine grandiose sportliche Erfolgsgeschichte. Sie würde sich bereits mittelfristig dank der an Zug zu entrichtenden Ausbildungsentschädigungen rechnen. Aber nun ziehen die Zuger den Stecker. Nach der Saison 2021/22 wird das Farmteam «EVZ Academy» aufgelöst. Schlau versuchen sie, den Schwarzen Peter der neuformierten Swiss League zuzuschieben: Man sei dort ab der Saison 2022/23 nicht mehr erwünscht.

Das ist – excusez l'expression – barer Unsinn und Rosstäuscherei. Tatsächlich haben Zugs Bürogeneräle alles unternommen, um ja von der ab der Saison 2022/23 neu formierten Swiss League nicht aufgenommen zu werden.

Es wäre, wenn man denn gewollt hätte, ein Leichtes gewesen, die Aufnahmekriterien zu erfüllen. Und die Behauptung, man wisse bis heute die Aufnahmekriterien für die künftige Swiss League nicht, ist heuchlerisch: Mit einem Telefonat wäre es möglich gewesen, sich ins Bild zu setzen.

Inzwischen sind unsere Hockey-Generäle so zerstritten, dass die National League und die Swiss League nicht mehr miteinander zum Wohle unseres Hockeys arbeiten, sondern gegeneinander zum Schaden unseres Hockeys. Wie scheinheilig die Begründung der Zuger für die Auflösung ihres Farmteams ist, zeigt das Beispiel der GCK Lions.

Die GCK Lions sind genau so ein Farmteam der ZSC Lions wie die EVZ Academy eines der Zuger ist. Die GCK Lions werden in der neuen Swiss League dabei sein. ZSC-Manager Peter Zahner hat sich frühzeitig mit den Verantwortlichen der neuformierten Swiss League erkundigt und die Sache geklärt. Weil die Zürcher dabei sein wollen. Weil sie aus langjähriger Erfahrung um den unbezahlbaren Wert eines Farmteams wissen. Weil für ihren Präsidenten Walter Frey die Nachwuchsförderung eine Herzensangelegenheit ist – und nicht bloss Etikettenschwindel.

Die GCK Lions bleiben in der Swiss League.
Die GCK Lions bleiben in der Swiss League.bild: imago-images.de

Was ist hier eigentlich los? Ganz einfach: ab der Saison 2022/23 wird die höchste Junioren-Liga von U20 auf U22 erweitert. Statt im Farmteam in der Swiss League gegen Männer spielen Zugs Junioren dann halt in der höchsten Juniorenliga weiterhin gegen Junioren.

Ein Elite-Juniorenteam kostet gut und gerne eine Million weniger als der Unterhalt eines Farmteams in der Swiss League. Wir erkennen: Zugs Verzicht aufs Farmteam ist nichts anderes als eine Sparübung auf Kosten der Nachwuchsförderung.

Der Ausbau der höchsten Junioren-Liga von U20 auf U22 ist ohnehin eine der unsinnigsten Ideen in der Geschichte unseres Eishockeys: Die ohnehin schon niveauschwache höchste Junioren-Liga wird noch weiter verwässert. In allen führenden Hockey-Nationen werden die Talente bereits mit 18 in die Mannschaften der höchsten Profi-Liga integriert. Die meisten Spieler ihrer U20-WM-Teams haben einen Stammplatz auf höchstem nationalen Profi-Niveau. Bei uns sind es nach wie vor höchstens ein oder zwei Spieler.

Künftig wird es bei uns möglich sein, bis zur U22-Stufe Junior zu sein. Wer mit 20 oder 21 noch nicht regelmässig im Erwachsenenhockey spielt, sucht sich besser einen Job im richtigen Leben.

Blick in die neue Bossard Arena beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem EV Zug und dem SC Bern am Freitag, 10. September 2010, in der Bossard Arena in Zug. (KEYSTONE/Urs  ...
Beim EVZ werden es die eigenen Junioren in Zukunft schwer haben.Bild: KEYSTONE

Hier eine böse Anmerkung, die man mir verzeihen möge: in Zugs neustrukturiertem Ausbildungssystem ohne Farmteam wird kein erfolgsversprechender Weg mehr zu einer Profikarriere führen.

Es ist wie aus dem Drehbuch eines absurden Hollywood-Films: Ein Präsident investiert in Zug Millionen in ein Ausbildungszentrum und lässt es dann zu, dass seine Manager den besten Ausbildungsplatz (das Farmteam) schliessen. Um Geld zu sparen. Es ist Zugs sportliche Bankrotterklärung.

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quelle: keystone / gian ehrenzeller
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122 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zanzibar
23.03.2021 19:42registriert Dezember 2015
Dem ist nichts hinzuzufügen. Das Schweizer Eishockey wird in 5-7 Jahren ein blaues Wunder erleben. Plötzlich sind die günstigen Tschechen und Österreicher die stärksten Spieler unserer Liga.
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Pinkerton
23.03.2021 19:32registriert Februar 2019
Sehr schade. Macht überhaupt keinen Sinn.
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Pat the Rat (das Original)
23.03.2021 19:38registriert Februar 2017
Schade, schade, schade...
Wenn ich bedenke, dass in den 90er Jahren in jeder Meistermannschaft von Kloten mehrere Spieler zwischen 17 und 20 Jahre alt waren.
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