Blaulicht
Gesellschaft & Politik

«Unter diesen Bedingungen arbeiten wir nicht mehr weiter»

«Unter diesen Bedingungen arbeiten wir nicht mehr weiter»

Bild: KEYSTONE
Streik im Gefängnis Champ-Dollon
Das Personal in den Genfer Gefängnissen streikt. Die Situation in den Haftanstalten ist prekär: Die ständige Überbelegung ist unerträglich geworden. Die Polizeigewerkschaft fordert mehr Personal. 
10.04.2014, 14:1110.04.2014, 16:18
Rafaela Roth
Folge mir
Mehr «Blaulicht»

Das Gefängnispersonal im Kanton Genf hat genug. Mit den Medien will keiner der direkt betroffenen Wärter reden. Dafür findet Christian Antonietti, Präsident der Union du Personnel du Corps de Police (UPCP), klare Worte: «Wir werden unter diesen Bedingungen nicht mehr weiterarbeiten.» Die physische und psychische Sicherheit des Gefängnispersonals sei nicht mehr garantiert, die 220-prozentige Überbelegung unverantwortlich, kritisiert Antonietti.

«Unverantwortliche Überbelegung»: Gewerkschaftspräsident Christian Antontietti.
«Unverantwortliche Überbelegung»: Gewerkschaftspräsident Christian Antontietti.Bild: KEYSTONE

Am schlimmsten ist die Situation in Champ-Dollon. In der für rund 400 Häftlinge konzipierten Haftanstalt sitzen rund 900 Männer ein. Erst im Februar dieses Jahres hiess das Bundesgericht eine Beschwerde zweier Gefangenen gut und beurteilte die engen Haftbedingungen in Champ-Dollon als «menschenrechtswidrig» und «erniedrigend».

Die UPCP führt seit langem Verhandlungen mit dem Genfer Staatsrat. Zuletzt verlangte sie eine Personalaufstockung im Verhältnis von einem Wärter für je zwei Häftlinge bis Ende März. Der Staatsrat ging nicht auf die Forderung ein.

Blick in die Strafanstalt Champ-Dollon.
Blick in die Strafanstalt Champ-Dollon.Bild: KEYSTONE

Derweil spitzte sich die Lage in Champ-Dollon weiter zu. Seit mehreren Massenschlägereien im Februar, als rivalisierende Gruppierungen von Häftlingen aus dem Maghreb und Albanien sich die Köpfe einschlugen, sind die Arbeitsumstände noch komplizierter geworden: Gemeinsame Mahlzeiten sind ausgesetzt, Sport und Spaziergänge müssen die verschiedenen Gruppierungen getrennt machen. 

Wärter bearbeiten keine Gefängniseingänge

Trotz des Streiks sei die Sicherheit der Häftlinge gewährleistet: «Ausgänge aus dem Gefängnis werden bearbeitet, lediglich Eingänge nicht», sagt Gewerkschafter Christian Antonietti. Klar sei, in den Gefängnissen des Kanton Genfs muss etwas passieren. 

Für Härtefälle: Die neue Genfer Strafanstalt Curabilis.
Für Härtefälle: Die neue Genfer Strafanstalt Curabilis.Bild: KEYSTONE

Laurent Foréstier, Sprecher des Departements für Sicherheit und Wirtschaft in Genf, zeigt sich vom Streik überrascht: «Wir wissen, dass die Wärter momentan unter sehr schwierigen Bedingungen arbeiten», sagt er. Alleine im letzten Jahr seien jedoch 100 neue Wärter eingestellt worden. Weitere Entspannung soll das anfangs April eröffnete Gefängnis Curabilis, eine Spezialeinrichtung für gefährliche Straftäter mit 92 Plätzen in Puplinge, bringen. Ein weiteres Gefängnis befindet sich im Bau. «Wir tun was wir können», sagt Foréstier. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!