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Briefe von der Heimatfront

Deutschland, ein Land im Pillen-Glück

Wo früher das Geschrei zahlloser ungewollter Kinder durch die Strasse tobte, herrscht jetzt eine gemütliche Friedhofsruhe, in der man endlich wieder ausspannen kann.
Wo früher das Geschrei zahlloser ungewollter Kinder durch die Strasse tobte, herrscht jetzt eine gemütliche Friedhofsruhe, in der man endlich wieder ausspannen kann.Bild: AP
Briefe von der Heimatfront

Deutschland, ein Land im Pillen-Glück

16.04.2015, 11:1916.04.2015, 11:32
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Falschmeldung
Satire - (fast) kein Wort ist wahr!

Seit kurzem ist sie deutschlandweit rezeptfrei in den Apotheken zu haben: Die Pille danach. Damit endet eine jahrzehntelange gesellschaftliche Diskussion. So war etwa die katholische Kirche gegen die Pille, weil sie grundsätzlich gegen jede Art von Pille ist, die nur von Frauen benutzt werden kann und daher Männer diskriminiert. 

Die evangelische Kirche war gegen die Rezeptfreiheit, weil so das ganz besondere Gefühl verloren geht, das nur während einer demütigenden ärztlichen Beratung aufkommt. Der Verband der Verrückten hingegen warnte über ihren Sprecher Jens Spahn (CDU) davor, dass Frauen die Pille mit Smarties verwechseln könnten, um sie dann folgerichtig gleich kiloweise in sich reinzufuttern.

«Wer braucht schon Süssigkeiten, wenn man statt dessen köstliche Pillen futtern kann – die nebenbei auch eine Schwangerschaft verhindern?»

Die heilsame Wirkung der Pille ist jedenfalls schon jetzt mit Händen zu greifen: Denn schon kurze Zeit nach ihrer Einführung ist Deutschland wie ausgestorben. Wo früher das Geschrei zahlloser ungewollter Kinder durch die Strasse tobte, herrscht jetzt eine gemütliche Friedhofsruhe, in der man endlich wieder ausspannen kann. 

Die Bevölkerungszahl sinkt täglich um knapp hunderttausend Menschen – viele Frauen greifen nämlich zur «Pille forte», die eine Schwangerschaft noch Jahrzehnte nach der Geburt rückgängig machen kann. 

Klagen gibt es einzig vom Verband der Süsswarenhersteller: Seit Frauen Zugang zu dem Präparat haben, bleiben Smarties, Pralinen und Gummibärchen tonnenweise in den Supermarktregalen stehen. Wer braucht schon Süssigkeiten, wenn man statt dessen köstliche Pillen futtern kann – die nebenbei auch eine Schwangerschaft verhindern? So werden die beiden liebsten Hobbys der Deutschen, Essen und Schwangerschaftsabbrüche, auf elegante Weise verbunden. 

Die grossen Schokoladenhersteller wollen nun dringend nachziehen und ihrerseits hormonhaltiges Konfekt auf den Markt werfen, das ebenfalls ungeborenes Leben beendet.

Die einzige Frage, die bei der Pille danach noch offenbleibt, ist: wonach eigentlich? Schon am morgen danach, beim ungewollten Frühstück mit dem ungewollten Vater? Nach dem ungewollten Business-Lunch, dem ungewollten Fünf-Uhr-Tee? Nach dem ersten Kennenlernen? Oder – für alle Fälle – gleich während des Liebesakts? Das bleibt Geschmackssache. Ärzte empfehlen, die Pille ganz nach Lust und Laune einzusetzen, zum Beispiel auch als Diätzusatz. Wie ein TicTac hat sie lediglich zwei Kalorien – und verhindert auf ganz natürliche Weise eine schwangerschaftsbedingte Gewichtszunahme.

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Leo Fischer
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen. Mehr von Leo Fischer gibt's bei Titanic
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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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