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Tom Felber testet Brettspiele: Die Spielbegriffe von A bis Z

Die Spielbegriffe von A bis Z

29.09.2017, 10:1031.01.2018, 09:54
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Damit ihr immer schön Bescheid wisst, wovon unser Spiele-Tester Tom Felber redet, hier die gängigsten Spiel-Ausdrücke kurz erklärt.

Absacker

Beim Spielen ist der Absacker (analog zur Trinkkultur) das letzte Spiel, das zum Schluss des Abends gespielt wird und den Spieleabend würdig ausklingen lässt. Ein Spiel, das als Absacker taugt, sollte deshalb nicht mehr zu viel Aufwand verursachen und keine grosse Menge an Hirnschmalz verbrauchen. Entsprechend werden als Absacker Spiele bezeichnet, die leicht verständlich, gut verträglich, kurz und kurzweilig sind.

Area Control

Bezeichnung für eine Kategorie von Spielen, bei denen es darum geht, Gebiete zu gewinnen, zu halten und zu verteidigen.

Alpha-Player

In kooperativen Spielen ein spielbestimmender Spieler, der den anderen sagt, was sie tun sollen.

Nicht besonders beliebt.

Ameritrash

Abschätziger Name für eine Kategorie von Spielen, die meist aus den USA stammen und als Gegenpol zum «Eurogame» gelten. Die Spiele sind oft sehr Würfel-lastig und glücksbetont, ihre Systeme wenig ausbalanciert. Es gibt eher geringe taktische Entscheidungsmöglichkeiten, viel Plastik-Material, aber immer ein sehr starkes, narratives Thema, meist aus Popkultur, Fantasy oder Science-Fiction.

AP – Analysis Paralysis

Effekt, der dazu führt, dass Spieler viel zu lange über ihre Züge nachdenken, Partien stundenlang andauern und die Mitspieler verärgert und ungeduldig werden.

Combo

Eine besonders starke, oft spielentscheidende Kombination von Aktionsmöglichkeiten oder Karten.

Deck-Building

Kategorie von Spielen, bei denen es darum geht, einen eigenen Kartenstapel zu bauen und zu optimieren, zum Beispiel bei «Dominion».

Downtime

Wartezeit, bis man wieder an der Reihe ist. Entsteht oft durch AP.

Draften

Karten-Verteilmechanismus, der nicht nur auf Glück beruht. Jeder Mitspieler erhält zufällig die gleiche Anzahl Karten auf die Hand. Er darf sie anschauen, eine (oder eine zuvor definierte andere Zahl an) Karten davon behalten und gibt den Rest an den Sitznachbarn. Das machen alle Spieler jeweils gleichzeitig in dieselbe Richtung, und so lange, bis alle Karten verteilt sind.

Erklärbär

Mensch, der das Spiel (hoffentlich) kennt und es den Spielern an Messen, Spieleveranstaltungen oder in Spielecafés beibringt.

Eurogames

Kategorie von Spielen, die ihren Ursprung hauptsächlich in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern hat. Typische Eurogames haben Holzmaterial, ihre Spielsysteme, die oft auf dem Sammeln von Siegpunkten basieren, sind sehr fein und sorgfältig ausbalanciert mit Aufholmöglichkeiten für Hintenliegende. Meist ist deshalb auch kurz vor Ende der Partie noch nicht klar, wer gewinnt. Jeder Zug bietet für den Spieler eigene Entscheidungsmöglichkeiten. Zufalls-Aktionen und Würfel sind eher selten.

Familienspiel

Nicht wirklich wörtlich gemeint. Ein einfaches Spiel, das auch Leute verstehen und spielen können, die noch nie gespielt haben oder nicht oft spielen.

Frontrunner-Problem

Im Verlauf der Partie ist ein Spieler, der einmal in Führung liegt, fast nicht mehr einzuholen. Das Spielsystem bietet zu wenig Ausgleichs-Mechanismen, so dass Hintenliegende die Führenden nicht mehr in Bedrängnis bringen können und man eigentlich vorzeitig abbrechen kann, Beispiel: «Monopoly».

Geld

In einigen Spielen heisst die Währung «Dublonen», in anderen «Dukaten», dann wieder «Taler» oder «Gulden» oder «Dinar» oder «Dirham» oder auch «Dollar» oder «Teuro». Wer viele Spiele spielt, kann sich das eh nicht merken. Leute, die viel spielen, sind deshalb dazu übergegangen, die Währung in Spielen ganz einfach als «Geld» zu bezeichnen. Und zwar durchaus im Sinn von «ein Geld», «zwei Geld», «dreiundvierzig Geld», «zweihundertfünfundfünzigtausendsiebenhundertdreizehn Geld». Es gibt mittlerweile sogar Spiele, in denen die Währung tatsächlich in der Spielregel «Geld» heisst, z. B. «Auf den Spuren von Marco Polo».

Kennerspiel

Von der Jury «Spiel des Jahres» erfundener Begriff für Spiele für Leute, die schon Erfahrung mit Familienspielen und Regellesen haben. Die Komplexität dieser Spiele ist aber immer noch moderat. Kennerspiele sollten durchaus auch noch von normalen Familien gespielt werden können, die regelmässig miteinander spielen. Es sind keine hochkomplexen Freak-Spiele für Nerds und Geeks mit überlanger Spieldauer.

Königsmacher-Problem

Ein Spieler, der selber nicht mehr gewinnen kann, entscheidet mit seiner Aktion, wer von den anderen Spielern letztlich gewinnt. Wird in der Spielebeurteilung als negativer Faktor gesehen.

Kooperative Spiele

Die Spieler spielen nicht gegeneinander, sondern miteinander gegen das Spielsystem. Es gewinnen oder verlieren alle gemeinsam.

Kramerleiste

Ein vom Spieleautor Wolfgang Kramer erfundenes einfaches System, um Siegpunkte zu zählen, ohne dass man einen Notizblock und einen Stift braucht. Die Punkte werden einfach auf einer Leiste abgetragen, die aussen um den Spielplan herum führt.

Legacy-Spiele

Spielkonzept, bei dem sich ein Spiel und das Spielbrett im Verlaufe mehrerer Partien einer narrativen Entwicklung folgend ständig verändern. Es kommen neue Regeln und neues Material ins Spiel, Material wird vernichtet. Das Spielbrett wird mit Stickern beklebt. Am Schluss der letzten Partie enden Geschichte und Spiel und es sind keine Wiederholungspartien mehr möglich.

Legespiel

Sehr populäre Kategorie von Spielen, bei denen meist Plättchen oder Kärtchen in sinnvollen Kombinationen auf den Tisch gelegt werden, zum Beispiel «Carcassonne».

Meeple

Von Spielern verwendeter populärer Begriff für Spielfiguren, wie sie zum Beispiel im Spiel «Carcassonne» verwendet werden. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern «me» und «people» zusammen.

Monopoly

Nein, zum Hunderttausendsten Mal: Monopoly ist kein Beispiel für ein gutes Brettspiel. Die Gnade der frühen Geburt, ein cleveres, emotionales Thema und wenig Konkurrenz haben das Spiel erfolgreich gemacht. Monopoly hat das Frontrunner-Problem, eine Partie dauert viel zu lange, die Züge sind sehr redundant und offerieren zu wenig wirkliche Entscheidungsmöglichkeiten. Aber klar, es ist immer noch tausend Mal sinnvoller, friedlich Monopoly zu spielen als die Katze zu quälen oder sich mit den Nachbarsbuben zu prügeln.

Multiplayer Solitaire

Abschätzig verwendeter Begriff für Spiele, bei denen jeder mehr oder weniger für sich selber spielt und der Überblick über das, was die anderen tun, sehr eingeschränkt ist.

Push your luck

Kategorie von Spielen, bei denen, das Risiko herausgefordert wird und es vor allem darum geht, zum richtigen Zeitpunkt auszusteigen. Bekanntestes Beispiel: «Black Jack».

Schupfen

Vor allem aus Kartenspielen bekanntes Element, bei dem Spieler vor dem eigentlichen Beginn der Partie, gegenseitig verdeckt Karten aus der eigenen Kartenhand an andere Spieler abgeben.

Startspieler

Das Wort bezeichnet denjenigen Spieler, der in einer Runde als erster an die Reihe kommt. Der Startspieler kann von Runde zu Runde wechseln.

Stichspiele

Kategorie von Kartenspielen, bei denen es darum geht, gespielte Karten aus der Auslage zu gewinnen. Als Stich wird dabei auch eine Spielrunde bezeichnet. Beispiel: Jassen, Skat

Vielspieler/Wenigspieler

Gängige Bezeichnungen für Leute, die sehr oft spielen oder eher selten spielen.

Wiederspielreiz

Die Attraktivität eines Spiels auch nach vielen Partien – oft dank genügend Varianz im Spielsystem - immer noch interessant zu bleiben.

Worker Placement

Ein im Spiel «Caylus» erstmals verwendeter und seither bei vielen Brettspielen beliebter Mechanismus, um Spielsteine einzusetzen. Die Spielsteine sind «Arbeiter», die auf verschiedene Felder des Spielplans oder der Spielpläne gesetzt werden dürfen, was unterschiedliche Aktionen generiert. Jedes Feld bietet dabei eine andere, aber klar definierte Aktion an.

Tom Felber ist ...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Fortan wird er hier für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vorstellen.

Als Jurymitglied ist er verpflichtet, sämtliche relevanten neuen Spiele mehrfach auszuprobieren. Dazu benötigt er natürlich auch immer wieder neue Mitspieler. Wer Lust hat, mitzuspielen, kann sich über spieleabende@bluewin.ch für seinen Newsletter anmelden. Die Spiele-Testrunden finden jeweils in Zürich statt.
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bild: zvg

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