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Ist das alles eine völlig durchschaubare Midlife Crisis?

Auf jedem Ast sitzt ein fetter Vogel. Raschelt man, so fliegt er weg. 
Auf jedem Ast sitzt ein fetter Vogel. Raschelt man, so fliegt er weg. Bild:kafi freitag
FragFrauFreitag

Liebe Kafi. Wahrscheinlich ist das alles eine völlig durchschaubare Midlife Crisis. 

18.01.2016, 17:2218.01.2016, 17:43

Ich kann nicht mehr. Ich bin seit zwölf Jahren verheiratet, wir haben einen wunderbaren Sohn, ein sehr anstrengendes gemeinsames Büro. Mein Motto war immer "too much is never enough", Aber jetzt fürchte ich es hohlt mich ein und alles riskiert zu eskalieren. Es scheint mir ich habe keinen Mann mehr sondern nur noch einen Partner. Ich habe keine Energie mehr und sehr grosse Sehnsucht nach Leichtigkeit, Liebe, Frische. Flirte schon wild in der Gegend herum in der Hoffnung einen Ast zu finden, welcher mir einen Entscheid erleichtern könnte. Mein Mann hingegen flüchtet sich ins Kiffen...  Es kann so nicht weitergehen. Wäre sehr dankbar für einen Ratschlag. Corinne, 38

Kafi Freitag
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Liebe Corinne

So gut wie jedes Paar mit Kindern kommt früher oder später an einen Punkt, in der die Beziehung mehr Energie kostet, als sie schenkt. Man hat jahrelang alles laufen lassen, hat sich auf die Brut und den Job konzentriert und wundert sich, dass darob Nähe und Intimität abhandengekommen sind.

Sie können Sich jetzt dem nächstbesten Ästli entgegenstrecken, daran hängen bleiben und sich dann ein paar Jahre später in der nächsten Beziehung mit derselben Thematik wiederfinden und wieder auf Ästlisuche gehen, oder sich aber dem Thema stellen. Denn eins ist sicher, der Mann und die Beziehung sind in dieser Sache austauschbar, an diesen Punkt werden Sie immer wieder kommen.

Kein Paar kommt ohne den furchtbar unsexy anmutenden Begriff der Beziehungsarbeit aus. Unsere Balkonbepflanzung hegen und pflegen wir tagtäglich, aber wir sind naiv und verwöhnt genug zu glauben, dass ein sensibles Gewächs wie eine Liebesbeziehung ohne Aufmerksamkeit und Dünger auskommt über Jahre. Was man keinem noch so traurigen Kaktus antun würde, sollte man auch keiner längerfristigen Liebschaft antun.

Kein Paar kommt ohne den furchtbar unsexy anmutenden Begriff der Beziehungsarbeit aus.

Sie haben ein Kind zusammen und schon das allein sollte es Ihnen und dem Kiffer wert sein, dass man einen Versuch unternimmt, die Sache zusammen anzuschauen. Sie können die Situation als Problem sehen oder aber als Chance, die Beziehung neu zu sortieren. Sie beide haben sich verändert. Die Rollen haben sich verändert. Die Beziehung ist dementsprechend auch nicht mehr die Gleiche. Wäre das nicht der perfekte Zeitpunkt, um zusammen in einer Ehetherapie mal auszusprechen, was man sich eigentlich wünscht? In diesem geschützten Rahmen wird man Ihnen beiden Fragen stellen, die es wert sind, beantwortet zu werden. Wenn Sie danach immer noch der Meinung sind, dass es ein weiteres Zusammen nicht geben wird, werden Sie sich wenigstens nie den Vorwurf machen müssen, es nicht wirklich probiert zu haben.

Denn wie auch immer Ihre Beziehung weitergeht, Sie bleiben bis zum Ende Ihrer Tage mit dem Vater Ihres Sohnes verbunden. Die Art und Weise, wie man eine Beziehung beendet, gibt in der Regel den Ton an, der danach in den getrennten Verhältnissen herrscht. Dafür stellen Sie sich am besten einfach mal vor, wie es für Sie wäre, wenn Ihr Mann am nächsten Ast, anstatt an seinem Joint festhalten und sich auf diese Weise aus Ihrer Ehe verabschieden würde. Sind das wirklich die Gefühle, die Sie nach 12 Jahren verheiratet sein hinterlassen wollen? Sind das die Gefühle, mit denen sich Ihr Sohn künftig konfrontiert sehen soll? Wollen Sie Ihr neues Leben auf dieser Verletzung aufbauen, wüki?

Sie dürfen sich jederzeit trennen, liebe Corinne. Das ist Ihr gutes Recht. Aber bitte tun Sie es mit Anstand und Würde, gopf.

Ganz herzlich. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.



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