Die Astronomie dringt immer weiter ins All vor. Eben haben Astrophysiker eine neue bahnbrechende Entdeckung gemacht und Erkenntnis gewonnen. Sie haben anhand von zwei Neutronensternen, kleinen schwarzen Löchern, die in einer Entfernung 130 Millionen Lichtjahren zusammengekracht sind, erstmals Gravitationswellen nachweisen können.
Das Beispiel zeigt, dass unser «Blick» unvorstellbar weit ins All hinaus reicht. Trotzdem haben die Astronomen und Astrophysiker mit ihren diversen Beobachtungsinstrumenten und Satelliten bisher keine Signale oder Konturen eines Himmels entdeckt.
Gläubige mögen einwenden, Seelen seien immateriell und bräuchten nicht zwingen einen Planeten oder physikalischen Raum, um sich der Ewigkeit zu erfreuen. Dann wäre der Himmel wohl ein virtueller Ort. Angesichts unserer Erkenntnisse über die digitale Welt ein naheliegender Gedanke.
Man könnte sich auch vorstellen, dass unsere unsterblichen Seelen quasi künstliche Intelligenzen sind. Doch das sind Fantasien gebildeter Zeitgenossen in der Moderne.
Die Religionsgründer, die den Gläubigen den Himmel schmackhaft machten, hatten das wissenschaftliche Bewusstsein von heutigen Kindern. Und: Ihr Himmel musste sinnlich sein, ein Ort voll grobstofflicher Freuden. Eine digitale, virtuelle Welt? Igitt.
Ihr Himmel ist ein veritables Paradies. Ein Paradies mit lauschigen Plätzchen, plätschernden Bächen und Bäumen, an denen Würste hangen. Eine reale Welt also mit realen Menschen, realen Tieren, realen Bergen und einer realen Sonne. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Satan und das Böse ausgeschlossen sind. That’s it.
Dass der Himmel kein virtueller Ort sein kann, macht uns Jesus höchstpersönlich klar. Schliesslich ist der Sohn Gottes in seiner ganzen Körperfülle aufgestiegen. Auch seine unbefleckte Mutter fuhr in grobstofflicher Form in den Himmel auf.
Dass das Paradies ein materieller Raum sein muss, offenbaren uns Gott und Jesus auch in der Bibel. So sagte Jesus, in seines Vaters Hause seien viele Wohnungen. Er gehe hin, uns die Stätte zu bereiten, also den Himmel oder das Paradies. Dann werde er wiederkommen und uns mitnehmen, «damit ihr seid, wo ich bin».
Das Himmelreich sei schöner und herrlicher als wir es uns vorstellen könnten, heisst es in der Bibel weiter. «Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.»
Der Prophet Jesaja beschreibt das Paradies im Himmel noch konkreter: «Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.» Und: Behinderte Menschen würden geheilt.
Das bedeutet, dass wir in genau jener körperlichen Form und Charakteristik in den Himmel eingehen werden, in denen wir auf der Erde gewandelt sind. Samt körperlichen Gebrechen.
Diese Aussagen führen aber flugs zur nächsten Irritation: Es ist eine unumstössliche Tatsache, dass unser Körper nach dem Tod zerfällt und von Würmern zerfressen wird.
Vertrauen wir also der Bibel, so muss Gott wohl nach unserem Tod eine Kopie unserer selbst erstellen. Oder er modelliert uns neu, nachdem unsere Seele im Himmel angekommen ist.
Wie auch immer: Der Himmel muss eine Art Kopie der Erde sein. Irgendwo in den Weiten des Alls. Es sei denn, es gebe eine Wirklichkeit, die sich unserer Vorstellung entzieht. Doch davon berichtet die Bibel nichts.
Das bringt uns zu einer weiteren Frage: In der Genesis heisst es: «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.» Doch wo war oder wohnte er vorher?
Wahrscheinlich verhält es sich in Sachen Himmel und Paradies ganz einfach. Unsere Vorfahren litten unter dem Tod ihrer Familienangehörigen derart, dass sie ein tröstliches Konstrukt ersannen: Es gibt ein Leben nach dem Tod, das Familie und Freunde wieder vereint.
Diese Vorstellung hatte gleichzeitig den kapitalen Vorteil, dass auch die Hinterbliebenen ein ewiges Leben erwarten konnten. Eine Idee, die den eigenen Tod erträglicher machte. Der Himmel als Produkt der Sehnsucht.