Unser Planet gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht. Die Bevölkerungszahlen explodieren, der Konsum überbordet, die Müllhalden wachsen, die Temperaturen steigen, die Meere auch, die Luft wird immer giftiger.
Und nun hat uns Amerika noch den Donald Trump beschert, der mit wehender Schmachtlocke verkündet, das alles sei Bullshit. Mit uns Menschen habe das nichts zu tun, das Klima unterliege nun mal einem steten Wandel. So ausführlich hat er es zwar nicht formuliert, dafür reichen die 140 Zeichen bei Twitter nicht aus, doch seine Botschaft hat in etwa diesen Inhalt.
Die Legitimation für seine tödliche Umweltpolitik liefert dem frommen Christen Trump unser religiöser Urvater Mose. Der Prophet Gottes machte dazu zwei verhängnisvolle Aussagen.
1. «Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.»
2. «Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!»
Ob Trump physisch das Ebenbild Gottes ist, weiss ich nicht. Ich hoffe fest, dass Gott seinen Mund nicht so aggressiv zuspitzt, wenn er dereinst beim Jüngsten Gericht über uns Menschen richten wird.
Viele Bibelexegeten erklären denn auch, die Ebenbildlichkeit beziehe sich auf den Geist. Wir Menschen seien vom Wesen her ähnlich wie Gott.
Eine Aussage, die für Trump ein Steilpass ist. Der Narzisst ist frei von jeglichen Selbstzweifeln, in seiner Selbstüberhöhung ragt er schon fast zu himmlischen Sphären hinauf. Und mit seinen Allmachtsphantasien erweckt er den Eindruck, er gebe sich mit dem Ebenbild Gottes nicht zufrieden, sondern wolle dem Schöpfer Konkurrenz machen. Mose sei dank.
Auch der zweite Spruch von Moses spielt Trump und vielen politischen und wirtschaftlichen Führern in die Hände. Sie können mit Gottes Segen über die Welt – samt Tierreich, Bodenschätzen und Bevölkerung – verfügen, als seien sie von Gott legitimiert, ihre unstillbare Gier auszuleben.
Und dies noch zum vermeintlichen Wohl des Planeten und seiner Bevölkerung. Also jener Menschen, die auch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden.
Mit den Religionen ist es halt so eine Sache. In den alten Büchern stehen viele Aussagen und Geschichten, die aus heutiger Sicht befremdlich sind. Deshalb sind die Theologen gezwungen, ganze Bibliotheken mit unzähligen Interpretationen zu den unverständlichen und widersprüchlichen Botschaften zu füllen.
Dabei müssten doch religiöse Schriften selbsterklärend sein. Also so verfasst, dass sie auch von durchschnittlich gebildeten Gläubigen verstanden werden können.
Wie immer Mose die Ebenbildlichkeit verstanden hat: Wir stellen uns Gott immer in der Gestalt eines Mannes vor. Bildlich gesehen hat also der Mensch Gott nach seinem Ebenbild geschaffen. Der griechische Philosoph Xenophanes drückte das Phänomen schon vor 2500 Jahren sinngemäß so aus: Würde ein Pferd zeichnen können, sähe Gott pferdeähnlich aus. Und hätte ein Löwe Hände wie ein Mensch, würde Gott einem Löwen gleichen.