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Was haben der Dalai Lama und Rod Stewart gemeinsam? Das ist keine Frage aus einem Kreuzworträtsel, sondern eine Kuriosität aus der Welt der Unterhaltung. Die Lösung: Der Dalia Lama, Gott-König des Tibets, lächelt neben dem Rockstar Rod Stewart vom Ticketcorner-Newsletter.
Tatsache ist: Der Dalai Lama füllt den gleichen Unterhaltungstempel wie Rod Stewart, nämlich das Hallenstadion. Jawohl, Ticketcorner verkauft Billette für die Veranstaltung mit dem weltweit berühmtesten Mönch. Im Fan-Report weist dieser 4,7 von 5 Punkten auf. Alle Achtung.
Am 14. Oktober gibt sich Seine Heiligkeit in Zürich die Ehre. Dort, wo sonst Pucks über das Eis sausen oder Rocksound die Bauchdecke der Besucher zum Vibrieren bringt, wird der Dalai Lama Tausende seiner Schüler unterrichten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Tendzin Gyatsho, der 14. Dalai Lama, auf seiner Welttournee in Zürich gastiert. Der 81-jährige Mönch jettet wie ein Superstar durch die westliche Welt und wird selbst von hochrangigen Politikern mit grossen Ehren empfangen.
Der Dalai Lama ist eine der bekanntesten Personen weltweit. Möglicherweise besitzt er den höchsten Grad an Glaubwürdigkeit überhaupt. Mit Sicherheit aber überragt er darin den Papst, und zwar um Längen.
Trotzdem ist er eine tragische Figur, denn die Bilanz seiner unermüdlichen Mission ist mager. Sein Volk lebt weiterhin in Unfreiheit oder ist zerstreut auf der halben Welt.
Tragisch ist auch, dass der Applaus ihm dort entgegenbrandet, wo er ihn nicht wirklich sucht und wo er ihm wenig nützt. Nämlich in der westlichen Welt, die ihm eigentlich als dekadent erscheinen muss. Schliesslich besteht sein Lebensziel als Mönch darin, seine spirituelle Entwicklung bis zur Meisterschaft voranzutreiben.
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Doch ausgerechnet von den westlichen Wohlstandsmenschen, die die buddhistische Lehre als Religionsersatz (miss-)brauchen, wird er wie ein Heiliger und Märtyrer verehrt.
Daraus ergibt sich ein weiteres Paradox, unter dem der Dalai Lama leiden dürfte: Er braucht die westlichen Fans des schnöden Mammons wegen. Um seine Aktionen und Projekte finanzieren können, wirft er seine Popularität in die Waagschale.
So bekommen für ihn weltliche Aspekte eine Bedeutung, die ihm eigentlich höchst zuwider sein müssten. Der Vertriebene muss sich wie im falschen Film vorkommen. Als Gefangener seiner unmöglichen Mission, sein Volk zu befreien.
Dafür muss er in Kauf nehmen, dass die westlichen spirituellen Sucher ihre übersinnlichen Hoffnungen und Sehnsüchte hemmungslos auf ihn projizieren. Ein Teufelskreis für einen Greis, dessen Lebenswerk, sein Volk zu befreien, als gescheitert betrachtet werden muss.
Statt sich von der Welt abzukehren und sich ganz auf seine übersinnliche Bestimmung zu konzentrieren, muss er seine Rikscha mit einem Privatjet tauschen und sein Kloster mit Stadien und Eventhallen.
So wurde er zur Galionsfigur der westlichen spirituellen Sucher, deren Personenkult peinlich wirkt. Eine verhängnisvolle Symbiose, die auch den Dalai Lama zum Gefangenen seiner selbst macht.
Lacht der gute Mann vielleicht deshalb oft so unmotiviert und irritierend vor sich hin? Man könnte es verstehen.