Über eine halbe Million Juden leben in Frankreich, so viele wie nirgends ausserhalb Israels und der USA. Doch die Gemeinde lebt in Angst, und das nicht erst seit dem blutigen Anschlag auf einen koscheren Supermarkt in Paris, bei dem vier Personen ums Leben kamen: Antisemitische Übergriffe haben in den vergangenen Jahren ein erschreckendes Ausmass erreicht. 2012 erschoss Mohammed Merah in einer jüdischen Schule in Toulouse vier Personen, darunter zwei Kinder.
Immer mehr französische Juden entscheiden sich vor diesem Hintergrund, vom sogenannten Rückkehrgesetz Gebrauch zu machen und nach Israel zu emigrieren. Bereits 2014 verdoppelte sich ihre Zahl auf über 7000. Vor dem jüngsten Anschlag rechnete die Jewish Agency für 2015 mit einer erneuten Zunahme auf 10'000 französische Auswanderer. Inzwischen hat sie diese Zahl auf 15'000 korrigiert.
15,000 Jews to leave France for Israel, Jewish Agency says http://t.co/OqlyF82E4x by @rstait pic.twitter.com/bMqnXgaA50
— The Telegraph (@Telegraph) 14. Januar 2015
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu warb am Sonntag in der Grossen Synagoge in Paris offen für die Auswanderung: «So Gott will, werden viele zu uns nach Israel kommen», sagte er unter Beifall. Allerdings stimmten manche Anwesende nach seiner Rede demonstrativ die Marseillaise an.
Der Vorsitzende der Jewish Agency, Natan Sharansky, warnte am selben Tag davor, französischen Juden zur Auswanderung nach Israel zu raten und Frankreich auf diese Weise zu beleidigen. «Antisemitismus ist nicht unser Verbündeter», sagte er laut der «Jerusalem Post». (kri)