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Deutsche Pegida rufen zu «Trauermarsch» auf – Frankreichs Karikaturisten sind entsetzt

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Attentate in Paris

Deutsche Pegida rufen zu «Trauermarsch» auf – Frankreichs Karikaturisten sind entsetzt

Die «Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» (Pegida) wollen am Montagabend in Dresden wegen den Anschlägen von Paris einen Trauermarsch durchführen. Frankreichs Karikaturisten bezeichnen das als «Grabschändung» ihrer getöteten Kollegen.
12.01.2015, 15:1212.01.2015, 15:23
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Der Aufruf von Pegida, nach den islamistischen Anschlägen in Paris an einem «Trauermarsch» in Dresden teilzunehmen, hat Frankreichs Karikaturisten zu einer wütenden Protestaktion getrieben: In einem Aufruf und mit scharfen Zeichnungen werfen sie den deutschen Islamkritikern vor, das Andenken an ihre getöteten «Charlie-Hebdo»-Kollegen zu «beschmutzen».

«Wir sind angewidert, dass rechte Kräfte versuchen, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.»

Dies sagte ein Sprecher der Gruppe am Montag der Nachrichtenagentur AFP. «Wir sind angewidert, dass rechte Kräfte versuchen, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren», heisst es in dem Flugblatt. «Pegida verschwinde!»

Provoziert hat die Zeichner die Aufforderung der «Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» (Pegida) an ihre Anhänger zu dem «Abendspaziergang» am Montag in Dresden: «Bitte mit Trauerflor für die Opfer von Paris.»

Dadurch versuche Pegida «auf zynische Art und Weise, die Attentate von Paris zu instrumentalisieren», schreiben die Zeichner. Ihre getöteten Freunde von «Charlie Hebdo» hätten «Rassismus und die Eingeschränktheit des Geistes bekämpft». Pegida stehe «für alles, was sie durch ihr Werk und ihr Leben bekämpften». Der Versuch der Vereinnahmung gleiche einer «Grabschändung».

Eine Karikatur des Zeichners Jean-Marc Couchet alias Giemsi zeigt einen Demonstranten, der den Hitler-Gruss macht und ein Schild mit der Aufschrift «Ich bin Charlie» in der linken Hand hält. Eine weitere Zeichnung zeigt einen Geier und eine Hyäne, die an einer Blutlache schnüffeln, die aus dem «Charlie-Hebdo»-Büro sickert.

Eine dritte Karikatur zeigt einen weinenden Neonazi mit Baseballschläger. «Was ärgert Pegida am meisten?», lautete die Überschrift. «Ich leide unter Rassismus gegen Rassisten», steht in der Sprechblase. 

«Die Unterstützung aus Frankreich ist gross, die Wut auf Pegida riesig.»

Zu den gut 15 namhaften Unterzeichnern des Aufrufs gehört auch der niederländische Karikaturist und längjährige «Charlie-Hebdo»-Mitarbeiter «Willem», der bei dem Angriff auf seine Redaktion am Mittwoch im Zug sass. Sein Kollege «Aurel» von «Le Monde» gehört ebenso dazu, auch Kollegen aus Belgien und sogar aus Burkina Faso schlossen sich an.

«Die Unterstützung aus Frankreich ist gross, die Wut auf Pegida riesig», sagt ein französischer Mitorganisator, der zwischen Dresden und Berlin pendelt, aber anonym bleiben will. Den Zeichnern gehe es nicht darum, den Deutschen zu sagen, was sie denken und fühlen sollten, sagt er. «Die persönliche Betroffenheit treibt sie an, weil ihre Freunde ohne Legitimation von Pegida beschmutzt werden.» (sda/afp)

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