Der Hafenkran steht und halb Zürich jubelt über das Stahlmonstrum in der Innenstadt. Besonders erfreut sind die lokalen Freudenmädchen. Seit Montag bevölkern ein Dutzend leichter Damen das Areal in der Nähe des Rathauses. «Jetzt wo der Kran dasteht, dürften wohl bald die ersten grossen Schiffe anlegen. Und wenn ich etwas aus meiner Zeit am Hafen von Rotterdam gelernt habe, dann, dass Matrosen nach der langen Zeit auf See gerne auf ein Schäferstündchen bei uns vorbeischauen», sagt Dirne Sandy. Sie und zwei Freundinnen sind extra zur Aufrichtung des Krans aus Hamburg nach Zürich gereist. Andere Bordsteinschwalben haben ihr Business von den Altstetter Verrichtungsboxen zurück an die Limmat verlegt und hoffen, dass bald noch ganz andere Sachen verlegt werden.
Denn so richtig in Fahrt kommt ihr Geschäft bis jetzt nicht. «Unsere wenige Kundschaft besteht hauptsächlich aus älteren Männern, die täglich vorbeischauen und ‹Nieder mit dem Kran› oder ‹Keine Verschwendung von Steuergeldern› schreien», so Sandy. «Wenn nicht bald ein paar knackige Seemänner vorbeischauen, muss ich mich bald beim ‹Bachelor› anmelden um ein bisschen Action zu bekommen.»
Keine Freude am Treiben am Limmatquai haben hingegen die ansässigen Dirnen von der Zähringerstrasse im Niederdorf, keine 100 Meter entfernt. Russin Svetlana arbeitet schon seit vier Jahren im Dörfli und regt sich nun furchtbar über die Konkurrenz auf «Здравствуйте Как тебя зовут Извините!», sagt die fünffache Mutter von drei Kindern frustriert. Wer kann es ihr verübeln. Svetlana packt sogar noch einen drauf. «Где туалет Я больно Мне нужен врач», so die Russin. Aber ihre Forderung wird in naher Zukunft nichts ändern.
Tatsächlich kann die Zürcher Polizei vorerst nichts ändern. «Wir sehen das wilde Treiben nicht gerne. Aber was die Damen dort machen, wird mit der Hafenstrich-Verordnung geregelt, da sind uns leider die Hände gebunden. Hauptsächlich, weil wir keine Hafenstrich-Verordnung haben», so Mediensprecher Tarco Moresi. Daran habe bei der Errichtung des Hafenkrans schlicht niemand gedacht. Moresi hofft nun, dass die Matrosen ausbleiben und sich das Problem von alleine löse.