In der «Der Name der Rose»-Verfilmung spielte der am 8. Oktober 1928 geborene Helmut Qualtinger einen Mönch. Dieser gesteht angesichts der Drohung, gefoltert zu werden, vom Teufel besessen zu sein. Etwas Unheimliches, eine Art von Besessenheit ging von Qualtinger zeitlebens aus.
Der massige Mann mit den treuherzig blickenden Augen erfand als Kabarettist, Schriftsteller, Schauspieler und Rezitator Charaktere, die das Gemütliche mit dem Brutalen vereinen. In seinem berühmten Ein-Personen-Stück «Der Herr Karl» arbeitet die Titelfigur im Keller eines Lebensmittelladens und erzählt von seinem Leben vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein gutmütiger, wienerisch-«gmiatlicha» Kerl, so scheint's. Nach und nach entpuppt sich der Herr Karl aber als Opportunist, als unberechenbarer Mitläufer – Qualtinger brachte dieses Psychogramm des «ganz normalen» Wiener Nazi-Mitläufers Morddrohungen ein.
Zu seiner Heimatstadt Wien hatte er, man kann es sich denken, ein zwiespältiges Verhältnis: «Das Problem für jeden Wiener: Man kann es in Wien nicht aushalten. Aber woanders auch nicht.» Im heutigen «Song zum Tag» frotzelt Qualtinger über die Selbstverliebtheit der Donaustädter. Kleine Übersetzungshilfe: Wenn der Wiener «an Schas lost», so lässt er Darmwinde fahren.