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Xiaomi Mi Mix im grossen Test. Das taugt das fast randlose Handy

Randlos glücklich? Das nahezu randlose Mi Mix von Xiaomi im grossen Test.
Randlos glücklich? Das nahezu randlose Mi Mix von Xiaomi im grossen Test.bild: mobilegeeks

11 Gründe, warum das (fast) randlose Mi Mix das momentan spektakulärste Handy ist

Das Xiaomi Mi Mix ist ein nagelneues und wunderschönes Smartphone der Chinesen, das auf einen nahezu nicht vorhandenen Display-Rand setzt. Spätestens jetzt greift Xiaomi ganz ernsthaft Apple und Co. an. Der umfassende Test.
06.12.2016, 16:5407.12.2016, 08:34
<a href="https://www.mobilegeeks.de/autor/nicole/" class="">Nicole</a>&nbsp;scott&nbsp;/ mobile geeks
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Hinweis
Dieser Smartphone-Test wurde uns von Mobilegeeks.de zur Verfügung gestellt. Die Meinung der Autorin muss sich nicht mit der Meinung von watson decken.

Pro und Kontra

Atemberaubendes Design
Tolle Verarbeitung
Grosses, fast randloses Display
Innovative, zukunftsweisende Technologien
Starke Akkulaufzeit
Sehr gute Performance
Viel Speicherplatz
Keramik macht das Smartphone in der Hand sehr rutschig
Bei Stürzen sehr anfällig für Schäden
Keine absolute High-End-Kamera
Keine perfekte Unterstützung für Schweizer LTE
Stark beschnittenes und angepasstes Android
Durchschnittlicher Sound

Manchmal gibt es sie, diese bemerkenswerten Zufälle: Kürzlich wurden die neuen Quartalszahlen Apples verkündet. Wieder einmal dicke Gewinne, wieder einmal schwerpunktmässig durch iPhone-Verkäufe erzielt – aber der ganz grosse Hype scheint irgendwie vorbei zu sein um das ikonische Smartphone aus Kalifornien. Es ist nach wie vor eines der besten Smartphones der Welt – aber eben nicht mehr so «outstanding» wie es mal war angesichts immer stärker werdender Konkurrenz.

Und um wieder auf die bemerkenswerten Zufälle zurückzukommen: Am gleichen Tag, an dem Apple eingestehen musste, dass die Verkäufe sämtlicher Hardware-Sparten inklusive iPhone im Vergleich zum Vorjahr rückläufig sind, fand viele Kilometer entfernt in China die Vorstellung des Xiaomi Mi Mix statt. Bevor ich noch ein weiteres Wort zu diesem 6,4 Zoll grossen Phablet mit Snapdragon 821 verliere, schaut euch erst einmal in aller Ruhe dieses Bild an und lasst es auf euch wirken:

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Ein ungewöhnliches Smartphone veranlasst uns auch, den Test ein wenig ungewöhnlich anzugehen: Wir beschäftigen uns daher zunächst und sehr ausgiebig mit dem riesigen und fast randlosen Display, bevor wir uns um den Rest der Hardware bzw. der technischen Daten kümmern.

Display

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Kernstück des Konzepts ist natürlich das atemberaubende Display. Es kommt nahezu ohne Rand aus und im ungewöhnlichen 17:9-Format daher. Gerade wenn man das Device frisch erworben hat, ertappt man sich bei diversen Oooohs und Aaaahs, weil einen das umwerfende Design und das riesige Panel bei verschiedenen Bildschirminhalten und Apps immer wieder aufs Neue begeistert.

Das Display löst mit 2.040 x 1.080 Pixeln auf und das Format sorgt dafür, dass ihr trotz der Software-Buttons zur Navigation noch ein Bild im 16:9-Format einsehen könnt. Das hat auf der anderen Seite jedoch auch den Nachteil, dass bei Inhalten im 16:9-Format an den Rändern entsprechende Balken zu sehen sind, wenn nicht die Android-Buttons eingeblendet werden. Bei einigen Inhalten – beispielsweise bei Videos, die mit der Kamera des Mi Mix erstellt werden – wird das Bild auf das volle 17:9-Format gedehnt.

Eine absolut erstaunliche Screen-to-Body-Ratio von 91,3 Prozent konnte man erreichen. Fast die komplette Front besteht aus sichtbarem Display! Bei der Vorstellung liess man es sich da nicht nehmen, es mit dem iPhone 7 Plus zu vergleichen:

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Wenn ihr euch die beiden Bilder angeschaut habt, möchte ich euch nochmal an die Einleitung und den Verweis auf Apple erinnern. 91,3 Prozent Screen-to-Body-Ratio stehen hier lediglich 67,7 Prozent beim iPhone 7 Plus gegenüber und das versetzt Xiaomi in die Lage, ein wahres Kunststück zu vollbringen: Das mit 6,4 Zoll wirklich riesige Display passt in ein Gehäuse, welches nicht grösser ist als das 5,5 Zoll grosse Pendant aus Cupertino! Xiaomi nennt eine Handvoll Punkte, wie man das bewerkstelligen konnte:

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Man setzt auf ein piezoelektrisches Akustiksystem, bei dem der Schall über das Keramikgehäuse übertragen wird. Das ist notwendig, weil man auf diese Weise auf den klassischen Ohrhörer verzichten kann, der sonst oberhalb des Displays Platz beansprucht.

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Ebenfalls oberhalb des Displays finden wir gewöhnlich auch sowohl den Näherungssensor als auch die Selfie-Cam. Letzere hat Xiaomi um 50 Prozent verkleinert und kurzerhand an den unteren rechten Rand verfrachtet.

Der Näherungssensor, der mit Infrarot arbeitet, ist komplett verschwunden. Stattdessen verbaut man einen Sensor, der mit Ultraschall arbeitet und direkt unter dem Display sitzt. Die Technologie, die auf den schönen Namen «Inner Beauty» getauft wurde, stammt vom norwegischen Unternehmen Elliptic Labs. In folgendem Video seht ihr, was die Jungs noch so auf der Pfanne haben:

Die Inner-Beauty-Technologie hat im Xiaomi Mi Mix erstmals ihren Weg in ein Smartphone gefunden und grossen Anteil daran, dass das Handset auf so eine hohe Screen-to-Body-Ratio kommen kann. Ebenfalls dazu beigetragen hat auch das an den Ecken abgerundete Display, welches den Platz somit deutlich besser ausnutzen kann.

Klassisches, eckiges Display.
Klassisches, eckiges Display.
Display des Mi Mix mit abgerundeten Ecken.
Display des Mi Mix mit abgerundeten Ecken.

Ihr seht also, hier kommen ein Haufen guter Ideen zusammen, um dieses unglaubliche Display zu ermöglichen. Mittlerweile konnten wir das Panel auch selbst unter die Lupe nehmen und sind absolut begeistert von dem, was wir sehen. Das liegt einmal an der Qualität des Displays selbst, aber natürlich auch an den Ausmassen – nie haben hochauflösende Videos auf einem Smartphone besser ausgesehen. Darüber hinaus fällt auf, dass wir trotz des kaum vorhandenen Randes beim Halten nicht versehentlich Aktionen auf dem Display auslösen, das hat Xiaomi also sehr gut in den Griff bekommen.

Zudem haben wir es mit einem sehr hellen Panel zu tun mit – dank IPS-Technologie – tollen Blickwinkeln. Es ist also auch im Sonnenlicht und von der Seite sehr gut ablesbar. Stellt ihr den Auto-Modus aus, könnt ihr den Bildschirm wirklich komplett verdunkeln, wenn ihr die Helligkeit ganz runterregelt. Die Farben sind etwas gesättigter als gewöhnlich, was gut aussieht, aber natürlich der Farbgenauigkeit ein wenig abträglich ist.

Xiaomi ist mit dem Mi Mix ein Smartphone der Zukunft gelungen, an dem sich künftig viele Hersteller messen lassen müssen. Mit dem 1080p-Panel haben die Chinesen allerdings ein wenig Boden verschenkt. 4K-Videos sehen absolut grossartig aus auf dem Display, aber vielleicht hätte Xiaomi hier doch einen Schritt weiter gehen und ein Quad HD-Panel verbauen können – beim Scrollen auf Websites wirkt die Schrift manchmal ein wenig unscharf.

Das ist allerdings Jammern auf äusserst hohem Niveau und nicht zuletzt auch der Kompromiss, den man eingegangen ist, um dem Mi Mix so eine gute Akkulaufzeit zu spendieren.

Design und Verarbeitung

Da wir schon sehr ausführlich auf das Display und die damit verbundenen Technologien eingegangen sind, haben wir uns dort auch schon ein wenig mit dem Design beschäftigt. Schliesslich ist ein solches Display fast ohne Rand ein Alleinstellungsmerkmal, welches wir so von der Konkurrenz noch nicht gesehen haben. Allenfalls so ähnlich von Sharp, die aber am Smartphone-Markt kaum Relevanz haben.

Blicken wir einmal ums Gerät herum, sehen wir an der Unterseite einen USB Typ-C-Anschluss, der von den Speakern flankiert wird. An den Seiten finden wir auf der rechten Seite die Lautstärke-Regelung sowie den Power-Button, gegenüber auf der linken Seite den Slot für die SIM-Karte und oben schliesslich den Anschluss fürs Headset.

Das Design des Mi Mix hat Xiaomi zusammen mit dem französischen Designer Philippe Starck erarbeitet. Xiaomi baut voll auf Keramik. Das komplette Gehäuse, der Rahmen und auch die Buttons sind aus Keramik gearbeitet. Für die Optik ist das grossartig, sorgt allerdings auch dafür, dass sich das Smartphone in den Händen ein wenig rutschig anfühlt.

Das alles sieht schon sehr nach Premium aus, für die grosse Ausführung mit 6 GB RAM und 256 GB Speicher setzt man da aber nochmals einen drauf und fährt schwer auf: Sowohl um die Hauptkamera als auch um den Fingerabdrucksensor finden wir Verzierungen aus 18-karätigem Gold.

Davon ab ist das Xiaomi Mi Mix komplett in schwarz gehalten, was den edlen Eindruck zusätzlich verstärkt. Auch an der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu mäkeln, Xiaomi hat sich auch in dieser Disziplin keine Blösse gegeben. Beim Mi Mix kann Xiaomi bezüglich der Verarbeitung mit einer weiteren Innovation aufwarten: Die Chinesen erklären, dass sie komplett auf Klebstoffe verzichten und stattdessen auf Steckverbindungen setzen.

Zwei Haken konnten wir dennoch ausmachen, die damit zusammenhängen, dass das Gehäuse aus Keramik gefertigt wurde: Die Rückseite ist ein reiner Fingerabdruck-Magnet. So wunderschön das Smartphone im Ganzen ist, so ärgerlich ist der Blick auf die Rückseite, nachdem man das Device ein paar Mal in der Hand gehalten hat und es dann von oben bis unten mit Fingerabdrücken überzogen ist. Der andere Haken: Durch das Material liegt das Smartphone sehr rutschig in der Hand, so dass es einem leicht mal entgleiten kann.

Um die Fingerabdrücke auf der Rückseite zu vermeiden und um das Mi Mix vor Schäden durch ein versehentliches Fallenlassen zu schützen, sei euch also dazu geraten, unbedingt ein Case zum Schutz zu nutzen. Xiaomi legt erfreulicherweise ein solches Case bei, welches sich auch durchaus sehen lassen kann. Es handelt sich dabei um ein sehr ordentliches Leder-Case, welches vorne ein wenig den Eindruck des rahmenlosen Designs mildert, auf der Rückseite aber wirklich was hermacht.

Technische Daten

  • Display: 6,4 Zoll grosses, randloses 17:9-Display mit einer Auflösung von 2.040 x 1.080 Pixeln
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 821 Quad-Core-SoC mit 2,35 GHz
  • Arbeitsspeicher: 4 bzw. 6 GB RAM
  • Interner Speicher: 128 bzw. 256 GB interner Speicher UFS 2.0
  • Kamera hinten: 16 MP Cam, f/2.0 Blende, PDAF und 4K-Recording
  • Kamera vorne: 5 MP Front-Cam
  • OS: Android 6.0 Marshmallow mit MIUI 8
  • Akku: 4.400 mAh mit Quick Charge 3.0
  • Konnektivität: WLAN 802.11ac, Bluetooth 4.2, NFC, USB Typ-C
  • Features: Dual-SIM, Fingerabdrucksensor, Ultraschall-Näherungssensor, piezoelektrisches Schallsystem
  • Masse: 81,9 × 158,8 × 7,90 mm
  • Gewicht: 209 Gramm
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Hardware

Der Blick auf die Spezifikationen verrät uns, dass hier keinesfalls nur mit einem spektakulären Display für Aufmerksamkeit gesorgt werden soll. In der grössten Ausführung des Mi Mix haben wir es mit einem Snapdragon 821 Quad-Core-SoC, 6 GB RAM und reichlichen 256 GB Flash-Speicher zu tun. Da fällt es fast schon nicht mehr negativ ins Gewicht, dass Xiaomi erneut auf einen microSD-Slot zum Erweitern des Speichers verzichtet. Der Snapdragon taktet übrigens mit bis zu 2,35 GHz, die Möglichkeiten des Chipsatzes werden also ausgereizt – im Gegensatz zu manch anderem Smartphone, in welchem der Maximaltakt ein wenig niedriger angesetzt wurde.

Hinten verbaut man eine 16-MP-Kamera, während vorne – wie erwähnt unten rechts – ein 5-MP-Shooter sitzt. Das hohe Gewicht von 209 Gramm verdankt das Mi Mix – neben der Materialwahl – auch dem dicken Akku: Xiaomi verbaut eine Batterie mit einer Kapazität von 4400 mAh, die dank Quick Charge 3.0 auch denkbar schnell wieder geladen werden kann.

Einziger Wermutstropfen für deutsche oder Schweizer Xiaomi-Anhänger: Im Gegensatz zum Mi Note 2 unterstützt das Mi Mix leider nicht das LTE-Band 20, ist also nicht perfekt für das Schweizer LTE-Netz geeignet. Davon abgesehen ist das Xiaomi Mi Mix aber ein absolutes Premium-Smartphone, also keinesfalls ein Blender, der nur durch ein äusserst schickes Design auffallen will und dafür die Technik vernachlässigt.

Kamera

Die Kamera im Mi Mix ist gut – aber angesichts dieser Vielzahl von tollen Kameras in anderen Smartphones in diesem Jahr ist gut eben nichts mehr, was einen komplett vom Hocker haut. Uns haben die Qualitäten im Low Light-Bereich positiv überrascht, aber dennoch kommt das Mi Mix dort nicht an die Spitzen-Performer in dieser Disziplin – Google Pixel und Huawei Mate 9 – heran.

Die App enttäuscht ebenfalls nicht und ihr habt alle wesentlichen Funktionen wie eine Auto-HDR-Einstellung mit an Bord. Die Resultate überzeugen durch gesättigte Farben, wobei wir generell ein wenig den Detailreichtum vermissen, den andere Spitzen-Smartphones bei ihren Kameras mitbringen.

Mit der Video-Funktion sind wir nicht wirklich glücklich, denn wir haben festgestellt, dass der Autofokus dafür sorgt, dass das Bild durchgängig ein wenig pulsiert, wodurch wir die Aufnahmen nicht gebrauchen können. Manchmal stellt man fest, dass man diesen Effekt bei der Aufnahme beobachten kann, er später bei der Wiedergabe dann jedoch verschwunden ist.

Dadurch, dass wir keine optische Bildstabilisierung an Bord haben, müssen wir uns auf EIS und den Phase Detection-Autofokus verlassen und sind der Software somit ausgeliefert. Das lässt aber zumindest hoffen, dass Xiaomi Updates nachreicht, die für Besserung sorgen. Macht euch am besten selbst einen Eindruck von der Qualität der Kamera – hier sind unsere Beispiel-Fotos:

Bei der Selfie-Cam fällt zunächst mal auf, dass sie sehr aussergewöhnlich positioniert ist. Sie befindet sich am unteren rechten Rand, was natürlich auch ein Kompromiss ist, den Xiaomi bei diesem Design wählen musste. Für Selfies ist das nicht besonders ideal, denn drückt ihr den Auslöser, habt ihr bei der Platzierung des Auslösers zumeist den Daumen mit im Bild.

Xiaomi macht es hier ein wenig wie Apple und sagt: «Ihr haltet es falsch.» Der Kamera-App ist egal, wie rum ihr das Smartphone nutzt, also dreht ihr das Smartphone einfach um und habt den Sensor wieder wie gewohnt im oberen Bereich und keine lästigen Daumen im Bild. Es braucht ein wenig Zeit, aber dann gewöhnt man sich daran, es so zu nutzen.

Bild

Wenn wir schon von Selfies sprechen: Das Beautification-Spiel spielt Xiaomi schon ziemlich lange und somit bieten sie uns auch im Xiaomi Mi Mix einige Optionen, unser Gesicht ein wenig zu optimieren:

image after
image before
Schiebe den Regler nach links und rechts, um den Unterschied zu sehen.

In der folgenden Galerie könnt ihr sehen, dass ihr generell mit der Selfie-Kamera sehr ordentliche Bilder von euch machen könnt:

Performance

Was kann man schon verkehrt machen, wenn man einen Qualcomm Snapdragon 821 mit 4 GB RAM, oder im Spitzenmodell sogar mit 6 GB RAM paart? Genau, gar nichts. Das tolle und riesengrosse Display lädt natürlich dazu ein, grafikintensive Spiele zu installieren und zu sehen, wie sie sich auf einem so grossen mobilen Screen machen.

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Im Test hatten wir die Ausführung mit 4 GB Arbeitsspeicher und einem 128 GB großen Flash-Speicher, welchen ihr bekanntlich nicht erweitern könnt. Die 4 GB RAM reichten uns allemal aus, dass alle Apps äusserst zügig starteten und auch in Spielen keinerlei Probleme festzustellen waren. Bei der 6 GB RAM-Ausführung dürften Apps nochmal ein wenig zuppiger starten und das Gerät im Ganzen einen besseren Eindruck beim Multitasking machen – die Frage ist, ob sich das für jedermann rechnet. Klar, die Premium-Version kann auch mit 256 GB Speicherplatz aufwarten, aber wer mit 128 GB glücklich ist, wird vermutlich nicht den Aufpreis «nur» für den grösseren Arbeitsspeicher zahlen.

Akku

OMG, was für ein Biest von einem Akku! PCMark 8 ist ein echt grossartiger Test, bei dem Tätigkeiten wie Web-Browsing, Bearbeiten von Fotos und Videos etc. kombiniert werden und in diesem Fall kommen wir auf eine erstaunliche Screen-Time von zehneinhalb Stunden! Gibt es an anderer Stelle durchaus ein wenig Sehnsucht nach einem höher auflösenden Panel, so sind wir bezüglich der Akkulaufzeit natürlich glücklich damit, dass Xiaomi hier den dicken 4400 mAh Akku mit einem FullHD-Display kombiniert.

Die Quick Charge 3.0-Technologie von Qualcomm wird beim Mi Mix unterstützt, womit gewährleistet ist, dass der grosse Akku auch schnell wieder befüllt werden kann. Die mit dieser Technologie machbare Ladegeschwindigkeit wird hier zwar nicht ausgereizt, aber in unter einer Stunde seid ihr bei 80 Prozent, das volle Aufladen dauert 2,5 Stunden. Dabei brauchen allein die letzten 4 Prozent aber eine halbe Stunde, weil auf der Zielgeraden immer langsamer geladen wird.

Zu den flottesten Quick Charge 3.0-Devices gehört das Mi Mix also nicht, was allerdings angesichts einer Akku-Kapazität von 4400 mAh echt zu verschmerzen ist. Selbst wenn ihr euer Smartphone exzessiv nutzt, dürfte es schwierig sein, mit dem Ding nicht über einen Tag zu kommen.

Sound

Das spezielle Design des Xiaomi Mi Mix verlangt, das verschiedene, üblicherweise im oberen Front-Bereich angesiedelte Elemente dort weichen mussten. Das gilt auch für den Hörer, der aufgrund des Displays Platz machen musste. Wie unter dem Punkt «Display» bereits erwähnt, setzt Xiaomi auf ein piezoelektrisches Akustiksystem, bei dem der Schall über das Keramikgehäuse übertragen wird. Das funktioniert auch tatsächlich erstaunlich gut, mit einer Einschränkung: Werdet ihr angerufen, hört ihr euer Gegenüber ein wenig leiser, als ihr es von Smartphones mit normalen Sound-Elementen gewohnt seid. Das kommt dadurch, dass hier über Vibration Sound erzeugt wird, zudem ist der Klang eher dumpf. Im Normalfall ist die Lautstärke aber absolut ausreichend, wenn ihr zuhause seid. In lauteren Umgebungen hingegen wird es schwieriger, wenn ihr nicht auf Kopfhörer zurückgreifen könnt oder wollt.

Beim Hören von Musik oder beim Schauen von Videos sind die Speaker an der Unterseite ordentlich laut, so dass ihr euch zuhause auch ohne Kopfhörer durch Musik berieseln lassen oder Filme schauen könnt. Durch die Technologie vibriert das Smartphone ein wenig, wenn ihr die Lautstärke aufdreht, allerdings nicht so sehr, dass es unangenehm auffallen würde. Durch die Platzierung der Speaker an der Unterseite haben wir hier das bekannte Problem, dass man sie leicht mit der Hand verdecken kann, wenn man beispielsweise am Zocken ist. Dadurch verstummt der mässig bassige aber volle Sound nahezu völlig.

Der Sound ist alles in allem sicher nicht das Highlight des Geräts, aber eben auch wieder ein Kompromiss, der der Bauweise geschuldet ist und dafür absolut in Ordnung. Wir fragen uns lediglich, ob man nicht zu einer anderen Strategie hätte greifen können, indem man als Hörer einfach die Speaker an der Unterseite nutzt. Schliesslich drehen wir das Smartphone ja auch um, wenn wir Selfies machen wollen, wieso also nicht auch beim Telefonieren (auch wenn es dann weniger diskret wäre)?

Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass wir beim Testen immer wieder feststellen, dass bestimmt die Hälfte der getesteten Smartphones eine äusserst bescheidene Sprachqualität haben. Mag sein, dass das nicht mehr so entscheidend ist, dank Kopfhörern und Bluetooth-Headsets.

Software

Das hier ist wohl die unschönste Kategorie in diesem Test, denn auf dem Mi Mix kommt die MIUI 8-Oberfläche zum Einsatz und dabei handelt es sich um ein radikal verändertes, ja nahezu verstümmeltes Android 6.0 Marshmallow. Viele Dinge, die man an Android schätzt und gerne nutzt, finden einfach nicht statt auf diesem Gerät.

Wie gewohnt bei Xiaomi finden wir die Google Play Services nicht vorinstalliert vor und auch Features wie Smartlock sucht ihr vergeblich. Play bekommt ihr hier nur per Side-Load aufs Smartphone. Schaut man über diese Google-Abstinenz hinweg, ist MIUI 8 durchaus ansehnlich, auch der fehlende App-Drawer bereitet nicht wirklich Probleme.

Wie gewohnt bedient sich Xiaomi bei der MIUI-Oberfläche wieder beim Look von iOS, funktionell wird es jedoch schwieriger, wenn das Smartphone ausserhalb Chinas genutzt wird: Ihr könnt die Sprache zwar auf Englisch umstellen, allerdings funktionieren viele Dienste und Apps einfach nicht ausserhalb Chinas oder sind nur in Chinesisch verfügbar. Der Mi App Store und Mi Music sind Beispiele dafür.

Ein weiteres Problem, welches sich durch MIUI ergibt: Das weiter oben bereits erwähnte Smart Lock-Feature ist hier nicht an Bord. Wenn ihr diese Funktion auf einem Smartphone nutzt, wird zum Beispiel automatisch erkannt, wenn ihr euch in einer sicheren Umgebung – beispielsweise der eigenen Wohnung – befindet. Befindet ihr euch mit eurem Smartphone in dieser Umgebung, müsst ihr das Smartphone dann nicht entsperren, wenn ihr es in die Hand nehmt.

Das Fehlen dieser Möglichkeit ist in diesem Fall besonders ärgerlich, weil der Fingerabdrucksensor beim Mi Mix auf der Rückseite verbaut ist. Wollt ihr also nur mal schnell aufs neben euch liegende Smartphone schauen, könnt ihr es nicht einfach per Fingerabdruck entsperren, während es vor euch liegt, sondern müsst das Device in die Hand nehmen. Das wird durch die Grösse und das Gewicht des Smartphones natürlich nicht angenehmer, gerade wenn ihr das viele Male am Tag ausführen müsst. Davon abgesehen reagiert der Fingerabdrucksensor übrigens sehr flott und zuverlässig.

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Preis und Verfügbarkeit

Xiaomi hat uns das Mi Mix als Konzept-Smartphone vorgestellt, hat das Handset in China aber bereits am 4. November in die Läden gebracht. 3499 chinesische Yuan – umgerechnet etwa 500 Franken – wird die Einstiegs-Version mit 4 GB RAM und 128 GB Speicher kosten, wer lieber die Ausführung mit 6 GB Arbeitsspeicher und 256 GB internem Speicher greift mit 3999 Yuan bzw. etwa 570 Franken nur unwesentlich tiefer in die Tasche. Im Lieferumfang enthalten ist dabei sogar ein Leder-Case.

Wer das Mi Mix in Europa haben möchte, muss es sich über einen Händler importieren lassen, da es vorerst offiziell nicht bei uns erhältlich ist.

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Auch wenn wir uns schon ein klein wenig mit dem Mi Mix befassen konnten, können wir noch nicht abschliessend sagen, wie sich das Mi Mix im Alltag bewährt, aber es zeichnet sich ab, dass es ein echtes Performance-Monster ist, welches zudem über einen fetten Akku und vor allem mal wieder ein wirklich innovatives Design verfügt.

Fazit

Ganz ehrlich: Man muss schon eine Menge Glück haben, um dieses Smartphone in die Finger zu bekommen. Selbst in China bekommt man es derzeit nur schwer. Solltet ihr eins bekommen können: Kauft es, besorgt euch einen Screen-Protector und ihr könnt sicher sein, dass ihr ein Smartphone besitzt, welches den Weg in die Zukunft ebnet, was Design und Funktionalität angeht. Geht davon aus, dass sich an diesem Design viele Hersteller versuchen werden in der kommenden Zeit.

Dass es Xiaomi hier gelungen ist, den Rahmen nahezu zu eliminieren, ist natürlich eine Riesensache: Wer möchte nicht ein möglichst grosses Display in einem möglichst kompakten Smartphone? Diese Optik führt zu Problemen, die gelöst werden wollen und Xiaomi hat das mit Bravour gemeistert. Lange war Xiaomi als Copycat verschrien, steigerte in rasantem Tempo die Qualität seiner Hardware und ist mit dem Xiaomi Mi Mix jetzt an dem Punkt angelangt, wo man das Spiel mitbestimmt.

Die Mittelklasse beherrscht das Unternehmen sowieso aus dem Effeff – wenn Xiaomi jetzt noch die Software optimiert und eine richtig starke Kamera verbaut, können sie auch das High-End-Segment dominieren und Trends setzen. Wäre hier eine normale, westlich orientierte UI am Start mit allen gewohnten Features und könnte die Kamera mit den Flaggschiffen der Konkurrenz mithalten – das Mi Mix wäre unser Smartphone des Jahres geworden.

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Xiaomi Mi Mix

Wer das Glück hat, das Xiaomi Mi Mix zu ergattern, wirft einen Blick in die Zukunft der Smartphones. Das randlose Design hat uns im Test absolut überzeugt, das Zusammenspiel von sensationeller Optik, innovativen Technologien und bärenstarker Performance macht es zu einem absoluten Spitzen-Handset.

Es findet sich nur sehr wenig wirklich Kritikwürdiges beim Mi Mix. Dazu gehören jedenfalls die Software und eine eher unauffällige, aber davon abgesehen durchaus ordentliche Kamera. Absolute Kaufempfehlung, wenn ihr euch damit arrangieren könnt, hier nicht im LTE-Netz unterwegs sein zu können.

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Dieser Artikel ist zuerst auf mobilegeeks.de erschienen.

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unserious_CH
06.12.2016 17:42registriert August 2016
Das mit Abstand interessanteste Handy auf dem Markt. Leider sind die Negativpunkte nicht unerheblich:
- Zwar mit deutschem Betriebssystem über Drittanbieter verfügbar, aber nicht updatebar.
- Preise: Locker 200 - 500.- über dem hier angegebenen Preis.
- Garantiefälle schwierig da aus China.
Sonst wäre es schonlange in meinem Besitz
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Posersalami
06.12.2016 17:05registriert September 2016
Schaut schon schick aus! Aber wie lange gibt es Updates und und ist es frei von chinesischer Schnüffelsoftware?
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Tiny Rick
06.12.2016 17:27registriert Dezember 2014
Las es mal aus 20cm auf den boden fallen... fertig lustig. Keramik ist schön und kratfest, aber auch extrem spröde. Einmal fallenlassen und das ganze smartphone ist futsch, keine reperaturmöglichkeit.
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