Er hat auch schon in der Schweiz gelebt und gearbeitet. Bald tritt Luca Maestri im Silicon Valley in riesige Fussstapfen. Im Juni übernimmt der gebürtige Italiener offiziell den Posten des Apple-Finanzchefs. Einen Vorgeschmack auf das öffentliche Interesse erhielt er am Mittwoch (US-Ortszeit), als das Unternehmen in Kalifornien seine Quartalszahlen präsentierte. Der 50-Jährige referierte über knochentrockene Kennzahlen – und brachte mit seinem Akzent den US-Blog Cult of Mac ins Schwärmen. Ihm zuzuhören sei wie ein Bad im Prosecco.
Der erfahrene Manager, der in Rom und Boston studiert hat, wird in Zukunft in der obersten Liga spielen. Dabei hat der designierte Chief Financial Officer (CFO) erst letztes Jahr als Controller bei Apple angefangen. Schon damals wurde spekuliert, dass Maestri für grössere Aufgaben engagiert worden sei.
Ob er bei den Apple-Keynotes auftreten wird, ist fraglich. Der bisherige langjährige Finanzchef Peter Oppenheimer war jedenfalls kaum zu sehen. Er überliess die Show den erprobten «Product Guys».
Apple sei auf der Pirsch, sagte Tim Cook am Mittwoch. In den vergangenen zwei Jahren wurden 18 Firmen gekauft. Bei der Suche nach möglichen Übernahmekandidaten halten sich die Kalifornier an ihr Credo: Geheimhaltung ist oberste Pflicht. Und im Gegensatz zu Facebook (WhatsApp) und Google (Nest Labs) wolle man in erster Linie nicht mit milliardenschweren Zukäufen für medialen Wirbel sorgen.
Laut Tim Cook ist das iPad das am schnellsten wachsende Produkt in der Geschichte von Apple. Und es sei das einzige Gerät, das als «Instant Hit» gleich in allen drei Geschäfts-Segmenten eingeschlagen habe: bei den Privatkunden, bei den Firmenkunden und der Bildung. Das iPad verkaufe sich doppelt so gut wie das iPhone (in den ersten vier Jahren).
Was den schwindenden Marktanteil des iPads betrifft, kritisierte der Apple-Chef die Haltung vieler Analysten. Es mache keinen Sinn, Premium-Geräte mit Billigst-Tablets in einen Topf zu werfen.
Die Apple-Fans warten gespannt auf die dritte Generation der Set-Top-Box für den Fernseher. Apple-Gründer Steve Jobs hatte einst von einem «Hobby» gesprochen – Die Bezeichnung ging um die Welt, und ist nun von seinem Nachfolger endgültig begraben worden. Mittlerweile können sich die Zahlen sehen lassen. Allein 2013 wurde rund eine Milliarde US-Dollar umgesetzt. Seit dem Verkaufsstart am 9. Januar 2007 sind insgesamt 20 Millionen Apple TV über den Ladentisch gegangen.
Laut Gerüchteküche wird das neue Apple TV mit Sensoren zur Bewegungssteuerung ausgestattet sein. Dann müssten die Nutzer nicht mehr zur Fernbedienung greifen. Das dafür erforderliche Know-how hat sich Apple mit dem Kauf der Firma PrimeSense gesichert.
Wie zu erwarten, liess sich der Apple-Chef bei der Konferenzschaltung mit den neugierigen Analysten nicht in die Karten blicken. Bei der Präsentation der nächsten Quartalszahlen im Oktober werden aber neue Produkte im Portfolio sein. Dürfte heissen: die iWatch.
Weiter erinnerte Tim Cook daran, dass Apple schon bei den Smartphones und Tablets nicht das erste Unternehmen mit Geräten am Markt gewesen sei. Aber das erste, das kommerziellen Erfolg damit hatte.
Nach den unerwartet positiven Quartalszahlen kann das Unternehmen auch an der Wall Street punkten. Viele Analysten bewerten die Aktie neuerdings als «Strong Buy», wie 9to5mac berichtet. In den Prognosen der Börsenkenner ist von einem zukünftigen Aktienkurs von 600 Dollar oder mehr die Rede. Ein gewichtiger Faktor seien die iPhone-Verkäufe in China, Brasilien, Indien und weiteren aufstrebenden Ländern. Tatsächlich scheinen die pessimistischen Zeiten nach dem Tod von Steve Jobs überwunden. Dass Apple mangels Innovation dem Untergang geweiht sei, wagen derzeit nicht mal die grössten Kritiker laut zu sagen.