Der Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee, 63, ist unzufrieden mit seiner Erfindung respektive dem, was Amazon, Google, Facebook und Co. daraus gemacht haben.
Am Samstag hat Berners-Lee bei medium.com einen Beitrag mit dem Titel «One Small Step for the Web» veröffentlicht. Darin erklärt der Internet-Pionier, wie er das Internet «reparieren» will. Und zwar mit seinem Open-Source-Projekt Solid.
Solid steht für «Social Linked Data», eine neue Online-Plattform, die den Usern die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben soll.
Mit anderen Wissenschaftlern hat Berners-Lee am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die Plattform entwickelt. Im Zentrum stehen Daten-Tresore, «Solid POD» genannt, in denen die User alle wertvollen Daten ablegen können, seien dies persönlichen Informationen, Digitalfotos oder anderes.
Statt dass die User «kostenlose» Tools von Google und Co. verwenden und dabei mit ihren persönlichen Daten bezahlen, können sie die Funktionen ihres Pods nutzen. Dazu gehören gemäss futurezone.at:
Eigene Daten-Tresore kann man beim Internet-Provider seiner Wahl anlegen, die erforderliche Software ist als Open-Source-Code verfügbar.
Berners-Lee hat mit Mitstreitern die Firma Inrupt gegründet, um die nötige Infrastruktur bereitzustellen.
Ja. Guckst du hier.
Wobei das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt. Sprich: Der Nerd-Faktor ist riesig, der praktische Nutzen kleiner. 😉
Inrupt solle das werden, was Netscape einst für das WWW war: ein erster einfacher Zugangsweg, fasst Spiegel Online zusammen. «Ab dieser Woche sollen Entwickler überall auf der Welt ihre eigenen Apps für Solid bauen können, mithilfe der Werkzeuge, die Inrupt ihnen zur Verfügung stellt.»
1989 entwarf der britische Informatiker am CERN in Genf die Grundidee für das World Wide Web (WWW).
Nun will der preisgekrönte WWW-Erfinder zurück zu seiner ursprünglichen Vision. Denn:
Berners-Lee hat sich schon verschiedentlich gegen Datenmissbrauch und Massenüberwachung ausgesprochen.
Nein. Es gibt bereits dezentral organisierte Netzwerke, wie zum Beispiel Mastodon, das unter anderem auch von den Machern des Dokumentarfilms «The Cleaners» erwähnt wird.
Solid sei nicht der erste Versuch, die Marktmacht von Online-Giganten wie Facebook oder Google zu durchbrechen, hält futurezone.at fest. Das soziale Netzwerk Diaspora sei gescheitert, weil es von den Nutzern nicht angenommen wurde.
Doch halte Berners-Lee den Zeitpunkt für den Start von Inrupt für perfekt. «Facebook sei seit dem jüngsten Datenskandal rund um Cambridge Analytica in Bedrängnis geraten, so der Informatiker.» In Europa werde zudem gerade darüber diskutiert, wie man die Marktmacht der Online-Riesen eindämmen könne.
(dsc)