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Diese Kontroverse spaltet das Internet: Dürfen Game-Mods etwas kosten? Zwei Entwickler nehmen Stellung

Mods sind von Fans erstellte Erweiterungen für Games, die für mehr Variation sorgen.
Mods sind von Fans erstellte Erweiterungen für Games, die für mehr Variation sorgen.Bild: nexusmods

Diese Kontroverse spaltet das Internet: Dürfen Game-Mods etwas kosten? Zwei Entwickler nehmen Stellung

Die PC-Spieleplattform Steam hat vor Kurzem für das Rollenspiel «Skyrim» kostenpflichtige Mods eingeführt. Nach einem riesigen Aufschrei der Community wurde die Funktion wieder eingestampft. Zwei Mod-Entwickler erklären, wie sie dazu stehen.
29.04.2015, 12:3429.04.2015, 13:35
Philipp Rüegg
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Das Internet ist in Aufruhr. Nachdem Valve, die Firma hinter Steam, am 23. April für das Spiel «Skyrim» die Möglichkeit für Modder eingeführt hatte, Geld für ihre Produkte zu verlangen, brach die Hölle los. Die eine Hälfte wirft dem Unternehmen Geldgier vor und befürchtet, dass die User-generierten Zusatzinhalte plötzlich von billigen Ramschprodukten überflutet werden. Die andere Hälfte findet die finanzielle Entschädigung für die Künstler und Hobby-Entwickler fair und pocht darauf, dass es jedem selber überlassen sei, einen Mod zu kaufen oder nicht.

Was sind Mods?
Mods sind Zusatzprogramme für Spiele, die meist von Fans entwickelt werden. Sie müssen in der Regel separat installiert werden und verändern das Spiel auf unterschiedlichste Weise. Oft verschönern sie die Grafik oder fügen zusätzliche Spielinhalte ein, wie neue Waffen oder Aufgaben.
Der «Skyrim»-Mod «Protest sign: No paying for mods» steht derzeit hoch im Kurs. 
Der «Skyrim»-Mod «Protest sign: No paying for mods» steht derzeit hoch im Kurs. Bild: steam

Fakt ist, dass Valve die bezahlten Mods am Montag bereits wieder eingestampft hat und allen Käufern das Geld zurückerstatten wird. Einen Tag zuvor sah sich Valve-Chef Gabe Newel noch genötigt, auf Reddit Rechenschaft abzuliefern. Man werde sich jetzt erstmal durch die Lastwagenladung Feedback kämpfen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. «‹Skyrim› war vermutlich nicht der richtige Einführungsort. Wir denken, dass wir das Ziel ziemlich weit verfehlt haben, auch wenn wir der Meinung sind, dass sich hier irgendeine nützliche Funktion verbirgt.»

Bezahlte Mods auf Steam
Vor einer Woche führte Steam bezahlte Mods ein. Das erste Spiel, das solche Mods anbot, war das Rollenspiel «Skyrim». Dadurch konnten User, falls sie wollten, einen bestimmten Betrag für ihre Produkte verlangen, die bis anhin gratis waren. 25 Prozent des Ertrags ging an die Modder, 30 Prozent behielt Valve und 45 Prozent ging an Bethesda, die Entwickler von «Skyrim». Diese Verteilung wird auch in Spielen wie «Dota 2» und «Team Fortress 2» angewandt. Am Montag ruderte Valve wieder zurück, behält sich aber vor, die Funktion in einem anderen Spiel wieder einzuführen. 

Was denken die Modder?

Auch nach Valves Rückzieher ist die Debatte längst nicht abgeklungen. Garry Newman, der Mann hinter dem populären «Half-Life 2»-Mod «Garrys Mod» erklärte unlängst: «Als ich meinen Mod plötzlich verkaufte, waren alle wütend, bis sie merkten, dass das Produkt dadurch wesentlich besser wurde». Sein Mod habe ihm eine zehnjährige Karriere beschert und eine Firma mit über 30 Angestellten. 

Wir haben selbst zwei Mod-Entwickler befragt, was sie von der ganzen Geschichte halten.

Pro: James «Jimo» Ives ist ein britischer Webentwickler, der nebenbei auch Mods für Spiele wie «Dota 2» und «Skyrim» entwirft. Er gehörte zu den ersten, die Geld verlangten. Als Reaktion darauf erhielt er zahlreiche Todesdrohungen und beleidigende Kommentare.

«Niemand wird gezwungen, Mods zu kaufen.»
James hat für einen Mod «Half-Life» mit «Skyrim» gekreuzt. 
James hat für einen Mod «Half-Life» mit «Skyrim» gekreuzt. bild: steam

Kontra: Dem gegenüber steht John Skyrim, ebenfalls ein britischer Modder. Er findet, Mods müssen gratis sein, denn ohne sie würde heute niemand mehr «Skyrim» spielen.

«Mods sind der einzige Grund, warum ‹Skyrim› immer noch so populär ist.»
Ein Screenshot von Johns Mod «Deathwing Inspired Alduin Reloaded».
Ein Screenshot von Johns Mod «Deathwing Inspired Alduin Reloaded».bild: steam

Sollten Mods gratis sein?

James: Ich finde, jeder, der Inhalt produziert, sollte für seine Arbeit bezahlt werden. Andere Websites wie YouTube oder Twitch erlauben es ihren Usern auch, von ihrem Hobby zu leben. Ich sehen keinen Grund, warum das nicht auch für Leute gelten soll, die qualitative Inhalte für Games kreieren.
John: Mods sollten gratis sein, weil wir es aus Spass machen. Ich glaube, wenn Mods in «Skyrim» von Anfang an gekostet hätten, wären wir es gewohnt. Auf der anderen Seite hätte es dann nie so viele Mods gegeben. Es gibt abertausende von Mods und weil sie nichts kosten, kann jeder sie einfach ausprobieren und das Spiel nach Belieben verändern. Das macht Gratis-Mods so grossartig.

Sorgen bezahlte Mods für schlechtere Qualität?

James: Selbst, wenn das so wäre, niemand wird gezwungen, Mods zu kaufen. Nur Inhalte, die gut sind, werden in einem solchen System überleben. So reguliert sich der Markt selbständig. Man kann ähnliche Vergleiche ziehen zu den Free-to-Play- und kostenpflichtigen Spielen auf Steam.
John: Ich glaube, wenn Steam weiterhin Mods verkauft hätte, würden die Leute ihre guten Versionen nur noch gegen Geld anbieten und den Rest umsonst. Was man bei den ersten kostenpflichtigen Mods gesehen hat, ist, dass es meist unfertige Produkte waren mit zahlreichen Fehlern. Wenn man einen Mod schnell produzieren will, um möglichst schnell an Geld zu kommen, leidet die Qualität. Eine Gratis-Version darf hie und da ein paar Fehler enthalten, aber kostenpflichtige sollten zu 100 Prozent funktionieren.

Können bezahlte und gratis Mods koexistieren?

James: Absolut. Gratis Mods wird es weiterhin geben, das wird sich nicht ändern. Man muss nur einen Blick auf andere Plattformen wie den App Store oder den Google Play Store werfen, um zu sehen, dass es funktioniert.
John: Gratis Mods und solche, die kosten, könnten theoretisch nebeneinander existieren, aber momentan gibt es noch keinen vernünftigen Weg so was umzusetzen.

Warum sind viele User gegen bezahlte Mods?

James: Ein Hauptgrund liegt in den Fehlinformationen. Anreize für Entwickler zu schaffen, ist nie verkehrt und hat das Potential, ein besseres Spielerlebnis zu bieten, indem bessere Inhalte produziert werden. Finanzielle Anreize locken auch viel eher talentierte Entwickler an, die sonst vielleicht keine Inhalte erschaffen würden.
John: Zum Teil liegt es daran, dass wir daran gewöhnt sind, sie gratis zu bekommen. Ich glaube auch, dass es falsch ist, bei einem vier Jahr alten Game von der Arbeit der anderen zu profitieren. Ich hab mal gelesen, dass der durchschnittliche Modder rund 100 Mods installiert hat. Würden sie etwas kosten, käme man schnell auf 200 Franken, der Preis für das Spiel nicht mitgerechnet. Mods sind der einzige Grund, warum «Skyrim» immer noch so populär ist. Ich glaube, die Reaktionen waren etwas übertrieben, aber am Ende hat es funktioniert und die kostenpflichtigen Mods sind wieder verschwunden.

Freuen über Valves Entscheidung werden sich auch die Unterzeichner der Online-Petition gegen bezahlte Mods. Über 130'000 digitale Unterschriften sind zusammengekommen. Welchen Einfluss sie auf Valves Entscheidung hatten, ist unklar. Ob und wann das Unternehmen die Kaufoption wieder einführt, bleibt abzuwarten.

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